Kreis Olpe. Corona-Impfstoff ist schon lange ausreichend verfügbar. Warum lassen sich Menschen im Kreis Olpe erst jetzt impfen? Das sagen die Wartenden.

Vor dem Impfmobil am Attendorner Rathaus bildet sich am Mittwochnachmittag eine lange Schlange. Die Menschen, die sich hier ihre Spritze gegen das Coronavirus abholen, lassen sich vom Schmuddelwetter nicht aus der Ruhe bringen. Sie sind in dicke Regenmäntel eingepackt oder halten Regenschirme über ihren Kopf. Ein Impfling nach dem nächsten betritt das ausrangierte Einsatzfahrzeug des Katastrophenschutzes vom Kreis Olpe, das heute als Impfmobil dient. „Es besitzt zwei Kabinen, ist beheizbar, hat eine Markise und steht uns immer zur Verfügung“, ist Julian Halbe, Pressesprecher des DRK-Kreisverbandes, froh über das Impfmobil.

Schnellere Zweitimpfung im Impfmobil im Vergleich zur Hausarztpraxis

Am Mittwoch zieht es dutzende Impfwillige an, zunächst in Kirchhundem, Lennestadt und Finnentrop, am Mittag dann vor das Attendorner Rathaus. „Ich habe einfach keine Lust mehr, mich ständig testen lassen zu müssen“, sagt Schülerin Josefina Schweigmann (16) aus Attendorn, die sich ihre Zweitimpfung abholt. Auf einen Termin beim Hausarzt hätte sie lange warten müssen, weshalb sich die junge Frau für das Angebot des Impfmobils entschied. Aus demselben Grund ist auch Hidajet Nalic, ein gelernter Straßenbauer aus Attendorn, vor der Rathaus geeilt. Vor ein paar Wochen bekam er die erste Spritze noch im Impfzentrum, die zweite nun im Impfbus. „Ich habe versucht beim Hausarzt einen Termin zu bekommen, leider vergeblich.“

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Aus einem anderen Grund lässt sich Flemming Wehren die erste Impfung geben. Der 27-Jährige kommt aus Haltern am See, besucht jedoch in Olpe die Meisterschule und darf dort nur am Unterricht teilnehmen, wenn er 3G vorweist. Er macht es also gezwungenermaßen. „Ich bin wirklich kein Impfgegner oder Coronaleugner, allerdings sollte jeder selbst entscheiden können, ob er sich impfen lässt.“ Der 27-Jährige hat die Entscheidung selbst getroffen – allerdings unter der Maßgabe, seine Meisterschule auch beenden zu wollen. Ob jung oder alt, ob Erst- oder schon Drittimpfung: Die Resonanz ist am Mittwoch außerordentlich positiv.

Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund lassen sich jetzt impfen

Am Donnerstag hält das Impfmobil unter anderem am Kurkölner Platz in Olpe. Trotz des Sturmtiefs „Hendrik“, das manche Bäume im Kreis umknicken ließ und zu Straßensperrungen führte, sind Dutzende Impfwillige gekommen. „Wir beobachten, dass vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund das Angebot wahrnehmen, da sie in der Regel keinen Hausarzt haben, bei dem sie sich vorher hätten impfen lassen können“, erklärt Andreas Sprenger, Leiter des Corona-Krisenstabs beim Kreis Olpe, der am Donnerstagnachmittag ebenfalls am Impfmobil steht. Es gehe um ein niederschwelliges Angebot, mit dem man alle Bevölkerungsschichten erreichen möchte, zusätzlich zu den Hausarztpraxen.

Es kommen aber auch Impfwillige, die sich hier schon die zweite Spritze abholen. Paula Kiese aus Attendorn, zum Beispiel. Die 12-Jährige war bis einschließlich Mittwoch mit ihrer Familie im Urlaub in Rheinland-Pfalz, hat also das Impfmobil in Attendorn knapp verpasst. „Ich habe mich nicht direkt impfen lassen, als die Impfung für 12-Jährige freigegeben wurde, weil ich erst mal sehen wollte, wie andere Kinder das vertragen. Ich bin froh, wenn ich mich bald nicht mehr testen lassen muss“, sagt Paula.

Paula Kiese (12) bekommt gleich ihre zweite Impfung im Impfmobil am Kurkölner Platz in Olpe.
Paula Kiese (12) bekommt gleich ihre zweite Impfung im Impfmobil am Kurkölner Platz in Olpe. © Unbekannt | Britta Prasse

Sie ist heute mit ihrer Mutter gekommen, die sie auch schon bei der ersten Impfung in der Kinderarztpraxis begleitet hat. „Das war immer umständlich, wenn wir für Paula einen Test brauchten, sei es für den Urlaub oder auch nur, wenn wir mal beim Bäcker drinnen frühstücken wollten“, sagt sie. Allein in der Schule – Paula besucht die siebte Klasse der St.-Ursula-Realschule – musste sie sich drei Mal pro Woche testen. In zwei Wochen, wenn Paula als vollständig geschützt gilt, entfällt für sie das Stäbchen-Prozedere.

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Gut eine halbe Stunde vor der offiziellen Abfahrtzeit des Impfmobils muss das DRK-Team einen Aufnahmestopp verhängen. „Sonst schaffen wir es heute nicht mehr, alle Impflinge abzuarbeiten“, sagt eine Helferin am Empfang. Nicht alle Impfwilligen erhalten an diesem Tag ihren Pieks. Sie müssen warten, bis nächste Woche, wenn das Mobil wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort hält.

>>> BIS ENDE APRIL 2022 IM EINSATZ

  • Am Mittwoch wurden im Impfmobil 103 Dosen verimpft, am Donnerstag kommt das Team der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf etwa 80 verabreichte Impfdosen.
  • Geplant ist, dass das Impfmobil, das weiterhin im Besitz des Kreises Olpe ist, bis Ende April 2022 im Kreis Olpe unterwegs sein wird, um ein niederschwelliges Angebot zu machen.