Kreis Olpe. Mit dem Kneipensterben und der Schließung der klassischen Vereinslokale verlagerte sich das Vereinsgeschehen immer mehr auf die Sportanlagen.
Eine solche Explosion hat das Lennetal noch nie zuvor erschüttert. Es war der 17. Februar 2014, als das Vereinsheim der SG Finnentrop/Bamenohl mit einem höllischen Knall in die Luft flog. Gas!
Das Spielfeld war übersät mit Gebäudeteilen. Es war eine glückliche Fügung, dass niemand verletzt wurde, kurz drauf hätten die E-Jugendfußballer dort ihr Training gehabt.
Für den Verein ist an diesem Tag mehr kaputt gegangen als ein Gebäude. Da hat mehr in Trümmern gelegen als vier Wände und ein Dach. Der SG Finnentrop/Bamenohl ist ein Treffpunkt zu großen Teilen entrissen worden. Von einer auf die andere Sekunde.
Und Treffpunkte, Begegnungsstätten für alle Generationen sind die Klubheime mehr denn je. „Wir haben das zunächst nicht so gemerkt, weil unser Platz sowieso kaputt war und wir ohnehin in Serkenrode und Fretter gespielt haben“, erinnerte sich Simon Machula, Sportlicher Leiter der SG Finnentrop/Bamenohl, „dann mussten wir ausweichen, weil unser Klubhaus quasi auf dem Platz lag.“
Bretterverschlag ist einst Standard
Als die Fußballer dann auf den reparierten Rasen zurückkehrten, fehlte das Klubhaus schon. „Es gab durchaus schöne Stunden, die wir im Rohbau verbracht haben“, wusste Machula, „da haben wir auch ein halbes Vereinsheim gut genutzt.“
Mit dem Kneipensterben auf den Dörfern und der Schließung der klassischen Vereinslokale verlagerte sich das Vereinsgeschehen immer mehr auf die Sportanlagen. Entsprechend viel Herzblut aber auch Geld investieren die heimischen Sportvereine in ihre Schmuckstücke. Was man diesen auch ansieht. Wohl nirgendwo ist die Dichte an schönen Vereinshäusern so groß wie in unserem Kreis Olpe.
„Früher gab es diese Vereinsheime so nicht. Da konnte man sich mal gerade umziehen, da machte der Schiedsrichter seinen Spielbericht“, erinnerte sich Marius König, Vorstandsmitglied der Sportfreunde Dünschede. Ein Bretterverschlag hier und da, ein notdürftiger Unterstand, eine Getränkebude. Über mehr als diese Provisorien verfügten die wenigsten Vereine.
Auch das Dünscheder Vereinsheim wurden mit den Jahren immer attraktiver. Doch solch einen Glanz wie heute hatte es noch nie. In einer kleinen Feierstunde mit Ehrengästen aus Sport und Politik wurde das Schmuckstück jetzt neu eröffnet. Auf einem riesigen Bildschirm gibt es sky mit Bundesliga und 2. Liga. Christian Pospischil, Bürgermeister der Hansestadt, war sichtlich beeindruckt: „Die Sportfreunde Dünschede sind ja bekannt dafür, dass sie ihre Sportanlage, früher die Heidekampfbahn, heute den Sportpark Repetal, hegen und pflegen.“ Das sei über die Ortsgrenzen bekannt, so der Bürgermeister, „deshalb freue ich mich, dass ihr hier ein integratives Projekt machen wollt, um die Dorfbevölkerung anzusprechen und hier einzubinden.“ Das ist der Punkt: „Unser Ziel war es, einen Treffpunkt für jung und alt zu schaffen“, betonte Christian Schmidt, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Dünscheder Sportverein, „wir wollen nicht nur unsere Vereinsmitglieder, sondern das ganze Dorf willkommen heißen, hier schöne Stunden zu verbringen.“
Aus der Not im November 2020 wurde eine Tugend im November 2021. Vor einem Jahr traf die Sportfreunde Dünschede ein extremer Wasserschaden in ihrem Klubhaus. Mit der Folge, dass der gesamte Klubraum nicht mehr nutzbar war. „Fünf, sechs Kubikmeter Wasser sind da rein gelaufen“, berichtete Vorstandsmitglied und „Bauherr“ Christof Kirchhoff. Das Malheur war zugleich eine einmalige Chance, alles anzupacken, die Räumlichkeiten komplett wieder herzustellen. Und fit zu machen für die kommende Generation.
Modern und gemütlich zugleich
Die gute Stube ist nicht mehr wiederzuerkennen. Modern, aber dennoch gemütlich mit Sesseln an tiefen Tischen und knallroten Hockern in den Vereinsfarben an Stehtischen, alles hell und freundlich. Das vorherige Innenleben war unbrauchbar. Durch den Wasserschaden. Außer dem Mobiliar wurde auch die urige Theke derart in Mitleidenschaft gezogen, dass man sich von ihr trennen musste. Das Motto des Vereins: „Wenn man nur im Kleinen anfängt, kommt nichts dabei heraus. Das müssen wir im Ganzen in Angriff nehmen.“
Das Ganze gelang auch mit Unterstützung der Stadt Attendorn, dem das Gebäude gehört und die 40 Prozent der Kosten mitgetragen hat. Dietmar Saure: „Ohne die Unterstützung durch Leader wäre das nicht möglich gewesen.“ Christian Schmidt: „Was hervorzuheben ist, ist der Mut, in diesen unsicheren Zeiten diesen Schritt zu wagen, das alles aufzubauen.“ Unsicher war alles, wohl wahr. Es war November 2020, als auch der Amateursport dicht machen und in die Zwangspause musste.
Nun erarbeitetet der Verein ein Konzept, dass das Vereinsheim auch wochentags offen hat, dass es einen Anlaufpunkt wird, sich zu treffen. Über den Sportverein hinaus, für die ganze Gemeinde. Ein Ideenwettbewerb soll übrigens einen Namen für das Gebäude hervorbringen.
Edmund Hesses Idee
Das Vereinsheim ist praktisch jeden Tag geöffnet, weil im „Sportpark Repetal“ viele Jugendmannschaften Training haben. Ungewöhnlich ist der kleine und überdachte Balkon, von dem aus man das Spielfeld überblicken kann. Die Idee dazu stammte übrigens noch vom ehemaligen Vorsitzenden Edmund Hesse.
Das frühere Vereinslokal befand sich in St. Claas. Gasthof Wüllner. König: „Umgezogen haben sich die Spieler bereits in den 80er Jahren im jetzigen Vereinshaus. Dort fanden dann später auch die Sitzungen und die Jahreshauptversammlung statt.“
Auch beim Dünscheder Stadtrivalen SV 04 Attendorn spielt sich das Vereinsleben hauptsächlich im Stadion ab. Vorstandsmitglied Christoph Schmidt: „Wir haben in dem Sinne auch kein Vereinslokal mehr. Wenn wir allerdings eine Vorstandssitzung haben, dann wechseln wir schon durch die Attendorner Lokalitäten, aber sonst ist es in der Tat so, dass wir rund um den Platz herum agieren.“
Der SV 04 Attendorn ist ein großer Verein. Er hat, außer seinen Seniorenmannschaften, auch viele Jugendspieler und Altligaspieler. Entsprechend rege ist der Betrieb im Hansastadion. „Definitiv“, antwortete Christoph Schmidt, „24/7“. Er ergänzt: „Das Vereinsheim ist sehr schön, aber wir haben, coronabedingt, auch einige Sachen runtergefahren.“
Feste Würfelrunden oder Kartenclubs gibt es zwar nicht. „Aber das sind meist die Gleichen, meist die SV-04-Veteranen, plus der eine oder andere Jüngere, der sich dort aufhält.“
Besuch der Handballer
Was Christoph Schmidt ebenfalls erfreut feststellt: Immer wieder sind Gäste vom Handball da. Die SG Attendorn/Ennest spielt nur einen Steinwurf entfernt in der Rundturnhalle und kommt sonntags nach den Heimspielen der Fußballer rüber. Unter der Woche ist es ruhiger, da gibt es Mannschafts- und Spielbesprechungen. „Aber die klassischen Trainingskiebitze gibt es in Attendorn wie bei fast allen Fußballvereinen auch, und die trinken auch ihr Fläschchen Bier noch.“