Kreis Olpe. Ab Dienstag gilt keine Maskenpflicht mehr an Schulen. Lehrer, Eltern und Schüler im Kreis Olpe sind geteilter Meinung. Einige tragen weiter Maske.
Ab kommenden Dienstag, 2. November, müssen Schüler und Schülerinnen während des Unterrichts keine Maske mehr tragen. Das hat das NRW-Ministerium für Schule und Bildung am Donnerstag beschlossen. Gleichzeitig steigt die Sieben-Tage-Inzidenz sprunghaft an, vor allem im Kreis Olpe, wo es zuletzt auch zu vielen Impfdurchbrüchen gekommen war. Wie reagieren die Schulen im Kreisgebiet auf diesen Vorstoß?
Gesamtschule Wenden: Beziehung und Bindung zwischen Lehrer und Schüler hat gelitten
„Ich sehe das mit gemischten Gefühlen“, meint Julia Cruz Fernandez, Schulleiterin der Gesamtschule Wenden. „Auf der einen Seite steigen die Zahlen wieder an und natürlich macht man sich da Sorgen. Auf der anderen Seite sehen wir auch, was das Tragen von Masken mit den Schülerinnen und Schülern gemacht hat.“ Denn gerade in einer Ganztagsschule sei das Tragen der Maske mitunter sehr anstrengend, zum Beispiel im Musikunterricht, in dem gesprochen, gesungen und sich bewegt wird. Auch die Beziehungs- und Bindungsarbeit habe darunter gelitten. „Die Fünftklässler, die im Sommer zu uns gekommen sind, haben wir quasi noch gar nicht richtig gesehen. Außer, wenn wir sie mal draußen antreffen.“
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Einige Schülerinnen und Schüler hätten aber auch schon signalisiert, dass sie die Maske freiwillig weitertragen werden. „Für sie ist es ein Automatismus geworden. Sobald sie das Gebäude betreten, ziehen sie sich die Maske auf“, so Cruz Fernandez. Wie hoch die Impfquote an der Schule ist, kann Cruz Fernandez nicht beziffern. „Mein Eindruck ist aber, dass die Impfbereitschaft hoch war und ist. Wir appellieren daran, dass sich die Leute impfen. Aber wir respektieren es auch, wenn es jemand nicht möchte. Es ist eine individuelle Entscheidung.“
Grundschule Drolshagen: Erleichterung für die Kinder beim Lernen
Zwiegespalten ist auch Petra Schmidt, Schulleiterin der Gräfin-Sayn-Verbundgrundschule mit dem Hauptstandort in Drolshagen. „Gerade bei den steigenden Zahlen wären die Masken ein Schutz. Wir glauben aber, dass durch die PCR-Tests, die wir zwei Mal in der Woche machen, eine Ansteckung in der Schule sehr unwahrscheinlich ist.“
Für die Kinder und die Lehrkräfte sei es erleichternd, dass die Maskenpflicht jetzt entfalle. „Das Unterrichten fällt sehr schwer. Gerade, wenn es um das Buchstabenlernen geht, braucht man einfach Mimik und Gestik dazu. Das war durch die Masken stark eingeschränkt“, so Schmidt.
Gymnasium Attendorn: Überrascht vom Erlass aus Düsseldorf
Mit einer gewissen Verwunderung hat auch Markus Ratajski, Leiter am St.-Ursula-Gymnasium in Attendorn, den Erlass aus Düsseldorf zur Kenntnis genommen: „Dass jetzt, wo die Inzidenzwerte steigen, die Maßnahmen, die einen hohen Schutz erweisen, aufgehoben werden, überrascht mich schon. Ich persönlich gehöre zum Team Vorsicht und hätte noch abgewartet.“ Weil die Impfquote an seiner Schule relativ hoch sei – in der Oberstufe seien rund 80 bis 90 Prozent der Schüler geimpft – macht sich Ratajski aber auch nach dem Wegfall der Maskenpflicht keine großen Sorgen. Die spannende Frage sei nun, wie viele seiner Schüler freiwillig die Maske im Unterricht aufhalten werden.
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Für Emily Nollmann, Lavinia Innerhofer und Luisa Risch, drei 15-jährige Schülerinnen vom Ursula-Gymnasium, ist diese Frage schon beantwortet: Sie werden die Masken weiterhin aufhalten.
„Wir schützen uns mit der Maske nicht nur vor Corona, sondern auch vor allen anderen Grippeviren“, sagt Nollmann, die in Attendorn lebt. Ähnlich sehen es ihre Freundinnen. Luisa Risch aus Windhausen: „Selbst auf dem Schulhof halten sehr viele ihre Masken auf. Es ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt, die Masken abzusetzen, wenn man sieht, wie die Inzidenzen nach oben gehen.“ Und Lavinia Innerhofer ergänzt, dass man ja nicht nur sich, sondern auch andere Mitschüler schützen würde.
Mutter aus Würdinghausen: Befreiung von der Maskenpflicht war längst überfällig
Für Esther Ringbeck aus Würdinghausen, Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern, ist es hingegen längst überfällig, dass die Masken im Unterricht fallen. „Ich bin absolut dafür, die Kinder sind die einzigen, die regelmäßig getestet werden und dennoch müssen sie ständig diese Masken tragen.“ Überall, ob im Restaurant oder im Fußballstadion, dürften die Masken abgenommen werden, nur in der Schule bisher nicht. „Das ist doch ein Witz. Gesunde Kinder brauchen einen normalen Schulalltag.“