Kreis Olpe. Die Ärzte auf dem Land werden immer älter. Zur Sicherung der medizinischen Versorgung soll eine Servicekraft beim Kreis Olpe tätig werden.
Der künftige Ärztemangel auf dem Land ist ein brisantes Thema. Auch der Kreis Olpe wird akut davon betroffen sein. Stefan Spieren, Hausarzt aus Hünsborn und stellvertretender Leiter der Bezirksstelle Lüdenscheid der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), hat in dieser Zeitung bereits mehrfach auf das drohende Szenario hingewiesen und Alarm geschlagen. Auf den Tisch kam das Thema jetzt auch wieder im Olper Kreissausschuss. Dieser beschloss einstimmig bei vier Enthaltungen die „Einrichtung einer Servicestelle für Ärztinnen und Ärzte zur Sicherung der medizinischen Versorgung im Kreis Olpe“. Im aktuellen Stellenplan soll diese zusätzliche Vollzeitstelle eingerichtet werden. Den endgültigen Beschluss fasst der Kreistag am 4. Oktober, was angesichts des klaren Votums im Kreisausschuss aber nur noch Formsache sein dürfte.
Einzelpraxis ohne Zukunft
Dieser „Kümmerer“ oder diese „Kümmerin“ soll sich im wahrsten Sinne des Wortes um neue Ärztinnen und Ärzte kümmern. Er oder sie soll ihnen die Arbeit im Kreis Olpe schmackhaft machen. Der Trend gehe eindeutig weg von der klassischen Einzelpraxis des Freiberuflers oder Landarztes. Dem zunehmend weiblichen ärztlichen Nachwuchs gehe es um die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Trend gehe eindeutig dahin, dass sich Ärzte und Ärztinnen vermehrt anstellen lassen wollen, sie wollen arbeiten in kooperativen Praxisformen, in Gemeinschaftspraxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ).
Vor dem Hintergrund der Alterung der Ärzteschaft und der Tatsache, dass die Nachbesetzung der Praxen schwierig oder sogar unmöglich sei, suche neben der verantwortlichen Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auch der Kreis Olpe mit den Städten und Gemeinden Antworten auf die Frage, wie neue Ärztinnen und Ärzte für die Region gewonnen werden können, um die medizinische Versorgung weiterhin sicherzustellen, so die Kreisverwaltung in der Sitzungsvorlage.
Und: „Die Sicherung und Stärkung der ärztlichen Versorgung im Kreis Olpe ist ein Thema der örtlichen Daseinsvorsorge und damit ein Thema des Kreises Olpe und der kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Unabhängig vom Sicherstellungsauftrag der KVWL bedarf es hier der Zusammenarbeit des Kreises mit den Städten und Gemeinden sowie der KVWL.“ Es soll für ein „niederlassungsfreundliches Umfeld“ für neue Ärzte und Ärztinnen gesorgt werden (zum Beispiel Kindertagesbetreuung, Wohn- und Pflegemöglichkeiten für Eltern, Arbeitsplatz für Partner).
Willkommenskultur
„Das soll der Beginn einer entsprechenden Willkommenskultur für Ärzte im Kreis Olpe sein. Wir gehen davon aus, dass sich das auf andere Bereiche wie Fachkräfte ausweiten wird“, sagte Landrat Theo Melcher. Fred-Josef Hansen (Grüne) forderte eine Wirtschaftsförderung: „Wir haben große Bedenken, wenn nur Einzelkämpfer installiert werden.“
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Meinolf Schmidt (UWG) betonte, dass die Konzentration jetzt der Gewinnung von Ärzten und nicht Facharbeitern gelten solle: „Wir sollten den Kernpunkt und das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Wir möchten nicht, dass irgendwelche Metaller angeworben werden in irgendeinem Betrieb im Kreis Olpe. Wir wollen die ärztliche Versorgung verbessern.“ Städte und Gemeinde hätten sich dem Konzept mit der Einrichtung der Stelle beim Kreis Olpe angeschlossen. „Dies dient dem Ausrollen des roten Teppichs für ärztliches Personal“, brachte es Schmidt auf den Punkt.
Die neue Stelle soll dauerhaft sein, nicht befristet, teilte Theo Melcher auf Nachfrage von Bernd Banschkus (SPD) mit. „Da geht es um sehr viel fachliche Kommunikation und Einfühlungsvermögen. Wenn wir da die Stelle nur befristet ausschreiben, bekommen wir keine Bewerbungen“, so der Landrat.