Gerlingen. Auf der größten Baustelle in Wenden geht es mächtig voran. Ein Besuch auf dem Gelände des künftigen Amazon-Verteilzentrums.
Erste Eindrücke vom Amazon-Verteilzentrum in Wenden
Am Drehkreuz ist erstmal Schluss. Nur Mitarbeiter und Projektbeteiligte dürfen auf das Gelände, auf dem bald das Amazon-Verteilzentrum stehen soll. Besucher müssen sich am Pförtnerhäuschen anmelden. Ausweis vorzeigen, den Grund für den Besuch angeben, Tageskarte ausstellen lassen. Jeder, der das Drehkreuz passieren möchte, muss die vorher registrierte elektronische Karte an einen Sensor halten. Klick – Zutritt gewährt. „Sicherheit wird hier groß geschrieben“, sagt „Goldbeck“-Bauleiter Hans-Jürgen Melchior. Er selbst trägt einen Bauhelm, eine gelbe Warnweste und schwarze Sicherheitsstiefel, die offenbar schon vielen Schlammpfützen in den vergangenen Wochen ausgesetzt waren.
Aufträge in Höhe von 200.000 Euro
Wenn Melchior über sein aktuelles Bauprojekt spricht, schwingt ein wenig Stolz in seiner Stimme mit. Vielleicht, weil es eines seiner größten ist. Ein 9000 Quadratmeter großes Logistikzentrum, dazu ein 8000 Quadratmeter großes Parkhaus, in dem rund 600 Amazon-Transporter später unterkommen sollen. Ein gigantisches Ausmaß für den gut 2600-Einwohner-Ort.
Gerade wegen der absehbar zunehmenden Verkehrsbelastung hat sich im Vorfeld viel Protest in der Bevölkerung geregt. Melchior kann das zum Teil nachvollziehen. Führt aber auch ein anderes, wirtschaftliches Argument an: „Wir haben in den vergangenen Wochen mehrere Aufträge an Firmen aus der Umgebung vergeben in Höhe von etwa 200.000 Euro. Von daher ist es auch ein großer Gewinn für den Standort.“ Man versuche, möglichst vielen Seiten gerecht zu werden. Beim Thema Artenschutz, zum Beispiel. „Ein Mal pro Woche kommt ein Mitarbeiter einer externen Behörde vorbei, um zu kontrollieren, ob alle erforderlichen Maßnahmen eingehalten werden“, erklärt Melchior. So wurde beispielsweise ein Falkennest errichtet, weil in der Vergangenheit in unmittelbarer Umgebung ein Falke gesichtet worden war, der dort brütete. Zusätzlich wurde ein Amphibienschutzzaun angebracht, weil in der Nähe des Geländes Frösche laichen. Die Sicherung mit dem Zaun soll die Tiere abschirmen, da sich die Baugruben für sie zu gefährlichen Fallen entwickeln könnten.
Erst Mitte Januar wurde das Gebäude der ehemaligen Firma Otto abgerissen, seit etwa zwei Wochen sind die Bauarbeiten für das Verteilzentrum im vollen Gang. Etwa elf Wochen werde der Rohbau in Anspruch nehmen, danach folge der TGA-Ausbau, sprich die technische Gebäudeausrüstung, im Anschluss der Feinausbau mit der Herstellung von Fußboden-, Wand- und Deckenbekleidungen, erklärt Melchior. Im Mai soll mit dem Bau des Parkhauses begonnen werden. Geplant sei, die kompletten Arbeiten Ende Oktober abzuschließen, sodass im November die Abnahme erfolgen könne. „Wenn alles gut läuft, können zur Weihnachtszeit die ersten Pakete hier weggeschickt werden“, meint Melchior.
Fertigbauteile kommen mit Lkw
Dass die Arbeiten so schnell voranschreiten, liegt an der Fertigbauweise. Stützen, Wände, Treppen – alles wird bereits per Lkw fertig angeliefert und muss nicht erst vor Ort gefertigt werden. Von Montag bis Freitag, 7 bis 17 Uhr, sind rund 25 Mitarbeiter auf der Baustelle im Einsatz.
Die Videoüberwachung läuft jedoch rund um die Uhr. Zur Sicherheit. Aber auch für neugierige Projekt-Verfolger. An zwei schräg gegenüberliegenden Masten wurden Kameras angebracht, die jeden Baufortschritt dokumentieren. Wer mag, kann sich online durch die Bildergalerie klicken, die seit dem 19. Januar 2021 freigeschaltet ist. Alle zehn Minuten ein neues Bild. So bekommt jeder Zugang zum Amazon-Gelände. Auch ohne elektronische Besucherkarte.