Kreis Olpe. Thomas Reimer ist 24 Jahre alt und Ehrenamtler im Deutschen Kinderhospizverein in Olpe. Er möchte nach einigen Jugendsünden etwas Gutes tun.
Die Jugend ist dafür da, um sich auszuprobieren. Neue Erfahrungen sammeln. Grenzen testen. Die erste Liebe, das erste Mal Alkohol trinken, das erste Mal feiern gehen. Doch manchmal führt der Weg ins Abseits. In die Grauzone. So war es auch bei Thomas Reimer. Der junge Mann aus Buschhütten (Kreuztal) spricht von einigen Jugendsünden, auf die er nicht stolz ist. Aber irgendwann hat er sich gedacht, etwas ändern zu wollen. Etwas Gutes tun. Für sich – aber vor allem für andere. Mittlerweile ist er ehrenamtlicher Begleiter im Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Olpe. Wie seine Mitarbeit dort wohl aussieht?
Ehrgeizig und motiviert in die Zukunft
Thomas Reimer ist 24 Jahre alt. Gebürtig kommt er aus Forst (Brandenburg), ist aber in Olpe aufgewachsen. Nach seinem Abschluss an der Hakemickeschule hat es ihn in die Industrie verschlagen. Er hat eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker gemacht, arbeitet heute in der Elektroindustrie. Nebenbei jobbt er noch in der Gastronomie. Weil es ihm Spaß macht – aber auch, weil er sich noch ein bisschen was dazu verdienen möchte. Thomas Reimer möchte sich nämlich weiterbilden. Der Technische Fachwirt ist sein Ziel. Ziele hat der junge Mann viele. Er ist ehrgeizig, motiviert und scheut keine Herausforderung.
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Das war nicht immer so. Thomas Reimer spricht von Jugendsünden, einem „schwierigen Freundeskreis“. Heute hat er sich von einigen Leuten getrennt. Von vermeintlichen Freunden, wie er sagt. „Wenn ich zurückdenke, ist mir das sehr unangenehm“, erzählt der 24-Jährige. „Emotional habe ich das teuer bezahlt.“ Näher möchte er das nicht ausführen. Spielt in dem Leben des jungen Mannes heute aber auch keine Rolle mehr. Denn er hat einen neuen Weg eingeschlagen. Einen Weg, der ihn zum Deutschen Kinderhospizverein geführt hat. Ursprünglich wollte er dort einfach mal reinschauen. Einfach mal aushelfen. Dann wird er auf die ehrenamtliche Begleitung im Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst aufmerksam gemacht. Es geht um die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit lebensverkürzenden Erkrankungen. Aber auch deren Familien, ihre Geschwister und Bezugspersonen.
Die eigene Endlichkeit
Warum eigentlich nicht, hat sich Thomas Reimer gedacht – und sich anfang des Jahres kurzerhand zum qualifizierten Vorbereitungskurs angemeldet. Denn einfach so loslegen, das funktioniert nicht. Die Ehrenamtlichen werden geschult – und zwar umfassend. Ein paar Monate dauert der Kurs. Es geht um die Grundlagen der Kinder- und Jugendhospizarbeit. Um Verluste und das Trauerleben in der eigenen Kindheit. Um kindliche Todesvorstellungen. Um die eigene Endlichkeit – und vieles mehr. „Es hat viel mit Selbstreflexion zu tun“, erzählt Thomas Reimer. „Auch, sich trauen über persönliche Dinge zu sprechen, sich zu öffnen.“
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Heute begleitet er einen jungen Mann aus dem Kreis Olpe. Er ist kaum jünger als Thomas Reimer, gerade 23 Jahre alt. Er ist krank und sitzt im Rollstuhl. Mental ist er top fit – nur motorisch ist er stark eingeschränkt. Die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden. „Er kam ins Wohnzimmer und hat erstmal ein lockeres Moin in den Raum geworfen“, erzählt Thomas Reimer und lacht. „Da ist bei der mir der Druck abgefallen und ich wusste, dass das reibungslos funktionieren wird.“
Eine Freundschaft – so bezeichnet Thomas Reimer ihr Miteinander. Es fühlt sich nicht an wie ein Ehrenamt. Erst recht nicht wie Arbeit. Es macht einfach Spaß, erklärt er. „Für mich ist er ein Kumpel“, sagt Thomas Reimer. „Ich bin gern bei ihm.“ Die beiden sehen sich regelmäßig. Eher am Wochenende, aber auch mal unter der Woche. Eben so, wie es gerade passt. Was sie zusammen machen, hängt davon ab, worauf sie Bock haben. Sie tauschen sich gern über Filme aus. Die Marvel-Filme sind bei den jungen Männern ganz angesagt. Wenn es möglich ist, wollen sie mal was trinken gehen. Oder vielleicht mal ein Festival besuchen.
Verantwortung übernehmen
Belastend empfindet Thomas Reimer die Begleitung nicht. Natürlich, sein neuer Kumpel ist krank. Und natürlich macht man sich darüber auch mal Gedanken – aber auch nicht zu viel. „Viele sagen, dass sie das nicht könnten“, sagt er. „Aber jeder muss mal sterben. Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, was bis dahin passiert.“ Es müssten sich mehr Menschen im Kinderhospizverein engagieren, findet er. Gerade auch junge Leute wie er. „Da läuft viel in die falsche Richtung“, sagt Thomas Reimer. „Was das Denken und was das Verhalten der jüngeren Generation angeht. Einfach was die allgemeine Haltung betrifft.“ Mal über den Tellerrand schauen, über die eigenen Bedürfnisse hinaus denken und Verantwortung übernehmen – das ist es, was Ehrenamtliche dort für sich mitnehmen. Und – schon fast nebenbei – jungen Menschen mit lebensverkürzenden Krankheiten und deren Familie eine Freude bereiten.
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Der nächste qualifizierte Vorbereitungskurs beginnt im Januar 2022. Es sind noch Plätze frei, Ehrenamtliche werden dringend gesucht. Bei Fragen können Sie sich an den Deutschen Kinderhospizverein wenden unter Telefon: 02761 / 85997-14. Weitere Infos finden Sie hier.