Rothemühle. Interessengemeinschaft macht mobil. Suche nach einem Investor läuft auf Hochtouren. So sehen die Pläne aus.

Die Zukunft des ehemaligen Balcke-Dürr-Geländes ist ein heiß diskutiertes Thema. Nach einem Ratsbeschluss soll für die Industriebrache im Besitz der Gemeinde Wenden über eine Konzeptvergabe ein Investor gefunden werden. Der Mindestkaufpreis für das ehemalige Produktionsgelände (49.000 Quadratmeter) und den Mitarbeiterparkplatz (9160 Quadratmeter) beträgt 2,1 Millionen. Bis zum 27. August haben Interessenten noch Zeit, ihren Hut in den Ring zu werfen.

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Kurz vor Toreschluss kommt nun ein hochinteressantes Projekt auf den Tisch: Kulturschaffende setzen sich ein für eine kulturelle und gastronomische Nutzung des früheren Apparatebau-Areals. Das bestätigte Volker Arns auf Anfrage unserer Redaktion. Er ist durch die Auszeichnung seines Chores Biggesang zu einem der bekanntesten Chorleiter der Region geworden. Der Elbener und die Opernsängerin Viola Zimmermann machen mit zahlreichen anderen Interessenten mobil. „Wir möchten aus dem nostalgischen Gelände ein Kulturzentrum machen“, betont Volker Arns.

Team immer größer geworden

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Die Halle 4 ist das Herzstück, so Arns. Sie soll zur Kulturhalle 4 werden. „Wir haben dort musiziert und es begutachtet“, berichtet der Chorleiter. Die Begeisterung ist groß. Dabei gehe es nicht nur um die Backsteinfassade des Gebäudes und die Akustik innerhalb der beeindruckenden, historischen Mauern: „Nein, zum Juwel wird dieser Ort, weil er etwas zu sagen hat. Als Zeitzeuge unserer Vergangenheit lehnt sich das nüchterne rotbraune Gemäuer an die wilde, unberührte, grüne Landschaft am Bahndamm direkt am Biggeufer. Die alten Eisenbahnschienen erzählen noch, wie es einmal gewesen ist, warum es damals ein idealer Platz für ein Werksgelände war“, meint Volker Arns.

Die Interessensgemeinschaft für die Kulturhalle 4: Theresa Solbach, Mario Hecken, Birgit Schulte, Mechthild Hendricks, Viola Zimmermann, Michael Hunold, Volker Arns, Ilona Weber, Willi Ring und Anne Sieler (von links).
Die Interessensgemeinschaft für die Kulturhalle 4: Theresa Solbach, Mario Hecken, Birgit Schulte, Mechthild Hendricks, Viola Zimmermann, Michael Hunold, Volker Arns, Ilona Weber, Willi Ring und Anne Sieler (von links). © WP | Privat

Das Team der Interessengemeinschaft, das immer größer geworden ist, ist sich einig: „Wir wollen Verantwortung übernehmen für diesen Teil unserer Geschichte. Man ehrt einen solchen Ort mit Achtung und Wertschätzung, indem man ihm Gewicht verleiht. Dieses möchten wir mit Kultur schaffen.“

Die Gemeinde Wenden brauche einen Ort, wo Kultur leben darf, unterstreicht Volker Arns: „Nirgendwo in unserer Gegend bietet sich ein malerischerer Standort an als hier.“ Und: „In der Gemeinde gibt es kaum etwas im kulturellen Bereich.“ Die Aula der Gesamtschule sei bisher fast alleiniger Standort für Auftritte im Wendener Land. Durch die Ganztagsschulentwicklung und den Unterrichtsbetrieb gebe es dort aber mehr und mehr Schwierigkeiten. Die Halle 4 sei ein „Schmuckstück in Rothemühle“. Es gebe unzählige Ideen, so Arns.

Gastronomie mit Biergarten

Der vordere Bereich der großen Halle eigne sich durch die zwei Etagen und die grüne Terrasse im Hinterhof vorm Bahndamm zum Beispiel neben der Räumlichkeit für Kleinveranstaltungen und -auftritte auch als Workshop-Räumlichkeit. Selbst ein „offenes Klassenzimmer“ für die Sommermonate könnte von Musikern, Theaterspielern, Malern, Kräuterköchen und Sängern genutzt werden. Im großen hinteren Teil denkt man bei der Kulturhalle an große Sachen und eine Gastronomie mit Biergarten und kleiner Außenbühne gegenüber dem felsigen Gelände, in dem die Bunkertüren zu sehen sind.

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Auch der Charme der Bigge soll genutzt werden. „Es ist vorgesehen, die Halle 4 mit der Bigge gemeinsam zu erfassen. Es sollte darum gehen, das Wendsche mit Kultur und Erholung in der Natur attraktiver zu machen“, ist sich die Interessengemeinschaft einig. Es gebe die Möglichkeit zum Wasser-Erlebnisspielplatz, einem Kneippgarten, einer Ruhezone mit Schlafplätzen am plätschernden Bach und einen Trimm-Dich-Pfad, der von den Workshop-Teilnehmern, von Mitarbeitern auf dem Werksgelände, jungen und alten Besuchern geschätzt würde.

Willi Ring, der ebenfalls zum Team gehört: „Eine Möglichkeit mit solch einem Areal gibt es nur einmal im Leben! Nach allem, was die letzten eineinhalb Jahre gezeigt haben, bringt uns diese Kulturhalle 4 Lebensqualität. Man sollte diese Gelegenheit nicht unüberlegt fallen lassen.”

Bahntrassenradeln

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Die Motivation der Interessengemeinschaft an der Halle 4 ist laut Volker Arns ganz unterschiedlicher Natur. Einig sei sich die Gruppe aber um den Charme der Location. Im südlichsten Teil des Kreises Olpe gelegen, unweit der rheinland-pfälzischen Grenze plane man über den Bahndamm seit langem schon den Anschluss an das Radwegnetz. Bahntrassenradeln, so wie man dies etwa von Freudenberg durch den Hohenhainer Tunnel nach Wildenburg kennt oder auch über die stillgelegte Bahnstrecke vom Hützemerter Bahnhof Richtung oberbergisches Bergneustadt, sei ein I-Tüpfelchen auf dem Wendschen Radweg. Und es sorge für Anziehungskraft für die dort gewünschte Gastronomie.

Weitere Interessenten

Über weitere Interessenten sowie Kultur- und Naturliebhaber freut sich das Team.

Die Interessengemeinschaft engagiert sich für die Halle 4, um das Leben in der Gemeinde Wenden und im Kreis Olpe dadurch zu bereichern, so Volker Arns.

Nähere Infos: www.kulturhalle4.de

„Auch für das ganz große Denken mit Bildungszentrum und Gästehaus für das komplette Areal fehlen den Kulturschaffenden aus diesem Kreis zwar nicht die Ideen, jedoch aber der Geldgeber bzw. Investor. Dafür kämpfen wir“, sagt Volker Arns. Bürgermeister Bernd Clemens habe man die Pläne für die Kulturhalle 4 bereits vorgestellt. Keine Frage: Das Team um Volker Arns und Viola Zimmermann hat bereits enorme Vorarbeit geleistet und die Weichen gestellt. „Es ist nicht zu spät“, betont Volker Arns im Gespräch mit unserer Redaktion. In der Tat. Der Chorleiter versprüht Optimismus: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir einen Investor finden.“