Kreis Olpe. Martin Reißner ist Pyrotechniker und kommt aus Attendorn. Aufgrund der unklaren Regeln überlegt er nun, sein Geschäft aufzugeben.

Es ist ein erneuter Rückschlag für die gesamte Feuerwerks-Branche. Schon wieder wird der Verkauf von Feuerwerkskörpern verboten – zumindest für Privatpersonen. Und das bekommt auch Martin Reißner zu spüren. Der Pyrotechniker aus dem Kreis Olpe bleibt auch in diesem Jahr wieder auf einem Großteil seiner Ware sitzen, macht dadurch hohe Einbußen und glaubt nicht daran, dass dieser Verlust wieder aufgefangen und ausgeglichen wird. Das sei eher unwahrscheinlich.

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Immerhin gibt es im Vergleich zum vergangenen Jahr einen kleinen Lichtblick: denn bei Veranstaltungen darf das Feuerwerk gezündet werden. So sei zwar der Verkauf an Privatpersonen untersagt, doch der an Gewerbetreibende erlaubt, erklärt der Pyrotechniker im Gespräch mit der Redaktion. Dennoch sitzt der Frust tief. Reißner überlegt sogar, sein Geschäft ganz aufzugeben.

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Corona-Regeln müssen früher beschlossen werden

„Ich weiß und kann auch verstehen, was gerade abläuft. Das ist für niemanden eine leichte Situation“, sagt der Pyrotechniker. Er selbst betont, dass er ein Freund der Impfungen gegen das Coronavirus sei und alle Maßnahmen unterstütze. „Aber, was ich nicht mehr toleriere, ist, dass man vier Wochen vor Silvester neue Entscheidungen trifft und neue Regeln auf den Weg bringt.“ Das hätte man seines Erachtens nach schon Monate vorher machen können – bevor man als Pyrotechniker nun wieder eine riesige Menge an Ware bestellt hat, die man nicht los wird. Zwar könne er einen Teil der Feuerwerkskörper wieder zurückgeben, doch diesen „Luxus“ genieße nicht jeder. „Wir haben unter Vorwand von Corona bestellt, wir haben schon geahnt, dass es so kommt, daher haben wir direkt storniert. Aber das gilt ja nicht für zum Beispiel große Supermarkt-Ketten“, erklärt Martin Reissner. Diese bleiben somit nicht nur auf der Ware sitzen, sondern müssen sich auch um die Lagerung kümmern. Denn Feuerwerkskörper dürfen nur unter bestimmten Umständen und für einen gewissen Zeitraum gelagert werden.

Feuerwerkskörper und Böller aus Polen, China und Tschechien äußerst gefährlich

Indes gehe es nicht nur um die Ware an sich. „Wir haben schon total viele Geschäftslokale abtelefoniert, um diese für den Verkauf anzumieten und alle Flyer gedruckt“, erzählt der Attendorner. Auf diesen Kosten bleibe er nun komplett sitzen – erneut. Denn: „Wir kriegen keine Hilfen, keine Gelder. Nicht einmal die versprochenen Hilfen aus dem letzten Jahr sind bislang hier angekommen. Dafür habe ich dann einfach kein Verständnis mehr.“ Und Reißner vermutet noch eine weitere fatale Folge des Feuerwerksverkaufsverbots: „Jetzt werden total viele ins Internet gehen oder fahren direkt nach Polen oder Tschechien, um dort Böller zu kaufen.“ Genau diese Feuerwerkskörper seien in Deutschland nicht zugelassen, erklärt der Pyrotechniker. So könne es unter Umständen mit dem ausländischem Feuerwerk zu enorm gefährlichen und massiven Verletzungen kommen.

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Martin Reißner bei Stadt Attendorn angestellt

Da Reißner noch bei der Stadt Attendorn angestellt ist, hat er „zum Glück ein festes Einkommen“. Doch seine eigene Firma ist eben eine Existenz, die er sich über Jahre aufgebaut hat, für die er hart gearbeitet hat. „Die Überlegung damit aufzuhören wird von Jahr zu Jahr stärker“, gibt er zu. Es sei einfach ein enormer Druck, der auf ihm laste.

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Die Umsatzeinbußen belaufen sich trotz der Vereinbarungen mit Zulieferern auf mehrere tausend Euro, sagt Reißner. „Nach dem letzten Jahr ist das alles schon sehr schwierig. Wir haben eigentlich gedacht, die leeren Kassen in diesem Jahr wieder auffüllen zu können.“ Doch die neuen Corona-Regeln, die erst vor einigen Wochen beschlossen wurden, machten nicht nur ihm, sondern allen Pyrotechnikern einen Strich durch die Rechnung. So sei man nun lediglich auf Abruf für große Veranstaltungen da. „Es ist auch okay, wenn es keine Feuerwerke mehr gibt, aber man braucht einfach mehr Sicherheit.“

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