Kreis Olpe. Das Unwetter traf viele Orte an Lenne und Ruhr besonders heftig. Dass es nicht noch schlimmer kam, ist auch dem System des Biggesees zu verdanken.

Dass die Orte entlang der Lenne nach dem Starkregen am Mittwoch nicht noch stärker vom Hochwasser heimgesucht worden, haben sie auch dem Biggesee zu verdanken: Denn die Talsperre hat Sicherheitspuffer eingebaut und nutzte diese, um das Fluss-System zu entlasten.

Schon einige Tage im Voraus bereiteten Betriebsleiter Ralf Stötzel und sein Team den Biggesee auf die langanhaltenden Regenschauer vor. „Seit Montag haben wir Wasser abgegeben, um dem Hochwasser mit einem Puffer begegnen zu können.“ Zunächst waren es am Montag 20 Kubikmeter pro Sekunde, am Dienstag 30 Kubikmeter pro Sekunde. Am Mittwoch, 14. Juli, als der starke Regen einsetzte, war der Wasserstand dadurch auf etwa 307 Meter gesunken.

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Somit konnte die Talsperre die durch Regen überlaufenden Bigge, Lenne und Ruhr entlasten. Stötzel: „Der Zulauf in die Talsperren aus den umliegenden Bächen betrug am Mittwoch Abend knapp 130 Kubikmeter pro Sekunde, wir geben aber nur rund 60 Kubikmeter ab, so dass Bigge, Lenne und Ruhr um rund 70 Kubikmeter pro Sekunde entlastet werden.“ Ohne Stausee wäre damit in jeder Sekunde der Inhalt von 150 Badewannen zusätzlich ins Flusssystem von Lenne und Ruhr abgeflossen.

Talsperre steht kurz vor dem Vollstau

Stötzel erklärt, dass er die Talsperre schon vor dem Unwetter zu dieser Jahreszeit noch nie so voll gesehen habe: „Als Vollstau bezeichnen wir einen Wasserstand von 307,51 Metern über dem Meeresspiegel, am 10. Juli hatten wir 307,26 Meter. Das ist für diese Jahreszeit beträchtlich.“ Und Stötzel ist bereits seit dem Jahr 1995 für das Wohl und Wehe der Süd-Talsperren Bigge, Lister Ahausen, Verse, Ennepetal und Fürwigge zuständig.

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Die Sicherheitspuffer funktionieren in extremen Hitze- und Trockenperioden übrigens genau in die andere Richtung: „Dann hat die Talsperre die Aufgabe, zu verhindern, dass die Ruhr trocken fällt“, wie es in der Fachsprache heißt. „Gäbe es die Nothilfe aus den Talsperren des Ruhrverbandes nicht, wäre die Ruhr in einer Trockenperiode wie 2019/2020 schon bei Hagen trocken“, sagt Stötzel, „das wäre für die Ökologie verheerend.“