Gerlingen. Verschiedene Anti-Stau-Maßnahmen will die Gemeinde Wenden in Gerlingen umsetzen. Bis zur Amazon-Eröffnung im Herbst wird das aber wohl nichts.

Bis die Gerlinger Ortsdurchfahrt durch eine Umgehungsstraße entlastet wird, werden mindestens noch einige Jahre ins Land ziehen. Doch schon ab Ende des Jahres werden täglich tausende Amazon-Transporter und -Lkw durch den Ort fahren. Die Gemeinde Wenden würde daher gerne verschiedene Maßnahmen entlang der Koblenzer Straße umsetzen, um die Staus in Grenzen zu halten. Doch einfach ist das nicht.

Streitpunkt 1: Ampeln

Die Ampeln in Gerlingen sind schon seit langem ein Aufregerthema: Viele Autofahrer wünschen sich, dass sie besser aufeinander abgestimmt würden. In der Ratssitzung im April hatte Bernd Clemens von einer Auskunft von Straßen NRW berichtet, nach der das nicht möglich sei, weil die Anlagen von unterschiedlichen Herstellern stammen und daher nicht kompatibel seien. In einer Vorlage für den Bau- und Planungsausschuss (BPA) hieß es nun hingegen, dass die Ampeln bereits „miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt seien“.

Eine Ausnahme sei die Ampel auf Höhe des Pendlerparkplatzes an der A 4-Anschlussstelle Wenden. Diese wurde zum Jahresanfang vom Autobahnamt Hamm an Straßen NRW übergeben. „Straßen NRW wird die Abstimmungen mit den übrigen Ampelanlagen überprüfen“, kündigt die Gemeinde nun an.

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Für Diskussionen in der Politik sorgt die Fußgängerampel auf Höhe der Buswendeschleife. Die Wartezeit für Fußgänger beträgt dort höchstens 45 Sekunden. Dies solle auf bis zu 90 Sekunden erweitert werden, damit der Verkehrsfluss auf der Koblenzer Straße nicht so oft gestoppt wird. „Höchstens 60 Sekunden“, forderte hingegen Ulrich Heinrich für die UWG in der jüngsten BPA-Sitzung. Sonst drohe die Gefahr, dass sich ungeduldige Fußgänger bei stockendem Verkehr zwischen den Autos hindurch schleichen könnten, statt auf Grün zu warten.

Noch ungeklärt ist der Probebetrieb für eine Ampel an der neuen „Amazon-Kreuzung“, wo die Ludwig-Erhard-Straße auf die L 512 trifft. Frühestens im Frühjahr 2022 werde dort eine Baustellenampel installiert, kündigte die Gemeinde an. Wer die Kosten dafür trägt, steht noch nicht fest.

Streitpunkt 2: Bushaltestelle

Ein Hindernis für den fließenden Verkehr ist immer wieder auch die Bushaltestelle auf Höhe des Netto-Marktes. Zwei Optionen sind denkbar: der aufwendige Umbau der Haltestelle in eine Bus-Bucht, damit die Autos ungestört links am Bus vorbeirollen können, oder die Verlagerung der Haltestelle in die Buswendeschleife an der Volksbank.

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Ulrich Heinrich (UWG) sieht die zweite Variante kritisch: „Wir muten Fußgängern dann zu, bei Wind und Wetter mit ihren schweren Einkäufen 300 Meter bis zur Busschleife zu laufen, damit Autofahrer in ihren wohltemperierten Karossen durchrollen können.“ Damit würde der ÖPNV unattraktiver, obwohl eigentlich das Gegenteil das Ziel sein sollte, damit möglichst viele Menschen vom eigenen Auto auf den Bus umsteigen. Hiltrud Ochel (Grüne) merkte zudem an, dass schon jetzt viele unterschiedliche Linien in der Busschleife halten. „Irgendwann wissen Grundschüler gar nicht mehr, in welchen Bus sie da einsteigen müssen.“

Streitpunkt 3: Abbiegespur

Damit der Verkehr in Richtung Autobahn den Weg frei zu machen, soll die Rechtsabbiegespur an der Gerlinger Mühle in Richtung Wenden verlängert werden. In der BPA-Vorlage erklärte die Stadt, dass dafür auch ein Teil des Gehwegs wegfallen könne. Die Überlegungen nahm Fachbereichsleiter Markus Hohmann in der Sitzung wieder zurück: „Das ist noch nicht in Stein gemeißelt.“ Straßen NRW habe ein Planungsbüro beauftragt, um die Platzverhältnisse zu klären.

Denn neben der längeren Rechtsabbiegespur soll zugleich der gegenüberliegende Radweg verbreitert und abgesichert werden. Auch dafür liegen noch keine Pläne vor. Und auch die Kostenfrage ist noch nicht geklärt. Grundsätzlich müssten sich Straßen NRW und die Gemeinde Wenden die Kosten teilen. Aber die Gemeinde möchte Amazon mit ins Boot holen: „Wegen der gemeinsamen Interessen kommt auch eine Drittelung der Kosten in Frage.“ Gespräche über eine mögliche Beteiligung des Versandriesen werden in den nächsten Monaten geführt. Im Herbst soll die Planung von Straßen NRW vorliegen.