Lennestadt. Nach dem Hochwasser vom Mittwoch sitzt der Schreck im Lennetal von Saalhausen bis Kickenbach tief. Die Aufräumarbeiten dürften Wochen dauern.

Nur kurz konnten sich die Feuerwehrleute, Grundstücksbesitzer, Helferinnen und Helfer in der Nacht zum Donnerstag ausruhen, dann war Großreinemachen in den Überschwemmungsorten im Kreis Olpe angesagt. Aber bevor der Griff zu Schüppe und Besen ging, standen Betroffene und Anwohner fassungslos vor dem, was die Wucht des Hochwassers in ihren Orten, Hauseinfahrten und Gärten in wenigen Stunden angerichtet hatte.

Auch im Lennetal war es besonders schlimm. „Ich glaube in den 70er Jahren war mal die ganze Straße überflutet, aber so was hat es hier noch nie gegeben“, sagt Hermann Hennecke. Er hatte Glück, sein Haus im Inkenweg blieb trocken.

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Dieses Glück hatten die Anlieger der Langeneier Straße nicht. Hier war der verrohrte Langeneier Bach frühzeitig über Ufer getreten, weil das Gitter am Einlass der Bachverohrung mit mitgerissenen Steinen und Holzstuken schnell verstopft war. Das Wasser bahnte sich einen Weg über die Straße in Gärten, Keller und Garagen.

Bauhof zieht Entlastungsgraben in den Garten

Walter Schulte versuchte mit ein paar Sandsäcken und Schaltafeln das Wasser vom Haus weg zu halten, baute sogar seine Brücke über den Bach ab, ohne Erfolg. Fast ungebremst bahnte sich das Wasser den Weg durch den Garten und in den Keller. „Die Feuerwehr war schnell da“, so Schulte. Wahrscheinlich die Löschgruppe aus Altenhundem, denn die eigene Einheit Kickenbach war zu diesem Zeitpunkt in Grevenbrück und Maumke im Einsatz, so Steffen Budel, Sprecher der Feuerwehr Lennestadt, der einen solchen Einsatz auch noch nicht erlebt hatte.

Am alten Forsthaus zog der Bauhof der Stadt Lennestadt am Mittwoch einen Graben, über den das Wasser einigermaßen geordnet abfließen konnte.
Am alten Forsthaus zog der Bauhof der Stadt Lennestadt am Mittwoch einen Graben, über den das Wasser einigermaßen geordnet abfließen konnte. © WP | Volker Eberts

Besonders schlimm sah es ein paar Meter weiter, in Höhe des Langeneier Kiosk aus. Hier war die B 236 auch am Donnerstag Mittag noch zum großen Teil überflutet. Der kleine Bach, der vom Mälofelsen in den Ort fließt, hatte sich ebenfalls zu einem reißenden Gewässer aufgebläht und überflutete mehrere Gärten.

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Frühzeitig hatte die Stadt mit schwerem Gerät einen Graben durch den Garten des ehemaligen Forsthauses Langenei gezogen, durch den das Wasser auf die B 236 abfließen konnte. „Eine brutale Maßnahme“, so Nachbar Karl-Josef Ledigen. „Aber es ging nichts anders.“ Die Spuren des Wassers neben seinem Haus sind erschreckend, überall Matsch und hochgespültes Pflaster. Zum Glück haben wir eine Elementarversicherung“, so der 80-Jährige. Am Mittag begann der Bauhof diesen Bypass wieder zu schließen und den Bach in sein angestammtes Bett zurückzudrängen.

Fischteiche kommen glimpflich davon

Auch der Nachbarort Gleierbrück wurde von dem Starkregen brutal erwischt. Sämtliche Fischteiche der Fischzucht Rameil liefen über, das Wasser flutete die B 236 und das Privatgrundstück von Firmenchef Thomas Rameil. „Wir haben drei Pumpen im Keller, heute Nachmittag kommt die Nachbarschaft zum Reinemachen. Wir haben Glück gehabt.“

Ohne größere Schäden hat die Forellenzucht Rameil in Gleierbrück das Hochwasser überstanden: Die Fische blieben weitgehend in den Teichen.
Ohne größere Schäden hat die Forellenzucht Rameil in Gleierbrück das Hochwasser überstanden: Die Fische blieben weitgehend in den Teichen. © WP | Volker Eberts

Denn der Fischbestand selbst habe keinen Schaden genommen. „Aus den Erfahrungen der letzten Jahre hatten wir die unteren Becken fischleer gelassen.“ In den oberen Teichen hätten sich die Fische aufgrund der Wassertemperatur tief am Boden aufgehalten, seien also nicht in das überfließende Wasser geraten. Der Sachschaden, zum Beispiel an den Beckenrändern, halte sich in Grenzen.

Er glaubt, dass es ein solches Regenereignis in den letzten 100 Jahren, die Fischzucht besteht seit 1901, noch nie gegeben hat. „Das hätte mir mein Vater sicherlich erzählt“, so Thomas Rameil.

Im Ferienort Saalhausen war besonders das Oberdorf betroffen, die Auerhahnstraße musste wegen Überflutung gesperrt werden. Bis alle Schäden aufgearbeitet sind, wird es noch Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern. Was bleibt, ist die Angst vor dem nächsten Starkregen.