Albaum. Im Dorfladen gibt es weniger Auswahl und der Einkauf kostet mehr, so die Vorurteile. Stimmen Sie auch? Wir haben im Kreis Olpe den Test gemacht.

Vorurteil Nummer 1: „Dorfladen“ – das klingt sympathisch, vielleicht sogar ein bisschen romantisch, aber irgendwie auch provinziell. Ein Laden fürs Dorf halt, mit sehr begrenztem Angebot. Denkste! In Albaum müsste der Laden eigentlich „Dorf-Supermarkt“ heißen, denn wer das Lokal an der Heinsberger Straße 35 betritt, der begreift sehr schnell, dass es hier nur wenig gibt, was es nicht gibt, jedenfalls für den täglichen und häuslichen Bedarf.

Vorurteil Nummer 2: Dorfläden sind teuer, wer sparen will oder muss, der fährt zum Discounter! Nochmal: Denkste! Dorfläden können preislich durchaus mithalten.

Aktueller Preisvergleich

Wer hätte das gedacht? Beim Preisvergleich unserer Zeitung hatte der Albaumer Dorfladen sogar die Nase vorn. Sabine Niemeyer, seit 2015 Leiterin des Dorfladenteams, wundert das nicht. Diese Erfahrung, dass das Angebot nicht nur gut, sondern günstig ist, hätten schon andere gemacht.

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Bei dem Testeinkauf unserer Redaktion fuhren wir mit einem Einkaufswagen durch die Regalreihen und fischten spontan und ohne Plan, also eher zufällig, Lebensmittel, Haushaltswaren, Drogerieartikel etc. aus den Regalen, nach dem Motto: Was man zuhause so braucht! Der Fokus lag dabei nicht auf Markenartikeln und Sonderangeboten, sondern auf Eigenmarken des Lieferanten, die im Albaumer Dorfladen unter dem Label „Gut & Günstig“ angeboten werden.

Anschließend verglichen wir die Preise der gleichen bzw. ähnlichen Artikel bei einem Discounter in Lennestadt, ebenfalls mit Blick auf die Eigenmarken. Und siehe da: Im Dorfladen bleiben unterm Strich sogar 0,64 Cent Euro mehr im Portemonnaie. Glückwunsch an das Dorfladenteam!

Olpe Dorfladen
Olpe Dorfladen © WP Olpe | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Das bedeutet aber nicht, dass Dorfläden grundsätzlich günstiger sind. Hier spielt auch der Zufall eine Rolle. Bei einer Einkaufszusammenstellung mit anderen Artikeln wäre der Rechnungsvergleich vielleicht anders ausgefallen, aber klar ist: Dorfladen und Discounter begegnen sich beim Preisvergleich auf Augenhöhe.

Preis ist nicht alles

Aber der Preis ist nicht alles, es geht auch um andere Faktoren wie Komfort, Service, Angebotsvielfalt, Atmosphäre, etc. Gegen das riesige Warenangebot der Discounter, die langen Öffnungszeiten, das Non-Food-Angebot etc. bekommt ein Dorfladen keine Schnitte, aber wer zum Beispiel eine frisch belegte „Schnitte“ bzw. Brötchen haben möchte, der wird im Dorfladen bedient.

Zweimal in der Woche werden Obst, Gemüse und Molkereiprodukte frisch angeliefert. Auch Fleisch und Wurst kommen auf Bestellung frisch vom Metzger, bei Bedarf auch Exklusives. Überhaupt: Artikel, die fehlen, können bestellt werden und sind dann vor Ort verfügbar. Das ist nur ein Beispiel.

+++ „So teuer ist… der Kreis Olpe“: Wo kann eine Familie am günstigsten leben? +++

Sabine Niemeyer übergibt beim Redaktionsbesuch im Dorfladen einen Zettel. Sie und ihre Vorstandskolleginnen Stephanie Sandholz und Verena Schweinsberg vom Verein Albaumer Dorfladen haben die Vorteile ihres Geschäfts aufgelistet: Kurze Wege für alle Kunden, auch die ohne Auto, Zeit- und Sprit-Ersparnis, Senioren und Kinder können allein einkaufen, Kinder lernen mit Geld umzugehen, man trifft Bekannte zum Reden, Kostenloser Lieferservice für kranke Dorfbewohner, Briefmarken, Paketdienst, Schreibwaren, Kopierservice, individuelle Bestellungen und vor allem regionale Produkte, also Honig, Nudeln, Zwieback, Salatsauce und Eier direkt von den Erzeugern aus der Region.

„Billige Eier aus Massenproduktion gehen bei uns sowieso nicht“, erklärt Verena Schweinsberg: „Unser Likör, der Albaumer Klippentropfen, ist auch sehr begehrt, den verkaufen wir bis Serkenrode.“ So ist der Dorfladen gleichzeitig auch eine Art Hofladen.

Treffpunkt und letzte Rettung

Und nicht ganz nebenbei zusätzlich Servicepunkt, Treffpunkt und bei Bedarf auch Helfer in der Not - das größtenteils ehrenamtlich. „Vor ein paar Tagen hatten wir schon geschlossen, aber es klopfte unentwegt an der Tür. Es war ein junger Familienvater aus dem Ort, der noch dringend frische Windeln brauchte“, erzählt Sabine Niemeyer. Er bekam sie natürlich.

Zehn Jahre gibt es den Albaumer Dorfladen im August. Das Jubiläum soll im kleineren Rahmen coronakonform gefeiert werden. Dabei wäre eine große Feier angemessen, denn viele andere Dorfläden sind so alt gar nicht geworden.