Gerlingen. Benjamin Hacke ist seit knapp einem Jahr Ortsvorsteher in Gerlingen. Durch die Amazon-Ansiedlung hat er viel zu tun.

Benjamin Hacke ist seit November vergangenen Jahres Ortsvorsteher in Gerlingen. Über mangelnde Arbeit braucht sich der 40-Jährige nicht zu beklagen. Gerlingen droht der Verkehrskollaps. Durch die Amazon-Ansiedlung hat sich die Situation noch verschärft. „Ich wohne mit meiner Familie seit 20 Jahren in Gerlingen und wollte was bewegen und mitarbeiten im Dorfleben. Ich bin mit meinem Vorgänger Holger Grebe befreundet und hatte so Einblick in die Aufgaben eines Ortsvorstehers“, erläutert Hacke seine Beweggründe, das Amt zu übernehmen.

Der Wendener Rat wählte ihn im November 2020. „Mein Ziel ist es, in Gerlingen den Gemeinsinn zu fördern. Dazu suche ich den Schulterschluss mit allen ortsansässigen Vereinen und Institutionen. Gemeinsam sollen dann Projekte wie zum Beispiel der Pumptrack, Bankpatenschaften oder das Dorffest aller Vereine organisiert und durchgeführt werden. Ein Projekt, das nahezu allen Gerlingern ein Herzensanliegen ist, ist die Verkehrsentlastung in unserem Heimatdorf“, sagt der 40-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.

Zusätzliche Belastung

Bereits seit über 20 Jahren werde die Verkehrsentlastung in Gerlingen diskutiert: „Bisher leider mit mäßigem Erfolg. Durch die Amazon-Ansiedlung und die damit einhergehende zusätzlich Verkehrsbelastung von 3000 bis 5000 Kraftfahrzeugen täglich ist das Thema wieder in den Vordergrund gerückt. Wir haben die Interessengemeinschaft ‚Besser leben in Gerlingen‘ gegründet, haben eine Online-Petition gestartet, sind mit unseren Zielen in die Öffentlichkeit gegangen und haben diese mit allen im Rat vertretenen Parteien diskutiert.“

Unterstützt worden sei man dabei auch von der Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari und den Landtagsabgeordneten Jochen Ritter. Die Gespräche seien ausnahmslos konstruktiv gewesen und hätten am 28. April dieses Jahres in einem einstimmigen Ratsbeschluss des Rates zu einer Ortsumgehung für Gerlingen geendet.

„Auch wenn wir mit der Ansiedlung von Amazon und der damit verbundenen Verkehrsbelastung nicht glücklich sind, war es nie unser erklärtes Ziel Amazon zu verhindern, was nach den Ausführungen der Gemeinde rechtlich auch nicht möglich gewesen wäre“, berichtet Benjamin Hacke. Auch ohne Amazon würden schon über 20.000 Kraftfahrzeuge täglich durch Gerlingen fahren. Daher habe immer nur die Verkehrsentlastung für Gerlingen im Vordergrund gestanden.

Nach Aussage der Gemeinde sei die Amazon-Ansiedlung auf der Grundlage des bestehenden Bebauungsplanes nicht zu verhindern gewesen: „Deshalb haben wir beantragt, den Bebauungsplan so zu verändern, dass künftig eine Ansiedlung verkehrsintensiver Logistikunternehmen nicht mehr möglich ist. Die Gemeinde hat zu dieser Planänderung ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.“

Durch viele Gespräche, Sitzungen und Besprechungen sei der Arbeitsaufwand derzeit recht hoch: „Wir arbeiten aber im Team und ergänzen uns gut. Die guten Zwischenergebnisse motivieren uns zusätzlich. Jetzt gilt es natürlich, dafür Sorge zu tragen, dass die Gemeinde die beschlossenen Maßnahmen zügig umsetzt, denn vor Weihnachten rollt die Amazonflotte.“

Alle von der Interessengemeinschaft „Besser leben in Gerlingen“ vorgeschlagenen Maßnahmen seien vom Rat beschlossen worden. Die Umsetzung stehe jedoch noch aus. „Die Gemeinde arbeitet an allen Maßnahmen und wir sind im Austausch“, so der 40-Jährige, der auch in Kontakt zum Bürgermeister steht: „Bürgermeister Bernd Clemens ist ein Gerlinger Junge und uns allen bestens bekannt. Wir tauschen uns regelmäßig mit ihm aus.“

Zügige Umsetzung

Die Interessengemeinschaft wünsche sich eine zügige und möglichst unbürokratische Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen und regelmäßige Informationen zum Verfahrensstand durch die Gemeinde: „Wegen des feststehenden Baubeginns des sechsstreifigen Ausbaus der A 45 ist es wichtig, schnell Planungssicherheit zu haben damit die Umgehungsstraße berücksichtigt werden kann.“

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Doch nicht nur mit Amazon und der Verkehrsentlastung beschäftigt sich Benjamin Hacke. „Ich habe zusammen mit dem Dorfverein angefangen, Bankpaten für die 55 Bänke in und um Gerlingen zu suchen. Diese Aktion ist super angenommen worden“, berichtet er. Im Moment sei es ein großes Thema im Ort, Helfer zu finden, die Grünflächen und Spielplätze mähen und sauber halten. „Wer da im Ort mithelfen möchte, kann sich gerne bei mir melden.“, so der Gerlinger Ortsvorsteher.