Kreis Olpe. Die Werthmann-Werkstätten zeigen zum Sehbehindertentag, wie betroffene Menschen einen ganz normalen Job machen können.

In Deutschland gibt es laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation mehr als eine Million sehbehinderte Menschen. Am gestrigen Sonntag, 6. Juni, findet der Sehbehindertentag statt. Dieser Aktionstag soll auf die Bedürfnisse und Probleme von Menschen mit Sehbehinderung aufmerksam machen.

Die Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe als Einrichtung für Menschen mit körperlich und geistigen Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen schaffen auch Angebote für Menschen mit Sehbehinderung. Von den 650 Beschäftigten (Menschen mit Behinderung) haben 14 eine Sehbeeinträchtigung. Die Beeinträchtigungen reichen von der völligen Erblindung bis zu einem geringen Anteil an Sehvermögen. In einigen Fällen sind diese Beschäftigten schon mit der Beeinträchtigung in die Werkstätten gekommen, in anderen Fällen hat sich das Sehvermögen im Laufe der Zeit verschlechtert. An allen vier Standorten in Attendorn, Lennestadt, Olpe und Welschen Ennest gibt es individuelle Unterstützungsmöglichkeiten in Form von Leitsystemen.

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Arbeitsplätze werden angepasst

In der Abteilung Attendorn sind in nahezu allen Bereichen Beschäftigte mit Sehbeeinträchtigung beschäftigt. Melanie Schiffer, Abteilungsleiterin der Abteilung Attendorn, berichtet: „Alle Beschäftigten haben einen individuell angepassten Arbeitsplatz, welcher es ihnen durch umfangreiche Unterstützungsangebote ermöglicht, trotz der Beeinträchtigung des Sehvermögens am Arbeitsleben teilzuhaben“.

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Horst-Günter Pionczewski, wohnhaft im focus-Wohnhaus Lehmbergstraße in Grevenbrück, ist bereits seit 1974 in den Werthmann-Werkstätten tätig. Er arbeitet mit großer Freude in der Schreinerei der Abteilung. Im Laufe der Jahre hat sich seine Sehleistung verschlechtert, sodass er nur noch wenig Sehvermögen hat. Dies hält ihn jedoch nicht von der Arbeit in der Schreinerei ab: Er unterstützt bei der Herstellung der Schlauchbrücken, unter anderem ist er an der Kreissäge und Quernutfräse tätig. In der Gruppe wird er durch die anderen Beschäftigten in seiner Tätigkeit unterstützt und bestärkt. Sie helfen Horst-Günter Pionczewski beispielsweise dabei, das geeignete Material für die Holzverarbeitung zu bekommen und unterstützen ihn so und generell im gesamten Arbeitsalltag in der Schreinerei der Abteilung Attendorn.

Orientierungshilfen

Mehmet Kazak aus Wenden ist seit 2006 sehr fleißig im Büroservice der Abteilung tätig. Durch die völlige Erblindung ist er auf Begleitung und Unterstützung innerhalb der Werkstatt angewiesen. Auf den Laufwegen dienen Handläufe als Orientierung. Sein Arbeitsplatz innerhalb der Gruppe befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Ausgängen und Gruppenleitungen. Freudestrahlend berichtet er von der Unterstützung der Kollegen in der Gruppe: „In einem Gruppengespräch haben wir entschieden, dass es Paten untereinander gibt. So bekomme ich das Material, Getränke und Essen von meinen Paten gebracht. Es ist schön, sich auf die Kollegen verlassen zu können.“ Gute feinmotorische Fähigkeiten zeichnen viele Sehbehinderte aus. So ist Mehmet Kazak in der Lage auch mehrseitige Anschreiben für die Firmenkunden einwandfrei zu verpacken.

Schulungen für Kollegen

Auch Mitarbeitende erhalten Schulungen im Umgang mit sehbeeinträchtigten Beschäftigten durch Mobilitätstrainer. Im Training wird zum einen mit den Beschäftigten gemeinsam geübt, z.B. wie man sich beim Treppenlaufen verhält, aber auch das Einnehmen einer Mahlzeit in völliger Dunkelheit soll dazu beitragen sich in die Rolle eines Blinden hineinzuversetzen.

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„Der Sehbehindertentag verdeutlicht noch mal, dass im Alltag viel mehr auf Menschen mit einer Sehbehinderung geachtet werden sollte. Wir als Werkstatt engagieren uns dafür Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit einer Sehbehinderung zu möglichen und diese durch den Einsatz von Hilfsmitteln in den Werkstattalltag zu integrieren“, so Melanie Schiffer.