Kreis Olpe. Tourismus, Gastronomie und Freizeitbranche - alle stehen Gewehr bei Fuß, um endlich wieder durchstarten zu können.

„Wir stehen schon lange Gewehr bei Fuß“. Natürlich freut sich Ludger Sangermann vom traditionsreichen Landhotel Sangermann in Oberveischede, dass aufgrund der sinkenden Inzidenzwerte vielleicht schon bald „wieder etwas möglich ist“. Dabei hat der Hotelier erst einmal die Außengastronomie im Blick. „Wir haben einen großen und beliebten Biergarten“, weiß der Hotelier, dass sich viele Gäste nach einem frisch gezapften Bier sehnen. Das könnte ja schon Pfingsten klappen.

Nur Geschäftsreisende

Seit einem halben Jahr ist auch das Familienhotel in Oberveischede für touristische Übernachtungen geschlossen. Zu tun haben Hotelier Ludger Sangermann und sein Team trotzdem. Dafür sorgen die Geschäftsreisenden, die sich im Haupthaus mit seinen 13 Zimmern und im neuen Gästehaus mit sieben Zimmern einquartiert haben. „Wir waren unter der Woche mit Geschäftsreisenden gut belegt. Sie hatten dazu nicht viele Möglichkeiten“, verweist Sangermann darauf, dass andere Beherbergungsbetriebe komplett geschlossen sind.

Unter 100-er-Inzidenz vieles wieder möglich

Laut NRW-Gesundheitsministerium dürfen bei einer Inzidenz von 100 bis 50 Ferienwohnungen und Campingplätze mit negativem Testergebnis genutzt werden, Übernachtungen in Hotels sind bei bis zu 60 Prozent Auslastung erlaubt. Die Außengastronomie darf komplett öffnen, mit negativem Test.Kontaktfreier Sport unter freiem Himmel ist mit bis zu 20 Personen erlaubt.

Für die Familie Sangermann waren die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bislang „nicht existenzbedrohend“. Ludger Sangermann befürchtet aber, dass andere Betriebe die Krise nicht überleben. Und auch, wenn die Hotels nach und nach wieder öffnen dürfen, gibt es viele Fragen: Was ist mit den Aushilfen, die sich inzwischen einen anderen Job gesucht haben? Wie sollen Geimpfte, Getestete oder Genesene überprüft werden? Was passiert draußen abends mit den Gästen, wenn es regnet?

Die Sangermanns haben wie andere Kollegen die letzten Monate genutzt, um zu renovieren. Zudem machte die Familie und ihr Team ganz neue Erfahrungen. „Wir hatten zum allerersten Mal Weihnachten und Silvester keinen Betrieb“, berichtet Ludger Sangermann.

Campingplatz Waldenburger Bucht

Renate Hohleweg sitzt bei Biggesee Camping, dem Familien-Campingplatz in der Waldenburger Bucht, an der Rezeption. Alle Plätze für Dauercamper sind vergeben. Für touristische Camper ist die weitläufige Anlage mit ihren über 300 Stellplätzen seit dem 2. November 2020 geschlossen. Über mangelnde Arbeit können Renate Hohleweg und Co. dennoch nicht klagen. „Alleine heute Morgen habe ich 77 Mails mit Anfragen bekommen“, berichtet sie, bevor sie uns über den Campingplatz führt. Ob Pfingsten oder Fronleichnam. „Wir wären ausgebucht“, betont sie. Allenfalls unter der Woche hätten Interessierte eine Chance, in der Waldenburger Bucht unterzukommen. Schuld daran ist auch die Kapazitätsbeschränkung von 60 Prozent, die erst bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 entfällt.

„Wir könnten sofort loslegen“, bereiten sich Renate Hohleweg und das Team von Biggesee Camping auf einen Normalbetrieb unter Corona-Bedingungen vor. „Der Platz ist in Ordnung. Wir müssen ja keine Zimmer reinigen. Die Camper bringen ihre eigenen Sachen mit.“ Die Sanitäranlagen mit Dusch- und Toilettenkabinen wurden schon vor Corona auf den neuesten Stand gebracht. Den Trend zum Camping kann Renate Hohleweg nur unterstreichen. In die Waldenburger Bucht kommen immer mehr junge Familien. Auch die Übernachtungen im Zelt sind nach wie vor beliebt. Wer es etwas aufwändiger will, kann eines der Schlaffässer oder das neue Safarizelt mieten. Ob das schon für das Pfingst-Wochenende geht, hängt von den Inzidenzwerten ab und soll kurzfristig entschieden werden.

Kanutouren und Bogenschießen

Auch Stefan Lamers von Bigge Elements scharrt mit den Füßen, denn am liebsten würde er seine Kanutouren, Kurse fürs Bogenschießen, oder Aktionen wie Floßbau und „Klettern am Turm“ so schnell wie möglich anbieten: „Wir haben aber noch keine abschließende Klärung mit dem Olper Ordnungsamt herbeiführen können, wann es wie wieder losgehen könnte.“ Wie anderen Freizeit- und Tourismusbetrieben bleibe ihm erst einmal nur der Blick auf die Inzidenzen. Lamers bedauerte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass ihm das „Kanu-Konzert“, das er für den 30. Mai mit einer Musikband geplant hatte, nicht genehmigt worden sei: „Eigentlich ist das doch auch nur wie ein Autokino.“ Sein Plan: In Kanus hätten Musikfans vom Biggesee aus einer Band am Ufer zuhören können, mit ausreichenden Sicherheitsabstand natürlich. Bei etwa 20 Kanus und zwei bis drei Personen wären maximal 60 Zuschauer denkbar gewesen, die Band habe er in Kooperation mit dem Club 574 verpflichten können.

Stand-Up-Paddling

Auf die Inzidenz von unter 100 wartet auch Torben Luke von Bigge-SUP, der in der Waldenburger Bucht Stand-Up-Paddling ermöglicht. Luke: „Vor allem, wenn das Wetter gut wird, wäre es schön, bald wieder etwas machen zu können.“ Luke verleiht normalerweise Boards und bietet auch Kurse mit etwa acht Personen an, alles derzeit im Corona-Schlaf.

Wer sich aktuell informieren wolle, was wann wieder möglich sei, solle sich vor der Fahrt an den Biggesee unter www.bigge-sup.de über den aktuellen Stand informieren, rät Luke.