Fretter. Gerne hätte die Gemeinde Finnentrop oberhalb von Ruhrmanns Teich in Fretter zwei Waldsofas aufgestellt. Nur spielt die Schlingnatter nicht mit.
Wer mit dem Fahrrad über den alten Bahndamm in Fretter radelt und an „Ruhrmanns Teich“ vorbeifährt, der blickt auf ein rundum erneuertes, kleines Naherholungsgebiet. Aus der einst verwachsenen und verwilderten Anlage neben der Knochenmühle, die ebenso saniert wurde, ist eine schicke Touristenattraktion geworden – mit einer kleinen Teichanlage samt Steg, einem barrierefreien Rundweg und Ruhebänken. Der perfekte Ort für eine kurze Rast.
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Nun würde die Gemeinde das Areal gerne um einen Aussichtspunkt auf dem Bahndamm mit Blick auf „Ruhrmanns Teich“ ergänzen. „Der Aussichtspunkt soll durch einen Weg vom Geh- und Radweg aus angebunden werden und mit zwei Waldsofas ein Lieblingsplatz für Radfahrer, Wanderer, Einheimische und Touristen werden. Zudem soll eine Infotafel über die Knochenmühle, die Teichanlage und die Bahnhistorie informieren“, schreibt die Verwaltung über dieses Vorhaben.
Zusatzkosten zu hoch
Einen Namen gibt es auch schon: „Fretteraner Lieblingsplatz“. Die Gemeinde würde auch eine 80-prozentige Leader-Förderung erhalten. Hieße im Klartext: Von den kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von rund 20.000 Euro würden 16.000 Euro aus einem Topf zur Förderung von Kleinprojekten fließen und die Gemeinde müsste „nur“ noch 4000 Euro beisteuern.
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Doch es lebt der Konjunktiv: Die Platzierung der Waldsofas scheint aus Gründen des Naturschutzes schwierig. Im Umfeld von Teich und Bahndamm wird nämlich die schützenswerte und in ihrem Bestand äußerst gefährdete Schlingnatter vermutet. Nach einem Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Olpe bestünde zwar die Möglichkeit, ein Fachbüro damit zu beauftragen, eine so genannte faunistische Kartierung zu starten. Doch allein diese Beauftragung kostet die Gemeinde 3000 Euro. Würden die Experten tatsächlich fündig und müsste die Schlingnatter eingefangen und umgesiedelt werden, wären noch einmal 3000 Euro fällig.
Projekt noch nicht gestorben
„Da haben wir uns die Frage gestellt: Passen die Verhältnisse noch“, erklärte Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde, jüngst im Haupt- und Finanzausschuss. Denn die anvisierten Kosten würden mal eben um rund 30 Prozent steigen – und eine höhere Förderung ist ausgeschlossen. Die Gemeinde müsste also statt der 4000 satte 10.000 Euro auf den Tisch legen. Vorerst zu viel.
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Komplett gestorben ist das Projekt „Fretteraner Lieblingsplatz“ deshalb aber noch nicht. Man werde das Vorhaben zunächst zurückstellen und eine erneute Bewerbung zwecks Förderung zu einem späteren Zeitpunkt in Betracht ziehen. Darauf einigten sich auch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses. Die Anwohner aus Fretter, die sich schon auf die Sofas gefreut haben, müssen sich daher in Geduld üben.