Kreis Olpe. Wie funktionieren Corona-Selbsttests eigentlich? Apotheker Ulf Ullenboom erklärt es. Redakteur Josef Schmidt macht den Selbstversuch – Mit Video.
Ein bisschen Bammel habe ich schon. Auch, weil ich – wenn es um mein Geruchsorgan geht – eher empfindlich bin. Aber was sag’ ich: Beim Journalisten siegt natürlich die Neugierde. Was hat es also auf sich mit den sogenannten Corona-Tests, die in diesen Tagen und Wochen zu tausenden im Kreis Olpe abgenommen werden, um Infizierte herauszufiltern? Oder, um einfach nur Schuhe, Klamotten oder Bücher kaufen zu können?
Für unser Selbst-Experiment sind wir zu Gast bei Ulf Ullenboom, Apotheker in Olpe und Sprecher der Apotheker im Kreis Olpe, der umfangreich Auskunft geben kann, welche Tests es gibt, was ich beachten muss, wie sie wirken, was sie kosten – und wie sicher sie sind. „Im Wesentlichen sprechen wir von zwei Schnelltest-Sorten“, klärt Ulf Ullenboom auf, „den ausschließlich von geschultem Personal durchgeführten Nasopharyngeal-Test und den Nasaltest, der auch als Selbsttest genutzt wird.“
Der Test
Beim Blick auf das Equipment wird klar, wo der wesentliche Unterschied liegt: Die Stäbchen sind zwar fast gleich lang, etwa 15,5 Zentimeter, aber die 1 Zentimeter langen Wattespitzen sind unterschiedlich dick. Nicht ohne Grund: Das dickere Ende muss beim Selbsttest nur wenige Zentimeter in die Nasenlöcher eingeführt werden, das dünnere beim Experten-Schnelltest fast zehn Zentimeter. „Bis an den Rachengrund“, sagt Ullenboom, „deshalb heißt es ja auch Nasopharyngeal, die Nase und den Rachen betreffend.“ Für Normalos, die des Altgriechischen nicht fähig sind: Pharynx bedeutet Rachen.
Ich entscheide mich heute für die einfachere Variante. Ullenboom: „Beide Testvarianten geben einen weitgehend sicheren Hinweis, ob jemand infiziert ist oder nicht.“ Zwei ganz wesentliche Fakten: „Ist das Ergebnis positiv, folgt immer ein noch zuverlässigerer PCR-Test beim Arzt.
Fällt der Nasopharyngealtest negativ aus, liegt die Sicherheit, nicht infiziert zu sein, bei 95 Prozent. Beim Nasaltest liegt die Sicherheit bei etwa 80 Prozent.“ Deshalb werde für das Schnelltest-Zertifikat, mit dem ein Getesteter beispielsweise auch 24 Stunden im Kreis Olpe einkaufen könne, der Nasopharyngealtest bevorzugt. „Nur, wenn es jemand nicht aushält, sich das Stäbchen durch die Nase so weit in den Rachen führen zu lassen, verwenden auch wir den einfacheren Nasaltest.“
Die Durchführung
Da ich den Nasopharyngealtest bereits hinter mir habe, lasse ich mir von Apotheker Ullenboom dieses Mal erklären, worauf ich beim Nasaltest achten muss, den ich künftig mindestens einmal pro Woche am Arbeitsplatz mache.
1. Packungsbeilage mit Gebrauchsanweisung genau durchlesen, am besten zwei- oder dreimal.
2. Die Hände müssen gründlich gewaschen werden.
3. Nase putzen, um Sekret sozusagen nach vorne zu holen.
4. Die Wattespitze etwa zwei Zentimeter in ein Nasenloch führen, den Kopf leicht nach hinten fallen lassen und dann für 15 Sekunden das Stäbchen gegen die innere, untere Nasenwand reiben, während das Stäbchen gedreht wird.
5. Stäbchen raus und das Prozedere im anderen Nasenloch wiederholen.
Ich lerne als erstes, dass 15 Sekunden verdammt lang sein können. Die aus der Nase geholte Wattespitze wird in ein sechs Zentimeter zylinderähnliches Röhrchen geschoben, in dem sich unten ein wenig Flüssigkeit befindet. Die Watte wird mehrfach in die Flüssigkeit getunkt und gedreht, anschließend wird die Watte in der Röhrchenmitte ausgepresst.
Die Auswertung
Dann wird es spannend: Auf das Röhrchen kommt ein winziger Ablaufstutzen, über den ich drei bis vier Tropfen in den Minikrater am Ende des Testplättchens tröpfel. Ullenboom grinst: „Ungefähr wie beim Schwangerschaftstest.“
Jetzt heißt es warten – aber nur wenige Sekunden. Das Sichtfeld des Teststäbchens färbt sich ein, glücklicherweise, bis nur ein roter Balken unter dem Buchstaben C zu sehen ist. C steht für Control. Würde auch unter dem danebenstehenden Buchstaben T ein roter Balken zu sehen sein, wäre ich infiziert.
Eine Meldung ans Kreisgesundheitsamt wäre die Folge, sowie ein weiterer PCR-Test, auf dessen Ergebnis ich dann zumindest einen Tag warten müsste. Bis dahin müsste ich in Quarantäne. Mein roter Balken ist aber nur unterm C. heißt: Keine Infektion. Aufatmen.
Wird eine Infektion bestätigt, kann die Isolierung in der Regel frühestens 14 Tage nach Krankheitsbeginn aufgehoben werden, wenn seit mindestens 48 Stunden keine Krankheitsanzeichen mehr vorliegen bzw. sich die COVID-19-Symptome nachhaltig gebessert haben. Vor der Entlassung aus der Isolierung erfolgt zudem ein Antigen-Schnelltest bzw. nach schwerem Krankheitsverlauf ein PCR-Test.
Dass die Schnelltests an diesem Tag in der Apotheke am Markt wie warme Semmeln laufen, erleben wir in der guten halben Stunde unseres Besuches live. Die testwilligen Bürger stehen Schlange.
Das Zertifikat
Ullenboom klärt indes über weitere Fragen auf, die im Zusammenhang mit dem Schnelltest häufig gestellt werden: „Wer ein negatives Ergebnis hat, bekommt von uns das Zertifikat direkt ausgehändigt, wir können es auch zumailen, und der QR-Code kann in den Geschäften auch per Handy genutzt werden.“ Von einem tagesaktuellen Test spreche man, da ein Testzertifikat 24 Stunden gültig sei. Wer also abends um 18.30 Uhr einen Schnelltest mache, könne das Zertifikat bis zum darauffolgenden Abend um 18.30 Uhr verwenden.
Und warum ausgerechnet 24 Stunden? „Weil die Fachleute davon ausgehen, dass der Getestete nach einem negativen Testergebnis mindesten 24 Stunden niemand anderen anstecken kann.“
Die Anzahl
Eine weitere immer wiederkehrende Frage beantwortet Ullenboom zum Schluss auch noch. Und zwar, wie oft man sich testen lassen kann. „Wir testen hier Testwillige auch mehrmals pro Woche kostenlos. Nicht nur einmal pro Woche.“ Wer getestet worden sei, werde digital ohnehin nicht erfasst.
Bis jetzt haben der Olper Apotheker und seine Mitarbeiterinnen rund 1000 Bürger auf Corona getestet: „Sechs davon waren positiv“, hat Ulf Ullenboom aufgelistet.