Attendorn. Die „InfoTastic Academy“ in der Attendorner Innenstadt hat eröffnet. Bei der Feier stiehlt Roboter „Nano“ Bürgermeister Pospischil die Show.

Bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms „800 Jahre Stadt Attendorn“ ließ sich Bürgermeister Christian Pospischil spektakulär einige Meter tief in den Burghof der Burg Schnellenberg abseilen. Bei der offiziellen Eröffnung der InfoTastic Academy zwei Tage später stiehlt der kleine „Nano“ dem Bürgermeister die Schau, und das war auch so gewollt. Der Roboter mit den leuchtenden Augen macht Tiere nach und bewegt sich vor allem zur Freude der kleinen Besucher wie ein Gorilla oder ein Elefant. Sogar Entspannungsübungen lassen Patrick Schwane, 1. Vorsitzender des Vereins InfoTastic, und sein Team „Nano“ machen.

Attendorner Verein möchte technische Berührungsängste abbauen

Dann übernimmt Christian Pospischil das Mikrofon und freut sich über ein „einzigartiges digitales Vorzeigeprojekt“, nur „einen Steinwurf vom Rathaus“ entfernt. Wer sich vor ein paar Wochen im zuvor leerstehenden Ladenlokal an der Kölner Straße umgesehen hat, wird die Räumlichkeiten an diesem Samstag nicht wiedererkennen. Die mit modernster Technik ausgestatteten Räume bieten (fast) alles, was der Technologiefan begehrt. Aber die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder wollen auch Türen für Menschen öffnen, die noch Berührungsängste haben, wenn sie Begriffe wie Smartphone, Internet, 3D-Drucker, VR-Brille oder CNC-Fräse hören.

Mit Jonas Haase durchschneidet Bürgermeister Christian Pospischil zur Eröffnung der Infotastic Academy das symbolische Band, Roboter Nano schaut zu.
Mit Jonas Haase durchschneidet Bürgermeister Christian Pospischil zur Eröffnung der Infotastic Academy das symbolische Band, Roboter Nano schaut zu. © martin droste

Für die Kinder und Jugendlichen ist das Arbeiten mit Tablet oder kleinen Robotern, wie dem einer Biene nachempfundenen Bee-Bot, fast schon Alltag geworden. „Aber man soll den Spieltrieb der Erwachsenen nicht unterschätzen“, sagt Inga Haase. Zusammen mit ihrem Ehemann Kai leitet sie den IT-Dienstleister lenne.Tech aus Altenhundem. Kai Haase ist zudem Geschäftsführer der Attendorner „InfoTastic Academy“.

LEADER förderte „InfoTastic Academy“ mit 220.000 Euro

Vor zwei Jahren stellte Patrick Schwane Bürgermeister Pospischil das Projekt zum ersten Mal vor. „Da war mir noch gar nicht klar, wie man das umsetzen kann“, erinnert sich Attendorns erster Bürger. „LEADER hat das möglich gemacht“, gibt Informatik- und Physiklehrer Schwane die Antwort. Das Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes bewilligte 220.000 Euro für dieses Projekt, das als „Ort für kreativen Austausch im technischen, künstlerischen und musischen Bereich“ beschrieben wird.

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Die Stadt Attendorn steuert 10.000 Euro Einrichtungskosten bei und übernimmt bei Bedarf die Mietkosten für die nächsten drei Jahre. Mit im Boot der InfoTastic Academy sitzen zum Teil namhafte Firmen aus dem Kreis Olpe, aber auch Unternehmen aus dem Ruhrgebiet und sogar Österreich.

Highlights: Der VR-Bereich und Videoaufnahmen vor dem Greenscreen

„Das ist ein Angebot für jeden“, betont Bürgermeister Christian Pospischil. Willkommen sind im Ladenlokal an der Kölner Straße alle, „die kostenlos ausprobieren wollen, was technisch möglich ist“. Und das ist eine Menge, wie Kassierer Marcel Münch berichtet: „Für die kleinsten gibt es einfache Programmieraufgaben mit Matatalab und unseren Bee-Bots. Dazu gibt es digitale Zeichenkurse auf dem Tablet und dreidimensional mit einem 3D-Stift, mit dem beispielsweise ein plastischer Eiffelturm aus Plastik gezeichnet werden kann. Highlights sind der 3D-Scanner, der Gesichter originalgetreu bis zur feinsten Pore einscannen kann, das Fluggerät Icaros sowie der gesamte VR-Bereich, in dem man in fremde Welten eintauchen und sich faszinieren lassen kann. Auf Bildschirmen können außenstehende Zuschauer mitbeobachten, was in der virtuellen Welt passiert. Vor unserem Greenscreen lassen sich Videoaufnahmen live bearbeiten – eine Rede als neuer Bundeskanzler oder Präsident der Vereinigten Staaten halten? Kein Problem!“

Theo, der Sohn von Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz, spielt mit dem Bee-Bot, einem Mini-Roboter in Bienengestalt.
Theo, der Sohn von Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz, spielt mit dem Bee-Bot, einem Mini-Roboter in Bienengestalt. © martin droste

Den „digitalen Markt der Möglichkeiten“ ausprobieren will an diesem Samstag auch Björn Jarosz, aber nicht in seiner Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Kirchhundem. Jarosz ist mit Tochter Nele und Sohn Theo gekommen und schließt sich einem Rundgang mit Geschäftsführer Kai Haase an. Ein digitales Projekt wie die InfoTastic Academy würde Kirchhundems Bürgermeister auch in seiner Kommune gerne sehen. Vorrang hat aber die Initiative, zusammen mit Lennestadt und Hilchenbach LEADER-Region zu werden. Nach dem Rundgang durch die Academy gibt es nicht nur für die Familie Jarosz draußen ein leckeres Eis – und zwar umsonst.