Elben/Kreis Olpe. Die Corona-Inzidenz im Kreis Olpe geht durch die Decke. In einer Jahreshauptversammlung von Grün Weiß Elben kam es zum Impfdurchbruch.

Die Jahreshauptversammlung des Fußball-Kreisligisten Grün Weiß Elben hat nach Recherchen unserer Redaktion offenbar für einen Corona-Ausbruch im Wendener 500-Seelen-Dorf gesorgt, der nicht nur die beiden Fußballmannschaften betrifft. „Ja, es stimmt, meine Frau und ich waren auf der Jahreshauptversammlung, und meine Frau ist danach positiv getestet worden, obwohl sie auch geimpft ist. Ich selbst bin nicht positiv getestet worden“, räumte Elbens Ortsvorsteher Peter Niklas auf Anfrage ein. Seine Frau (42) habe zwar Symptome gezeigt, aber keinen schweren Krankheitsverlauf durchmachen müssen. Gegenüber dem Kreis habe sie auch Informationen über ihre Kontakte übermittelt. Ob sie sich tatsächlich auf der Jahreshauptversammlung am Freitag, 15. Oktober, infiziert habe, sei nicht erwiesen, so Niklas weiter.

Bernd Schledorn (37), Mitglied des dreiköpfigen geschäftsführenden Vorstandes von Grün Weiß Elben, hatte es nach der Versammlung ebenfalls „erwischt“: „Auch ich bin positiv getestet worden, habe aber keine Symptome.“ Rund 50 Mitglieder und einige Gäste seien bei der Versammlung anwesend gewesen, nach seiner Kenntnis nur zwei ungeimpft: „Wir haben die Versammlung nach der 3G-Regel durchgeführt, die beiden waren also negativ getestet.“

Mindestens zehn Infizierte

Wie viele sich von den 50 Mitgliedern infiziert hätten und ob die Versammlung tatsächlich der Ausgangspunkt der kleinen Infektionswelle in Elben sei, sei noch nicht abschließend erwiesen. Aber: „Ich schätze, dass etwa zehn Personen zeitnah nach der Versammlung positiv waren. Wir wissen aber noch nicht, ob die Schnelltests zwischenzeitlich durch PCR-Tests bestätigt worden sind.“ Klar sei aber: Diejenigen Infizierten, von denen er Kenntnis habe, seien allesamt durchgeimpft gewesen. Bei keinem wisse er von einem schweren Verlauf, lediglich von leichten Grippeanzeichen. Es handle sich überwiegend um junge Menschen, nur einige seien älter, bis etwa Mitte 50.

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Nach Recherchen unserer Redaktion gibt es in Elben deutlich mehr als zehn positive Fälle in einem überschaubaren Zeitraum. Inwieweit diese Fälle aber ursächlich alle oder mehrheitlich auf die Versammlung von GW Elben zurückzuführen sind, ist noch unklar. Auch Urlaubsrückkehrer gehören zu den positiv Getesteten.

Wenden am Freitag Spitzenreiter

Aus den täglichen Mitteilungen des Kreises Olpe geht hervor, dass am vergangenen Freitag, 22. Oktober, die Gemeinde Wenden gemeinsam mit Finnentrop die höchsten Neu-Infektionszahlen der vergangenen 14 Tage hatte: 41 in der Gemeinde Wenden, 40 in Finnentrop, gefolgt von Olpe (29) und Attendorn (22).

Unter den Elbener Infizierten sind mindestens sechs aktive Fußballspieler der ersten und zweiten Mannschaft: „Deshalb mussten wir die Spiele am vergangenen Wochenende auch absagen“, erklärt Schledorn (wir berichteten im lokalen Sport). Er würde sich wünschen, dass die beiden Mannschaften auch am kommenden Wochenende noch nicht wieder in den Spielbetrieb zurückkehren: „Möglicherweise hat der eine oder andere doch noch ein unsicheres Gefühl. Wir versuchen, dahingehend beim Staffelleiter einzuwirken.“ Das gelte auch, obwohl die Infizierten, da sie geimpft und symptomlos seien, nur eine Fünf-Tage-Quarantäne einhalten müssten, wenn ein negativer PCR-Test vorliege. „Darunter falle auch ich“, so Schledorn, „ich bin am 19. Oktober getestet worden, meine Quarantäne ist in dem Moment abgelaufen, sobald ich den negativen PCR-Test habe.“ (Weiterer Bericht im lokalen Sport).

Vier Sänger des MGV betroffen

Corona-Ausfälle hatte auch Dirigent Volker Arns, selbst aus Elben, zu verkraften. Arns hatte noch am Wochenende einen großen Auftritt mit seinen Chören BIGGEsang und MGV Elben in der Olper Stadthalle: „Vier Sänger des MGV fehlten mir, zwei davon waren mit Corona aus dem Urlaub zurückgekehrt, zwei waren auf der Jahreshauptversammlung von Grün Weiß.“

Zwei Aktive von BiggeSang seien ebenfalls betroffen gewesen, beide aber nicht aus Elben stammend. Eines hätten alle Corona-Betroffenen in seinen Chören gemeinsam: „Sie sind geimpft. Wir haben in beiden Chören eine Impfquote von 100 Prozent.“

Inzidenz geht sprunghaft nach oben

Die Inzidenz im Kreis Olpe ist sprunghaft angestiegen: Innerhalb von zehn Tagen hat sie sich nahezu verdreifacht. Aktuell (Stand: 25. Oktober) liegt sie bei 110,2. Damit hat der Kreis die dritthöchste Sieben-Tage-Inzidenz in NRW, in Südwestfalen sogar die höchste. Die Gründe dafür sind vielfältig.

„Wir erleben derzeit eine diffuse Infektionsentwicklung“, berichtet Stefanie Gerlach, Pressesprecherin des Kreises Olpe. Das heißt, die Zahlen lassen sich nicht auf ein konkretes Ausbruchsgeschehen zurückführen. Die Altersstruktur der Infizierten sei derzeit sehr gemischt. „Unter den Fallzahlen sind mit Sicherheit einige Reiserückkehrer dabei, einige Personen, die vielleicht feiern waren, andere stecken sich vielleicht am Arbeitsplatz oder in der Familie an“, so Gerlach.

Der Kreis hat bereits auf das dynamische Geschehen reagiert und über das vergangene Wochenende erneut das Team der Kontaktnachverfolgung aufgestockt, um alle Fälle zeitnah bearbeiten zu können.

77 von 125 vollständig geimpft

Von den insgesamt 125 neuen Corona-Fällen (seit 20. Oktober) waren 77 Personen bereits vollständig geimpft. Die Quote der Impfdurchbrüche liegt damit bei rund 62 Prozent. „In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den Begriff „Impfdurchbruch“ korrekt zu definieren: Ein Impfdurchbruch wird vom RKI nur dann angenommen, wenn die infizierte Person auch Symptome aufweist. Dies ist nicht bei allen derzeit infizierten Personen im Kreis Olpe der Fall“, so Gerlach. Derzeit würden im Kreis Olpe sieben infizierte Corona-Patienten (nur einer vollständig geimpft) stationär im Krankenhaus behandelt, davon zwei intensivmedizinisch (einer mit Beatmung). Die beiden Intensivpatienten seien nicht geimpft.

Am Wochenende hatte das DRK verstärkt Testungen angeboten – vor allem für Schüler, die ab Montag wieder die Schulbank drücken. Bei den 313 Schülertestungen fiel ein positiver Befund auf, es traf einen Schüler aus Attendorn. In der Hansestadt hatte das DRK am Sonntag explizit nur für Schüler die Teststation am DRK-Haus geöffnet.