Olpe. Ist „Big Brother“-Sabrina nur durch einen Betrug ins „Sommerhaus der Stars“ gekommen? Als das Urteil in Olpe fällt, rastet ihr Partner aus.

Der Ex-Big-Brother-Star Sabrina Lange ist am Montagnachmittag wegen gemeinschaftlichen Betruges vom Amtsgericht Olpe verurteilt worden. Der Grund: Die 54-jährige Entertainerin aus Attendorn hatte vertraglich geregelte Provisionen für eine Vermittlung ins „Sommerhaus der Stars“ nicht gezahlt. Mareike Eisenstein (52), Schauspielerin und Moderatorin, übernahm 2019 für kurze Zeit ihr Management, sollte als „Türöffner“ für das RTL-Format fungieren. Als nach der erfolgreichen Vermittlung jedoch keine Provision gezahlt wurde, stellte Mareike Eisenstein Strafanzeige wegen Betruges. Weil auch Sabrina Langes Lebensgefährte Thomas Graf von Luxburg (56) ins „Sommerhaus der Stars“ einzog und damit von der Show profitierte, saß er ebenfalls auf der Anklagebank.

Sabrina Lange hat Gage in Höhe von 6000 Euro nicht an Mareike Eisenstein gezahlt

Rückblick: Beim Prozessauftakt am 6. September sagte die Klägerin Mareike Eisenstein aus, dass sie mit der Produktionsfirma eine Gage in Höhe von 40.000 Euro für Sabrina Lange ausgehandelt habe. Am 25. Mai 2019 wurde der Vertrag geschlossen. Man habe sich zunächst auf eine 20-Prozent-Provision für die Vermittlung geeinigt, später sei man bei 15 Prozent gelandet. Denn: Sabrina Lange habe wohl mehr Gage verlangt, Eisenstein selbst sei es aber zu peinlich gewesen nachzuverhandeln und habe deswegen auf einen Teil ihrer Provision verzichtet. 6000 Euro hätte Eisenstein demnach zugestanden, zuzüglich Mehrwertsteuer sogar 7140 Euro. Doch von dem Geld hat die Schauspielerin bis heute nichts gesehen.

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Am zweiten Verhandlungstag am Donnerstag hätte Jürgen Milski als Zeuge erscheinen sollen, der 2000 zusammen mit Sabrina Lange bei „Big Brother“ war. Er ließ sich allerdings entschuldigen, sei im Urlaub. Dafür konnte der Produktionsleiter vom „Sommerhaus der Stars“ im Zeugenstand aussagen. Er bestätigte, dass bis zum Vertragsabschluss jegliche Kommunikation über Mareike Eisenstein erfolgte. Auch die Zahlungsmodalitäten seien darin festgehalten worden. „Sabrina sollte 90 Prozent der Gage erhalten, Thomas 10 Prozent. Das ist die Regelung, die die beiden für sich getroffen haben. Das ist auch das Mindeste, was wir akzeptieren konnten“, so der Produktionsleiter. Ursprünglich hatte Sabrinas Lebensgefährte komplett auf die Gage verzichten wollen, weil er nicht „der eigentliche Star“ sei.

Sabrina Lange wischt sich vor Gericht die Tränen aus dem Gesicht

Einen Vermittlungsvertrag zwischen Sabrina Lange und Mareike Eisenstein gab es nicht, nur eine mündliche Vereinbarung. „Ich bin Dachdecker-Meisterin, da zählt ein Handschlag“, so Sabrina Lange vor Gericht. Dass sie von ihrer langjährigen Freundin als Lügnerin dargestellt werde, sei nicht nur „ein riesiger Schaden für das Image“, sondern auch persönlich sehr verletzend. Als ihr Verteidiger Jens Martin Mischer in seinem Schlussplädoyer erwähnte, dass Mareike Eisenstein den „Gerichtssaal als Plattform zur Rufschädigung seiner Mandantin“ genutzt habe, wischte sich Sabrina Lange ein paar Tränen aus dem Gesicht.

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„Eigentlich ist die Sache ganz klar“, leitete Staatsanwältin Maria Siebel ihr Schlussplädoyer ein. „Die Angeklagten sind einen Vertrag mit Mareike Eisenstein eingegangen, es kam zur Vermittlung und damit war die Provision fällig.“ Die Aussage der Klägerin vor Gericht sei schlüssig gewesen und habe keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen lassen. Sie forderte für beide Angeklagten eine Geldstrafe in Höhe von 400 Euro (40 Tagessätze à 10 Euro), plus die Einziehung der fälligen Provision in Höhe von 7140 Euro.

Big-Brother-Star verdächtigt Staatsanwaltschaft der Vorverurteilung

Sowohl Jens Martin Mischer, Verteidiger von Sabrina Lange, als auch Lothar Huschbeck, Verteidiger von Thomas Graf von Luxburg, forderten jeweils einen Freispruch. Es seien „erhebliche Belastungstendenzen bei der Klägerin“ festzustellen, die Berechnungen zur Provision seien fehlerhaft. „Und falsch gestellte Rechnungen muss ich nicht zahlen“, so Mischer. Huschbeck argumentierte, dass sein Mandant keine Zahlungsverpflichtung gegenüber Mareike Eisenstein eingegangen sei, nannte deren Aussageverhalten vor Gericht „chaotisch, mit bizarren Verwechslungen“. Gleichzeitig kritisierte er das Vorgehen der Staatsanwaltschaft scharf: „Bei meinem Mandanten wurden lediglich eine Verknüpfung erstellt, nicht aber ermittelt. Hätte man sich die Mühe gemacht, hätte man schnell erkannt, dass er nirgendwo im Schriftverkehr auftaucht. Das ist kein guter Stil.“

Auch Sabrina Lange nutzte ihre Schlussworte, um das Verhalten der Staatsanwältin zu kritisieren. „Ich bin total enttäuscht. Ich glaube an den Staat und an die Gesetze. Aber ich fühle mich nicht gut aufgehoben, wenn ich hier so herablassend behandelt werde. Warum lachen Sie mich andauernd aus? Sie haben mich vorverurteilt.“ Richterin Nicole Höhmann lenkte ein: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass Sie hier ausgelacht wurden.“

Höhmann folgte den Ausführungen der Staatsanwaltschaft und befand beide Angeklagten für schuldig. Noch bevor sie ihre Urteilsbegründung verkünden konnte, sprang Thomas Graf von Luxburg jedoch auf. Mit den Worten „diese inkompetente Begründung muss ich mir jetzt nicht anhören“ verließ er vorzeitig und mit einem Türknallen den Gerichtssaal. Höhmann: „Frau Eisenstein ist für beide Angeklagten tätig geworden – auch, wenn es ihn nicht mehr interessiert.“

Gegen das Urteil können noch innerhalb einer Woche Rechtsmittel eingelegt werden.

>>> LANGES VORSTRAFENREGISTER

  • Sowohl Sabrina Lange als auch ihr Partner Thomas Graf von Luxburg leben zur Zeit von Hartz 4.
  • Graf von Luxburg ist bereits 20 mal vorbestraft, die meisten Straftaten beging er in den 1980er und 1990er-Jahren. Er musste sich unter anderem wegen Betrugs, Verletzung der Unterhaltspflicht, Urkundenfälschung, Kreditkartenmissbrauch, Diebstahl, Umsatzsteuerverkürzung, Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verantworten.
  • Offenbar wusste Sabrina Lange nichts von dem langen Vorstrafenregisters ihres Lebensgefährten: „Das war jetzt ein ‘Aha’-Erlebnis für mich. Man weiß offensichtlich nicht immer alles voneinander.“