Drolshagen. Die Stadt Drolshagen will bezahlbaren Wohnraum schaffen – ohne Steuergeld dafür auszugeben. Das Modell ist im Kreis Olpe bislang einzigartig.
Etwa 30 Prozent unter den ortsüblichen Mieten werden die Preise in den Mehrfamilienhäusern liegen, die von der Genossenschaft „Land.Leben.Drolshagen“ gebaut werden sollen. So kündigt es Michael Kirchner, geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens Pyramis, am Dienstag an. „Unser Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen ohne Subventionen oder zusätzliche Steuern“, erklärt er. Was klingt wie die Quadratur des Kreises, sei über das Genossenschaftsmodell möglich, zeigen sich auch die Stadt Drolshagen und die Sparkasse Olpe-Wenden-Drolshagen – neben Pyramis die weiteren Gründungsgenossen – überzeugt. „Wir können damit“, sagt Michael Kirchner weiter, „eine sozialere Marktwirtschaft schaffen.“
Die neue Genossenschaft verfolgt keine Gewinnerzielungsabsicht. Darin liegt der Kern des Projektes: Sie baut Mehrfamilienhäuser, ohne auf die Rendite schauen zu müssen. Und sie erschließt Baugebiete, dessen Grundstücke dann zum Teil auch verkauft werden sollen.
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Die Mieter werden dann automatisch zu Mitgliedern der Genossenschaft – erhalten damit das Recht, in dem entstandenen Quartier zu leben und ein Stimmrecht, aber keine Dividende. „Das ist mehr, als nur Mieter zu sein“, zeigt Michael Kirchner auf, dass in der Hausgemeinschaft ein „Wir-Gefühl“ entstehen soll. „Und damit können wir Neues schaffen.“
Der Pyramis-Gesellschafter kann sich zum Beispiel die Anschaffung eines Quartiersautos vorstellen. „Dann braucht nicht jeder Haushalt einen Zweitwagen, sondern kann bei Bedarf auf das Gemeinschaftsfahrzeug zurückgreifen.“ Auch im Energiebereich könne sich die Haus- oder Quartiersgemeinschaft über die Genossenschaft zusammentun, um innovative Ideen voranzubringen.
Ausschuss stimmt für Gründung
Pyramis verdient an der Genossenschaft, die sie in ähnlicher Form schon in anderen Kommunen umgesetzt hat, selbst genauso wenig wie Stadt und Sparkasse. Allerdings wird die Gesellschaft für Immobilienentwicklung aus dem Münsterland verschiedene Dienstleistungen liefern, etwa von ihren Ingenieuren in der Planungsphase und später auch in der Hausverwaltung. Beim Bau sollen nach Möglichkeit Handwerker aus der Region zum Zuge kommen, eine öffentliche Ausschreibung ist anders als bei städtischen Projekten nicht notwendig.
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„Es geht darum, die Region weiterzubringen“, sagt Wilhelm Rücker, Vorstandsmitglied der Sparkasse Olpe-Wenden-Drolshagen, „das deckt sich mit dem Auftrag der Sparkasse.“ Das Geldinstitut wird seine Expertise in Finanzfragen genauso einbringen wie die Kenntnisse über den Immobilienmarkt in der Region.
Dass bezahlbarer Wohnraum auch im Sinne der Stadt ist, daran lässt Bürgermeister Ulrich Berghof keinen Zweifel. „Wenn das über Investoren läuft, führt das dazu, dass die Kosten durch die Decke gehen.“ Und selbst habe die Stadtverwaltung in diesen Fragen kein Know-how. Daher habe sie schon länger nach externen Möglichkeiten gesucht. „Die Vorteile dieser Genossenschaft haben uns überzeugt.“
Im Stadtentwicklungsausschuss stieß die Genossenschaftsidee am Dienstag auf ein einhellig positives Echo. Wenn jetzt der Stadtrat am Mittwoch auch noch zustimmt, kann die Genossenschaft gegründet werden. „Und dann legen wir los“, kündigt Ulrich Berghof an. Konkrete Grundstücke gibt es aber noch nicht und auch einen Zeitplan, bis wann das erste Projekt umgesetzt werden soll, geben die Gründungsgenossen zumindest öffentlich nicht vor.