Kreis Olpe. Der letzte Schultag vor den Sommerferien im Kreis Olpe: Ein Lehrer, ein Schüler und eine Mutter ziehen Bilanz nach einem Schuljahr mit Corona.
Die Sommerferien klopfen gerade an die Tore der Schulen an, und alle Lehrer, Schüler und Eltern im Kreis Olpe dürften wohl erst einmal aufatmen. Nach einem von der Corona-Pandemie in vielerlei Hinsicht beeinflussten und teilweise stark eingeschränkten Unterricht stellten wir den direkt Betroffenen vier Fragen nach ihrem Stimmungsbild und ihrer persönlichen Bewertung.
1. Was haben Sie aus dieser ungewöhnlichen Zeit gelernt?
Manuel Cordes, Mathe- und Physiklehrer und Schulleiter der Olper St. Franziskusschule: Das System Schule ist anpassungsfähiger und wandlungsfähiger als viele gedacht haben. Ich wusste, dass Lehrerinnen und Lehrer sich sehr für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen. Bewusst geworden ist mir die Bedeutung von persönlichem Kontakt und Gemeinschaft für erfolgreiches Lernen und Lehren. Ich glaube aber, dass die Schulen und Kindergärten mit dem Thema Corona noch lange nicht fertig sind. Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler kann noch nicht geimpft werden oder wird nicht geimpft sein, so dass Kinder und Jugendliche besonders von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie betroffen sein werden.
Moritz Lüdtke aus Grevenbrück, Schüler am Gymnasium Maria Königin in Lennestadt: Vor allem habe ich gelernt, alleine zu arbeiten und zu lernen. Das war zwar schwer, aber bei mir hat das zumindest geklappt.
Verena Friedhoff, Mutter von drei Schulkindern (14, 12, 11 Jahre) aus Kirchhundem-Benolpe: Wir haben gelernt, dass man auch von zuhause aus durchaus gut lernen kann, nicht nur in der Pandemie, sondern auch, wenn die Kindern aus anderen Gründen nicht zur Schule gehen können.
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2. Welche Fehler dürfen sich im nächsten Schuljahr nicht wiederholen?
Manuel Cordes: Ich würde hier nicht von Fehlern sprechen. Es ist leicht, im Nachhinein zu sagen, das war falsch. Für das kommende Schuljahr würde ich mir weniger kurzfristige Entscheidungen und mehr Kommunikation mit den Schulen als über die Schulen wünschen.
Moritz Lüdtke: Auf keinen Fall dürfen die Schüler wieder ins Homeschooling gehen. Vor allem für die Lernschwachen ist das ein großes Problem. Da sollte man eher andere Sachen einschränken, bevor die Schulen wieder geschlossen werden.
Verena Friedhoff: Ich finde, man darf nicht alles so ernst nehmen und auf die Goldwaage legen. Die Behörden sollten den Schulen mehr Freiheiten überlassen. Natürlich müssen Schulen und Schulbürokratie nach den Erfahrungen in diesem Jahr besser auf ähnliche Situationen vorbereitet sein und die richtigen Maßnahmen weiterentwickeln.
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3. Gab es Neuerungen, die auch nach Corona beibehalten werden sollten?
Manuel Cordes: Da fällt mir zuerst die komplette Entwicklung im Bereich des digitalen Lernens ein. Aber auch Besprechungen als Video-Konferenz haben aufgrund der größeren Flexibilität und Vereinbarkeit mit der Familie sicherlich in der Zukunft ihren festen Platz in der Schule. Persönlich empfand ich auch als gute Veränderung, dass viele Begegnungen und Veranstaltungen aufgrund eines kleineren Rahmens persönlicher gestaltet worden sind.
Moritz Lüdtke: Ich denke, der digitale Unterricht ist die beste Neuerung. Das hat Vieles viel einfacher gemacht.
Verena Friedhoff: Ich bin überzeugt, dass viel Unterrichtsstoff in diesem Schuljahr weggelassen wurde und dies auch vertretbar ist. Ich glaube generell, dass man die Schulzeit einkürzen könnte. Der Unterricht sollte sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren.
4. Worauf freuen Sie sich in den Sommerferien am meisten?
Manuel Cordes: Ruhe, ein gutes Buch und Zeit mit meiner Familie.
Moritz Lüdtke: Die Sommerferien sind immer super. Vor allem muss ich mal von diesem schweren Schuljahr abschalten. In der ersten Ferienwoche fahre ich nach Berlin und in der fünften Woche mit der Kolpingfreizeit Grevenbrück weg. Da freue ich mich schon drauf.
Verena Friedhoff: Man muss nicht auf die Uhr gucken, kann den Tag planen, wie man will und braucht nicht ständig darauf achten, dass die Kinder alles geregelt bekommen. Und ich freu mich riesig auf das fantastische Sommerwetter, was hoffentlich bald kommen wird.
>>> ZWEI TESTS PRO WOCHE SOLLEN BLEIBEN
- Laut NRW-Schulministerium soll das neue Schuljahr ab dem 18. August 2021 mit voller Präsenz stattfinden.
- Die Tests zweimal pro Woche werden fortgesetzt. Personen mit nachgewiesen vollständigem Impfschutz müssen nicht getestet werden. In den Grund- und Förderschulen kommen wie bisher die PCR-basierten Lolli-Tests zum Einsatz, in den weiterführenden Schulen die Antigen-Selbsttests.
- Die Maskenpflicht im Innenbereich der Schulen gilt zunächst weiterhin. Die Notwendigkeit dieser Maskenpflicht wird aber nach den Sommerferien vom ersten Tag an im Hinblick auf das Infektionsgeschehen und danach weiterhin regelmäßig überprüft.