Gerlingen. Die direkte Anbindung der Industriegebiete in Gerlingen an die A 4 ist endgültig gescheitert. Wie es jetzt weiter geht, lesen Sie hier.

Am Mittwochmorgen startete das neue Amazon-Verteilzentrum im Industriegebiet auf der Mark ins Weihnachtsgeschäft, am Abend stand einmal mehr die Verbesserung der Gerlinger Verkehrssituation bei der Ratssitzung in der Gesamtschule Wenden im Mittelpunkt. Die wichtigste Nachricht: Der Zug für einen direkten Anschluss der Gewerbegebiete an die A 4 ist endgültig abgefahren. Das teilte Bürgermeister Bernd Clemens mit.

Beim Bundesverkehrsministerium habe die Gemeinde einen entsprechenden Antrag gestellt. Dieser sei an die Autobahn AG weitergeleitet worden. Mit Markus Hohmann, dem Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, habe er dann der Direktorin der Autobahn AG den Vorschlag noch einmal persönlich unterbreitet, so Clemens. Das Ergebnis war ernüchternd. „Es ist eindeutig eine Abfuhr erteilt worden für eine separate Anschlussstelle an der A 4. Die Absage liegt jetzt auch schriftlich vor“, so Bernd Clemens. Und: „Jetzt müssen wir uns voll und ganz auf eine Ortsentlastung konzentrieren.“

Dabei sei die sogenannte Variante 2 der Favorit. In Höhe der Firma Sunflex ist eine Unterführung geplant, dann geht es an der Kläranlage vorbei und wieder auf die L 512. „Das ist die Trasse, die am zielführendsten ist. Der Rat hat entschieden, dass wir das unabhängig vom Gewerbegebiet Ruttenberg machen. Die Situation in Gerlingen bedarf rasch einer Lösung. Wir werden uns auf die Machbarkeitsstudie konzentrieren“, sagte Clemens. In Höhe der Firma Dietrich könnte der Verkehr wieder auf die L 512 kommen. Der Firmenchef sei zu Gesprächen bereit, um die Planungen abzustimmen.

Ablehnung von Ruttenberg

Franz-Josef Henke (CDU) betonte im Namen aller Gerlinger Ratsvertreter, dass man das geplante interkommunale Gewerbegebiet Ruttenberg der Gemeinde Wenden mit Kreuztal und Olpe vor dem Hintergrund des gescheiterten Autobahn-Anschlusses ablehne: „Das 70 Hektar große Gewerbegebiet über eine Umgehungsstraße anzuschließen, grenzt an Realitätsverlust. Das würde das größte Verkehrschaos in Nordrhein-Westfalen auslösen.“ Stattdessen, so Henke, solle das frühere interkommunale Gewerbegebiet Landhecke (Wenden und Kreuztal) noch einmal auf den Tisch kommen. Dies habe keine Chance, meinte Clemens: „Das ist damals aus ökologischen Gründen abgelehnt worden.“

Die Umgehungsstraße werde keine Landstraße, sondern eine kommunale Straße sein, so der Bürgermeister. Entweder würde sie von den drei Kommunen oder von Wenden allein umgesetzt: „Es gibt das Signal, dass die Autobahngesellschaft das unterstützt. Das muss zwingend beim sechsspurigen Ausbau berücksichtigt werden.“ Zur Frage von Elmar Holterhof (Grüne), wie denn die Zeitschiene aussehe, sagte der Bürgermeister: „Im günstigsten Fall könnte die Ortskernentlastungsstraße in sechs bis acht Jahren fertig sein.“

„Die Gerlinger wollen auf die zeitliche Tube drücken“, betonte Sven Scharz (SPD). Es solle ein Projekt- und Zeitplan erstellt werden. Da sei richtig, so Clemens, doch zunächst müsse die Machbarkeit geklärt werden: „Wir werden im Hause alles daransetzen, dass das schnell geht.“

Baustellenampel zur Probe

Bei den kleineren Verbesserungsmaßnahmen für die Ortsdurchfahrt ist der aktuelle Stand wie folgt. Im ersten Quartal 2022 wird am Knotenpunkt Ludwig-Erhard-Straße/L 512 (Zufahrt zu Amazon) für einen Probezeitraum von zwei bis drei Wochen eine Baustellenampel aufgestellt. Zudem ist die Entscheidung über das Bus-Kap in Höhe des Netto-Marktes gefallen. Die Verkehrskommission hat den Umbau in eine Busbucht befürwortet. Die Planung wird noch final mit StraßenNRW und VWS abgestimmt. Allerdings gibt es laut Bürgermeister Clemens Probleme beim Grunderwerb, so dass noch umgeplant werden müsse.

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Die andere Variante, die Bushaltestelle aufzugeben und in die Buswende zu integrieren, ist von der VWS abgelehnt worden. Grund: Linien- und Schulbusverkehr würden kollidieren und das Wiedereinfädeln in die L 512 zu lange Wartezeiten produzieren.

Die Verlängerung der Rechtsabbiegespur an der Gerlinger Mühle von Rothemühle nach Wenden wird noch überprüft. Für Aufregung sorgen in Gerlingen schon länger die Ampelschaltungen, einschließlich der Fußgängerampel bei der Buswendeschleife. Kritikpunkt: die mangelnde Abstimmung. Dies hat StraßenNRW von einem Experten prüfen lassen. Dieser hat unter anderem festgestellt, dass die Fußgängerampel am Antonius-Weg tagsüber im falschen Nachtprogramm lief. Unterm Strich meinte der Experte zu allen Ampeln: „Die Knotenpunkte sind weitgehendst ausgelastet. Wir sind mit diesen Anlagen am Ende der Leistungsfähigkeit.“ Zu viele Anlieger, wie Netto-Markt, Tankstelle oder Gasthof, würden den Verkehrsfluss auf den 680 Metern behindern, so der Experte, der abschließend meinte: „Es tut mir leid, nichts Besseres bieten zu können.“