Kreis Olpe. Viele Straßen und Häuser im Kreis Olpe wurden durch das Hochwasser beschädigt. Die Regenmengen nahmen nahmen unvorstellbare Ausmaße an.
Noch Wochen wird es dauern, bis die schlimmsten Folgen des Unwetters am Mittwoch im Kreis Olpe beseitigt sind. „Die Schäden an Straßen, Gebäuden und Inventar sind immens“. Soviel konnte Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas am Donnerstagmittag sagen. Und: „Wir sind sehr froh, dass es keine Verletzen oder Todesopfer bei uns gegeben hat, alles andere lässt sich händeln.“
In Lennestadt und Finnentrop hatte das Unwetter am stärksten gewütet, besonders im Elspe-, Lenne- und im Oenetal. An der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Lennestadt-Theten wurden am Mittwoch 72,9 Millimeter Niederschlag gemessen. In 24 Stunden fiel damit zehn Prozent der Gesamtniederschlagsmenge aus dem Jahr 2020. Auch in Neu-Listernohl wurden mit 59 Millimeter große Regenmengen festgestellt.
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Rinsale hatten sich in wenigen Stunden zu reißenden Gewässern entwickelt. Die Wassermassen rauschten von den umliegenden Bergen ungebremst in die Orte, trieben Holz, Schlamm und Unrat vor sicher her. Viele Bürgerinnen und Bürger kannten ihre Orte gestern kaum wieder.
Schwerpunkt auf Lennestadt und Finnentrop
„Die Feuerwehr im ganzen Kreis war auf den Beinen“, sagte Kreisbrandmeister Christoph Lütticke, der am Donnerstagnachmittag folgendes Fazit zog: „Wir haben nicht evakuieren müssen, es hat gut funktioniert. Für die Betroffenen ist es zwar sehr hart, aber gegenüber anderen sind wir noch ganz gut dabei rumgekommen.“ Die Zusammenarbeit mit DRK, THW und DLRG habe wieder hervorragend geklappt, betonte Lütticke: „Es hat mal wieder gezeigt, dass es bei uns ehrenamtlich funktioniert.“
240 Einsätze gingen bei der Leitstelle ein. Der Schock habe tief gesessen angesichts der tragischen Unfälle der beiden Feuerwehrleute, die in Altena und Werdohl ums Leben kamen: „Bei uns gab es Gott sei dank keine Verletzten. Alle konnten wieder gesund nach Hause fahren.“
Nachdem Serkenrode vor allem am Mittwochmorgen und -vormittag von dem Hochwasser entlang der Fretter betroffen gewesen war, spitzte sich die Lage gegen Abend in Lenhausen zu. Die Lenne verwandelte sich in eine Schlammlawine, teilweise wurden Baumstämme mitgerissen. „Wir haben Strömungsretter vom DLRG angefordert, die an Seilen gesichert die Sandsäcke am Ufer platzierten“, erklärt Tobias Hilgering, stellvertretender Pressesprecher der Feuerwehr Finnentrop am Donnerstagnachmittag. „Seit über 40 Jahren bin ich jetzt bei der Feuerwehr“, so Pressesprecher Uwe Menzig. „Aber sowas habe ich noch nicht gesehen.“
Straße in Oedingen nach Kanalverschluss überflutet
Das Veischedetal kam relativ glimpflich davon. Nasse Keller gab es zum Beispiel in Bilstein, nachdem sich das Veischede-Hochwasser an der zu niedrigen Brücke am Bilsteiner Markt zurückgestaut hatte. Am Donnerstagmorgen hatte sich der Bach wieder in sein Bett zurückgezogen. In Grevenbrück drückte Wasser aus dem Rosenberg am Mittwoch in die noch leerstehenden Hallen eines früheren Möbelhauses in der Paul-Müller-Straße. Gegen 17 Uhr konnte die Feuerwehr hier Entwarnung geben.
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Für andere war erst am Donnerstag Alarmstufe rot. Im Holunderweg in Oedingen gab es einen Kanalverschluss in sechs Metern Tiefe. Erst mit Verzögerung wurde die Straße von den Wassermassen geflutet. Ein beauftragtes Tiefbauunternehmen begann den defekten Kanal freizulegen. Weil vielerorts der Einsatz von schwerem Gerät nötig ist, hatte die Stadt am Morgen entschieden, für jeden betroffenen Ort ein Tiefbauunternehmen zu beauftragen, um die Beseitigung ersten Schäden schnell und wirksam anzugehen.
Die Unterspülung der B 55 zwischen Elspe und Oberelspe erwies sich nicht so gravierend wie zunächst befürchtet. Der Verkehr wird nun halbseitig an der Einbruchstelle vorbeigeführt.
Überörtliche Hilfe aus Kirchhundem
Auch die Feuerwehr der Gemeinde Kirchhundem war im Einsatz, allerdings vorwiegend im Außeneinsatz. „Wir hatten bei uns rund 15 Einsätze, alles nur Kleinigkeiten“, so Feuerwehrsprecher Thomas Beckmann. In der Regel wurde die Wehr wegen vollgelaufener Keller gerufen. In Kirchhundem und Würdinghausen drohten Unternehmen nahe des Hundembachs überflutet zu werden, was Feuerwehr und Bauhof verhindern konnten.
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Schon frühzeitig entsandte die Feuerwehrführung rund 30 Kameraden nach Lennestadt und etwa 20 nach Finnentrop, um die Feuerwehr dort zu unterstützen. Bereits am Mittwochmorgen war die Feuerwehr-Einheit Hofolpe mit ihrem Katastrophenschutz-Fahrzeug nach Hagen aufgebrochen, um den Rettungskräften an der Volme bis in die späten Abendstunden beizustehen.