Altenhundem. Wenn es Nacht wird in Lennestadt-Altenhundem, erwacht eine Baustelle am früheren Bahnbetriebswerk zum Leben. Warum hier gearbeitet wird.
Wenn es Nacht wird in Lennestadt-Altenhundem, erwacht eine Baustelle am früheren Bahnbetriebswerk zum Leben, besonders am Wochenende. Beleuchtungstürme sorgen für helles Licht, damit die Unternehmen mit schwerem Gerät ihre Arbeit verrichten können. Mittlerweile türmen sich hohe Schuttberge auf, leere Rollen zeugen von den tausenden Kilometern Kabeln, die verlegt wurden. Ein Ende der Arbeiten ist noch nicht abzusehen.
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„Das wird noch dauern, bis wir hier fertig sind“, sagt Valdemar Miguel, Elektroanlagen-Monteur der Firma LST GmbH. In einem Zelt, das ihn, seine Kollegen und die Kabel vor Regen schützt, klemmt er in einem Kabelkasten die unzähligen Kabel für die neue Signaltechnik, für neue Achsenzählwerke und Weichen zusammen.
Nachbarn sehen nur helle Lichter
Was genau auf dem Bahngelände geschieht, ist weitgehend unbekannt. Viele Nachbarn sehen nur die hellen Lichter, wenn in der Dunkelheit gearbeitet wird. Im Kern geht es darum, die Bahntechnik zu modernisieren und zu digitalisieren und die Bahn fit für die Zukunft zu machen. Kernstück der Arbeiten ist die Errichtung eines neuen elektronischen Stellwerks. Dieses wiederum gehört zur Erweiterung und Modernisierung des elektronischen Stellwerks in Finnentrop. Weitere Stellwerksneubauten erfolgen auch in Plettenberg und in Altena.
Das moderne ESTW-Modulgebäude für die Zugsteuerung in Altenhundem ist bereits fertig, es sieht aus wie eine unscheinbare Garage mit Satteldach. Parallel dazu werden derzeit neue Signale montiert und die Weichenantriebe erneuert. Im Frühjahr 2022 werden zudem die beiden Bahnübergänge „Christinenhütte“ und „Agathastraße“ in Meggen bzw. Maumke erneuert bzw. an die neue Technik angepasst. „Im weiteren Bauablauf wird das neue ESTW-Modulgebäude in Altenhundem an das zentrale ESTW in Finnentrop angeschlossen. Von dort aus erfolgt ab Sommer 2022 die Steuerung des gesamten Streckenabschnitts der Ruhr-Sieg-Strecke von Letmathe bis Kreuztal“, erklärt ein Bahnsprecher. Dann sollen die Fahrgäste von einer modernen Signal- und Stellwerkstechnik, die das Schienennetz zuverlässiger und leistungsfähiger macht, profitieren.
Smarte und digitale Stellwerke
„Die neue Technik ermöglicht eine bessere Steuerung und flexiblere Fahrmöglichkeiten der Züge. Auch die Instandhaltung der Strecke wird günstiger und einfacher“, so die Bahn. Mit diesen smarten, digitalen Stellwerken können auf der Ruhr-Sieg-Strecke demnächst mehr Züge eingesetzt werden. Die Digitalisierung bringt kürzere Fahr- und Wartezeiten und präzisere Kundeninformation. Intelligente Gleise geben Alarm, bevor ein Defekt auftritt. Dafür werden die mit Platinen bestückten Achsenzähler montiert. „Diese überprüfen die Anzahl der Zugachsen bei der Einfahrt in den Bahnhofsbereich und bei der Ausfahrt“, so Valdemar Miguel.
Neun Signalausleger
Insgesamt werden zwischen Letmathe und Kreuztal 235 Signale, 112 Zusatzanzeigen und 73 Weichenantriebe erneuert, 15 Bahnübergänge werden aufgerüstet und zum Teil vollständig erneuert und neun Signalausleger gebaut.
Eingebettet ist die Maßnahme in das sogenannte Schnellläuferprogramms (SLP) der Bahn. Im Rahmen des SLP werden deutschlandweit in insgesamt sieben Projekten die vorhandene Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik durch moderne und digitale Stellwerkselemente und Stellwerkstechnik vom Typ Simis-D der Firma Siemens AG ersetzt. Der Bund stellt dafür insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung.