Kreis Olpe. Die gendergerechte Sprache sorgt für Diskussionen. Doch wie gehen Schulen im Kreis Olpe mit dem Thema um? Unsere Zeitung hat nachgefragt.
Verwaltungen nutzen sie, Radio, Fernsehen oder Printmedien ebenfalls – mehr oder weniger konsequent. Die Rede ist von der gendergerechten Sprache, die unter anderem durch das Gendersternchen (*) für politische Kontroversen sorgt. Und was ist mit den Schulen? Fakt ist, dass die Bezirksregierung Arnsberg die Schulleiter, bzw. Schulleiter*innen für den 29. November zu einer Dienstbesprechung eingeladen hat. Wesentlichstes Thema: Sprachsensibler Unterricht.
Gymnasium
Birgitta Pieters (60), Rektorin des Gymnasiums der Stadt Lennestadt: „Wir sind bei Fortbildungen seitens der Bezirksregierung schon frühzeitig darauf aufmerksam gemacht worden, dass wir in zu veröffentlichenden Informationen auf die gendergerechte Sprache achten sollen. Wenn ich also beispielsweise einen Elternbrief verfasse, achte ich sehr darauf.“ Früher sei von „Schülerinnen und Schülern“ die Rede gewesen, mittlerweile werde das Gendersternchen zunehmend genutzt. Pieters: „Man wird bei uns sicherlich noch beides finden.“
Was Diktate oder andere Unterrichtsinhalte betreffe, werde eine Nichtbeachtung oder der Gebrauch bei der Korrektur kaum als Fehler geahndet. Grundsätzlich bezweifelt die Schulleiterin, ob das Thema grundsätzlich den Aufwand und die Energie rechtfertige. Denn vermutlich seien die Schulen gehalten, einen eigens dafür Beauftragten zu benennen, der oder die in allen Fachbereichen und Fächern die Sprachsensibilisierung beobachtet und die Kolleginnen und Kollegen betreut: „Bei allem, was Schule so leisten muss, ist das wieder etwas, das gerade modern ist und on top kommt“, so die Pädagogin.
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Pieters hält es ohnehin für wichtiger, dass sensibel mit Rollenklischees umgegangen werde, die vor allem in älteren Schulbüchern auftauchten, wo die Frau ausschließlich als Mutter, die den Einkauf erledigt, dargestellt werde, der Mann als der, der das Geld verdiene. „Damit sensibel umzugehen, halte ich für wichtiger als den Gebrauch des Gendersternchens“, so die Schulleiterin.
Holger Köster, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Olpe, hat grundsätzlich Verständnis für die gesellschaftliche Diskussion: „Was den Unterricht selbst betrifft, ist es bei uns kein so großes Thema. Aufgaben müssen natürlich eindeutig formuliert werden und der aktuellen Sprache entsprechen. In einer Klassenarbeit für Mathematik wird beispielsweise von sieben Schülerinnen oder fünf Schülern gesprochen oder von Jule oder Kevin.“
Literarische Quellen, wie sie beispielsweise im Deutschunterricht genutzt würden, stünden für sich und würden mit Blick auf die Autoren auch nicht verändert. Eine Verpflichtung, das Gendersternchen einzuarbeiten, gebe es aktuell nicht: „Bei Informationen für das Kollegium oder die Eltern berücksichtigen wir das, nutzen aber neutrale Formulierungen wie Lernende oder Lehrkräfte, den Genderstern haben wir offiziell auch hier noch nicht eingeführt.“ Auch der Staatssekretär des Ministeriums schreibe nach wie vor: „Liebe Kolleginnen und Kollegen.“
Eine Anordnung, es müsse so oder anders verfahren werden, kenne er nicht. Sollte zu dem Thema ein grundsätzlicher Beschluss gefasst werden, werde das vermutlich von einer Länder übergreifenden Kultusminister-Konferenz zu entscheiden sein.
Gesamtschule
Julia Cruz Fernandez ist die Schulleiterin der Gesamtschule in Wenden. Sie gibt sich auch am Telefon Mühe, die gendergerechte Ausdrucksweise zu wahren, achtet auf die Sprechpause bei Kolleg*innen. Und das ist nicht nur im Gespräch mit der Presse so. Schon längst wird an der Schule darauf geachtet, alle Geschlechter anzusprechen – oder in formellen Schriftstücken, anzuschreiben. Als Alternative werden neutrale Bezeichnungen wie „Lernende“ oder „Lehrkräfte“ verwendet. „Meine Kolleg*innen sprechen in aller Regel so, wie ich es gerade tue“, sagt Julia Cruz Fernandez. „Es geht einem auch schon mal der Begriff ‘Schüler’ über die Lippen, man meint dann aber alle. Wir betrachten uns da als praktisch Lernende.“
Gerade als Gesamtschule – im wahrsten Sinne der Benennung – wolle man eben eine Schule für alle sein – und das auch in der Sprache berücksichtigen. Dieser Anspruch werde die Schulleitung künftig – unabhängig von der Sprache – vor einige Herausforderung stellen. „Zum Beispiel bei Klassenfahrten“, sagt Julia Cruz Fernandez. „Da muss man sich mit der Fragestellung beschäftigen, wie man damit umgeht, wenn der Mensch nicht nach seinem biologischen sondern nach seinem selbst identifizierten Geschlecht auf ein Zimmer möchte.“ Alles, was man dafür tun könne, um den Schülern und Schülerinnen auf den Weg der Selbstfindung zu unterstützen, wolle man tun. „Und wir sind die Begleiter*innen und Moderator*innen“, sagt Julia Cruz Fernandez.
Grundschule
Petra Schmidt, Leiterin der Gräfin-Sayn-Grundschule Drolshagen, die übrigens ein rein weibliches Kollegium führt: „In den Zeugnissen achten wir darauf, nutzen zwar nicht den Genderstern, sprechen aber unter anderem von Schülerinnen und Schüler oder von KlassenkameradInnen, also mit großem I, aber nicht mit dem Sternchen.“ In Schulbüchern tauche das Gendersternchen noch nicht auf, aber: „Wir haben aber auch nicht immer die aktuellsten Ausgaben.“
Grundsätzlich steht Petra Schmidt auf dem Standpunkt, beide Geschlechter sollten angesprochen werden: „Dass dafür ein Bewusstsein da sein sollte, finde ich in Ordnung.“ In Nachrichtensendungen empfinde sie das Sternchen aber noch als „ein bisschen abgehackt. Dann würde ich es lieber aussprechen.“