Finnentrop. Nach der Messerattacke in Finnentrop sind zwei 17-Jährige festgenommen worden. An der Gesamtschule ging am Morgen der Unterricht wieder los.
Der Schock sitzt immer noch tief: Einen Tag nach der Messerattacke mit zwei schwer verletzten Jugendlichen auf dem Pausenhof der Bigge-Lenne-Gesamtschule in Finnentrop ist deren Leiter Thorsten Vietor immer noch fassungslos und in erster Linie damit beschäftigt, das Geschehene gemeinsam mit den Schülern aufzuarbeiten. Dafür ist geschultes Personal vor Ort.
In einer gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft Siegen, der Mordkommission Hagen und der Kreispolizeibehörde Olpe am Dienstagmittag werden weitere Details zu dem Vorfall bekannt: Gleich mehrere Schüler waren am Montagmittag in einen Streit verwickelt, der in der zweiten Pause auf dem Schulhof eskalierte. „Nachdem es zunächst zu einem Wortgefecht und einem leichten körperlichen Gerangel kam, entwickelte sich die Situation zu einer Schlägerei. Dabei ging ein Schüler zu Boden, dessen Bruder daraufhin ein Messer zog“, heißt es in der Erklärung. Der junge Mann setze den scharfen Gegenstand ein und verletzte nicht nur zwei unmittelbar Beteiligte, sondern auch einen „Schlichter“.
Festgenommen – und wieder freigelassen
Durch den Messereinsatz trugen zwei 16-Jährige schwerste Verletzungen davon, ein weiterer 15-Jähriger verletzte sich leicht. Die Schwerverletzten wurden operiert, nach ärztlicher Bewertung habe jedoch zu keiner Zeit Lebensgefahr bestanden, heißt es weiter. Polizisten nahmen die 17-jährigen Brüder als Tatverdächtige noch am Tatort vorläufig fest, sie wurden am Abend aber wieder entlassen. Die genauen Hintergründe des Streits seien noch nicht final aufgeklärt.
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Neben der Aufarbeitung wollen Vietor und sein Team den Schülern in erster Linie ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Tenor: Sie müssen keine Angst haben, zur Schule zu kommen. „Unsere Lehrer haben die Schüler am frühen Morgen von der Bushaltestelle abgeholt, auch die Polizei war vor Ort. Wir wollen damit vermitteln, dass unsere Schule ein sicherer Ort ist“, erklärt Vietor auf Nachfrage dieser Redaktion.
Es sei eine leise Stimmung gewesen, aber keine ängstliche, erklärt der kommissarische Schulleiter. „Ich glaube, es ist auch gut, dass die Schüler heute wieder das gewohnte Bild auf dem Schulhof gesehen haben, also ohne Absperrbänder und Ähnliches. Unsere Hausmeister haben den Hof Montagabend noch sauber gemacht“, berichtet Vietor.
Am Tag danach gehe es in erster Linie darum, den Schülern ein Gesprächsangebot zu machen – gerichtet in erster Linie an die 9er und 10er, aus deren Gemeinschaft die verletzten Schüler stammen. Vor Ort seien daher nicht nur die Schulsozialarbeiter und Beratungslehrer, sondern auch der schulpsychologische Dienst des Kreises Olpe.
Elternbrief: Schule ist ein friedlicher Ort
In einem Elternbrief, der auf der Homepage der Schule abrufbar ist, verurteilt der Schulleiter den Vorfall mit den Worten: „An unserer Schule hat jegliche Form von Gewalt keinen Platz. Sie ist ein friedlicher Ort des Lernens, ein Ort, an dem sich jeder wohlfühlen kann.“
Ganz wichtig sei ihm aber auch, dass es sich um eine Einzeltat gehandelt habe, „die nicht vorhersehbar war und die in der noch jungen Geschichte unserer Schule beispiellos ist. Es ist dem besonnenen Einsatz der aufsichtführenden Lehrkräfte zu verdanken, dass die Situation beherrschbar blieb. Dazu hat auch das disziplinierte Verhalten der übrigen Schülerinnen und Schüler beigetragen, die den Schulhof zügig für den Einsatz der Rettungskräfte geräumt haben.“
Auch Bürgermeister Achim Henkel (CDU) ist der Schock einen Tag nach dem Vorfall noch anzumerken: „Ich bin sehr betroffen. Da kommen die Schüler nach so langer Zeit endlich wieder zusammen, und dann passiert so etwas. Ganz schlimm.“ Der Bürgermeister lobt indes die Art und Weise, wie das Team rund um Thorsten Vietor mit der Situation umgehen würde.
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