Kreis Olpe. Zwei Einzelhändler aus Attendorn kritisieren die bevorstehende 2G-Regel. Es sei kontrollmäßig nicht leistbar.

Rainer Eiden ist nicht unzufrieden. „Wir müssen die Zeichen der Zeit sehen. Es ist verständlich, dass sich einige Kunden mit einem Besuch bei uns zurückhalten. Andererseits sind die Kunden, die zu uns in den Laden kommen, auch froh, bei uns ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen“, erklärt der Chef der Parfümerie Aurel an der Kölner Straße in Attendorn. Heißt also: Das Weihnachtsgeschäft hätte schlimmer anlaufen können. Wie eigentlich jedes Jahr sind es verschiedene Parfüme wie etwa Chanel, die besonders beliebt sind in der Vorweihnachtszeit.

Keine Wichtelgeschenke

Zufrieden, zumindest mit dem Verkauf von Deko-Artikeln, ist auch Martina Haberkamp, die unter anderem Wohnaccessoires und Geschenkartikel in ihrem Laden an der Ennester Straße verkauft. So seien die Adventskränze im Vorfeld des 1. Advents gut verkauft worden. „Was dieses Jahr leider komplett wegfällt, sind die beliebten Wichtelgeschenke, weil ja sämtliche Weihnachtsfeiern ausfallen“, ergänzt die Einzelhändlerin.

Was die beiden Attendorner Händler eint: Ihr Unverständnis für die sich anbahnende, flächendeckende 2G-Regel im Einzelhandel. Dann dürfen tatsächlich nur noch geimpfte oder genesene Personen bei Haberkamp und Co. eintreten. Ausnahmen bilden Apotheken, Lebensmittelläden und Co. also solche Geschäfte, wo man Ware des täglichen Bedarfs bekommen.

„Das ist kontrollmäßig für uns überhaupt nicht leistbar. Soll ich dann einen Mitarbeiter abstellen, der nur noch am Eingang steht und kontrolliert? Das funktioniert nicht“, kann Haberkamp bei der drohenden Neu-Regelung nur noch mit dem Kopf schütteln. Rainer Eiden sieht das genauso und spricht von einer nicht leistbaren Aufgabe für den stationären Handel. Er sagt: „Wir haben nicht ansatzweise eine so hohe Besucherdichte wie im Lebensmittelhandel. Wenn die Politik konsequent ist, dann müsste sie 2G wirklich flächendeckend und überall durchsetzen – und eben nicht nur im Fachhandel.“

Zumal, so Eiden, viele Kunden immer wieder den Händlern für die strengen Regeln die Schuld geben würden und gar nicht sehen, dass es sich um behördliche Vorgaben handelt. Deswegen sagt auch Martina Haberkamp: „Die Politik macht es sich hier schön einfach.“

Das erste Adventswochenende ist verhältnismäßig gut gelaufen, berichtet Peter Enders, Senior-Chef der Maiworm-Gruppe. „Viele Kunden nutzen die Zeit Ende November für vorgezogene Weihnachtseinkäufe“, sagt er. „Das hat sich auch am vergangenen Wochenende gezeigt.“ Wie es jetzt weiter gehe, sei aktuell schwer zu sagen. Zunächst gehe es darum, die finalen Beschlüsse abzuwarten. Eine Ausweitung der 2G-Regel auf den Einzelhandel sieht Peter Enders allerdings eher unproblematisch. „Wir haben den Eindruck, dass die meisten Kunden damit gut zurechtkommen werden“, so der Senior-Chef.

„Zumal der Nachweis ja ganz einfach auf dem Smartphone mitgeführt werden kann. Ältere Kunden sind da vielleicht noch eher unsicher, das wird sich aber einspielen.“ Dennoch: Der 2G-Nachweis muss kontrolliert werden. Damit muss in jeder Filiale ein Mitarbeiter beauftragt werden. „Der Mehraufwand wird sich aber in Grenzen halten“, sagt Peter Enders. Man sei gerade dabei, eine Spezial-App zu installieren, mit dessen Hilfe, Corona-Nachweise überprüft werden können – auch auf ihre Echtheit.

1250 Firmenpräsente

„Das reine Kundenlaufgeschäft ist noch relativ verhalten, aber wir haben in Verbindung mit dem Weihnachtsgeschäft Aufträge für 1250 Firmenpräsente. Wir wissen kaum noch, die Sachen herbeizubekommen. Wir freuen uns riesig“, sagt Arnold Vogt, Inhaber des Geschäftes „Schenken & Genießen“ an der Kölner Straße in Grevenbrück. Er profitiert hauptsächlich von der Absage der Weihnachtsfeiern. Da stehen Präsente hoch im Kurs.

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Arnold Vogt rechnet damit, dass er vor allem in den 14 Tagen vor dem Fest noch einmal gut zu tun haben wird: „Gegessen, getrunken und genossen wird immer.“ Ein 2 G-Nachweis ist bei ihm kein Thema. Er gehört zur Lebensmittelbranche. „Wir haben wesentlich weniger Non-Food- als jeder Discounter. Wein ist ja auch ein Lebensmittel.“ Weiterhin ein großer Erfolg ist sein „Genießer-Drive-Inn“, bei dem die Kunden die Ware in seinem Online-Shop bestellen und dann mit dem Auto abholen können.