Kirchhundem. Die Zahl der Corona-Infizierten in einem Kirchhundemer Seniorenheim steigt weiter auf 19 Personen. Wie konnte es trotz Impfung dazu kommen?

Nach dem Corona-Ausbruch in dem Senioren- und Pflegeheim Haus Sauerland in Kirchhundem hat sich die Zahl der positiven Fälle weiter erhöht. Die Zahl der infizierten Bewohnerinnen und Bewohnern stieg am Dienstag von 14 auf 15. Zwei davon, im Alter von 87 und 77 Jahren sind bereits verstorben (wir berichteten). Außerdem wurde bei drei weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Corona-Virus per PCR-Test nachgewiesen. Am Montag hatte der Kreis zunächst nur einen Fall im Pflegeteam gemeldet, weil alle Testbefunde noch nicht vorlagen.

„Nicht alle haben Symptome, die Betroffenen mit Symptomen sind weiterhin auf dem Weg der Besserung“, so Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Jugend, Gesundheit und Soziales im Kreishaus. Die Versorgung der Bewohner, von denen sich drei weitere aus anderen gesundheitlichen Gründen im Krankenhaus befinden, sei nicht gefährdet. Der Kreis sei im engen Austausch mit der Heimaufsicht und den Gesundheitsbehörden. Die Heimaufsicht hatte die Einrichtung erst am 13. September zuletzt begutachtet. „Da war alles in Ordnung, es gab nichts zu beanstanden“, so Färber.

Alle doppelt geimpft

Alle 19 infizierten Bewohner und Mitarbeiter waren doppelt geimpft. „Wir haben in der Einrichtung eine Impfquote von 100 Prozent“, so Färber. Die betroffenen Heimbewohner hatten ihre Impfungen bereits im Januar erhalten und sollten Ende vergangener Woche die für Senioren empfohlene Auffrischungsimpfung erhalten. Diese wurde aufgrund der ersten Infektionsfälle Ende letzter Woche jedoch vom Hausarzt der Einrichtung vorsichtshalber für alle Personen im Heim vorläufig ausgesetzt.

+++ Lesen Sie auch: Betrug beim „Sommerhaus der Stars“ – Reality-Star in Olpe verurteilt +++

Warum es in der Einrichtung mit insgesamt nur 24 Pflegeplätzen zu einem derart massiven Corona-Ausbruch trotz vollständiger Impfung kommen konnte, ist ungeklärt. Michael Färber: „Die Einrichtung in Kirchhundem hat einen eher geschlossenen Charakter.“ Dies könne die Ansteckung gefördert haben.

Ältere stärker gefährdet

Dass es auch bei vollständig geimpften Personen zu einer Infektion mit SARS-CoV-2 kommen, ist bekannt. Denn wie stark der Impfschutz bei einer Person ausgeprägt ist, hängt auch mit deren Immunantwort zusammen – also mit der Frage, wie viele Antikörper gegen das Virus im Körper gebildet werden können. Die Immunreaktion kann bei älteren Menschen häufig geringer ausfallen als bei jungen. Deshalb ist das Risiko einer Infektion trotz Vollimpfung bei älteren Menschen höher als bei jüngeren.

Dass der massive Corona-Ausbruch in Kirchhundem trotz Vollimpfung, sogenannte Impf-Durchbrüche, Wasser auf die Mühlen der Impfgegner sei, sieht Färber nicht. „Im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Geimpften sind die Zahlen sehr gering. Einen 100-prozentigen Impfschutz gibt es nicht.“

Boosterimpfung für Senioren wichtig

Stefan Spieren, ärztlicher Leiter des Impfzentrums im Kreis Olpe, sieht es ähnlich: „Eine Infektion ist trotz Impfung möglich.“ Es gehe ja darum, dass man durch die Impfung schwere Verläufe bis zum Tod verhindere. Ein Impf-Durchbruch wie in Kirchhundem könne auch woanders passieren. Auch er sieht kein neues Argument gegen die Impfung. Heimbewohner gehörten vielfach zur Hochrisikogruppe und die meisten Betroffenen hätten relativ leichte Infektionsverläufe und müssten nicht intensivmedizinisch betreut werden. Der Fall zeige auch, wie wichtig die dritte Impfung ist, „um den Impfschutz, der nachlässt, zusätzlich zu boostern, also aufzufrischen.“

Mehr 1500 Menschen im Kreis drei Mal geimpft

Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich in ihrer aktuellen Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem aus. Auf eine generelle Empfehlung einer Booster-Impfung bei Senioren wurde vorerst verzichtet.

Das Land NRW hatte dagegen eine dritte Impfung für Senioren und besonders für Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen explizit empfohlen. Daran halten sich laut Stefan Spieren auch die Ärzte im Kreis. Bisher wurden im Kreis Olpe mehr als 1500 Senioren drei Mal geimpft.