Dünschede/Kreis Olpe. Carsten Schiller wird positiv auf Corona getestet, drei Tage später wird ihm ein PCR-Test angeboten. Aber: Was ist mit der Kontaktverfolgung?

Carsten Schiller ist überzeugt davon, dass er kein Einzelfall ist. „Wir müssen uns nicht wundern, dass die Inzidenzzahl im Kreis Olpe so hoch ist, wenn so verfahren wird“, sagt der 55-Jährige aus Dünschede. Er hatte am Freitagabend einen Corona-Schnelltest gemacht, der positiv ausfiel.

Erst am Dienstagmorgen – mehr als 72 Stunden nach dem Ergebnis – konnte ihm vom Gesundheitsamt ein PCR-Test beim DRK angeboten werden. Ein Zeitraum, in dem er nicht einschätzen konnte, ob er tatsächlich infiziert war und ob er seinen Kontaktpersonen eigenständig Bescheid geben sollte.

Mit seinen Kindern Greta (10) und Moritz (12) fuhr Carsten Schiller am Freitagabend, 30. April, zum Maxsport-Testzentrum in Attendorn. Reine Routine. Seine Kinder bekamen nach wenigen Minuten das negative Schnelltestergebnis zugeschickt. Schiller selbst wurde von dem Mitarbeiter angerufen, der bei ihm den Nasenabstrich vorgenommen hatte. „Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht mit einem positiven Test“, erzählt Schiller, der ein paar Stunden vorher noch seine zweite Corona-Schutzimpfung erhalten hatte. Der Mitarbeiter wies ihn darauf hin, dass so schnell wie möglich ein PCR-Test durchgeführt werden müsse und das Gesundheitsamt über den positiven Schnelltestbefund in Kenntnis gesetzt werde. Bis dahin müsse er sich in Quarantäne begeben. Erst mit einem negativen PCR-Test-Ergebnis könne diese entfallen.

Wunsch nach schneller Gewissheit

„Ich habe abends noch das DRK in Attendorn und Olpe angerufen, habe dort aber leider niemanden mehr erreicht“, erinnert sich Schiller. Ihm ging es vor allem darum, schnelle Gewissheit zu haben – für sich, aber auch für die Personen, zu denen er in den Tagen zuvor Kontakt hatte. „Ich war donnerstags zum Beispiel noch im Büro“, erzählt der 55-Jährige, der als Projektleiter bei Gedia tätig ist. „Und meine Frau, die beim Standesamt in Attendorn arbeitet, hatte am Freitagmorgen eine Trauung.“ Falls das positive Schnelltestergebnis also bestätigt werden sollte, könnte die Infektion weitere Kreise gezogen haben.

Am Samstagvormittag erreichte Schiller schließlich das Bürgertelefon des Kreisgesundheitsamtes. „Dort teilte man mir mit, dass grundsätzlich der Hausarzt für diesen Test zuständig wäre und ich bis Montag warten müsste. Wenn dieser dann positiv wäre, dann würden auch die Kontakte informiert werden“, so Schiller. Vorsichtshalber gab er dennoch seinen Arbeitskollegen, mit denen er am Donnerstag im Büro saß, Bescheid. Auf eigene Initiative, um sie vorzuwarnen. „Auch, wenn ich eigentlich keine unnötige Panik verbreiten wollte.“

Das Kreisgesundheitsamt meldete sich am Samstagnachmittag. „Da hat man mir dann alles zur Quarantäne erklärt“, erinnert sich Schiller. Gleichzeitig bekamen seine Frau sowie seine zwei Kinder – als nahe Kontaktpersonen – eine Quarantäneanordnung per E-Mail zugeschickt. Auch eine Kontaktliste war angehängt, die prophylaktisch schon mal ausgefüllt werden konnte, falls der PCR-Test ebenfalls positiv ausfallen sollte. Bei dem Gespräch sei Schiller ein unverzüglicher PCR-Test beim DRK in Aussicht gestellt worden. „Ich habe das ganze Wochenende auf einen Anruf gewartet.“ Doch der kam nicht.

Ordnungsamt Attendorn überprüfte Quarantäne

Am Montagmorgen suchte Schiller schließlich seinen Hausarzt auf, um dort einen PCR-Test zu machen. „Als ich nach Hause gekommen bin, hat sich das DRK gemeldet und mir einen Test für Dienstagmorgen angeboten. Aber das hatte sich für mich dann schon erledigt.“ Dienstagmittag kam dann endlich die Gewissheit per Corona-Warn-App: negativ. Quasi zeitgleich fuhren jedoch Mitarbeiter des Ordnungsamtes zum Haus der Schillers, um zu überprüfen, ob sich die Familie an die angeordnete Quarantäne hielt. „Das war dann die Krönung“, sagt Schiller und kann sich einen ironischen Unterton nicht verkneifen.

Er hat kein Verständnis dafür, dass er am Wochenende keinen PCR-Test angeboten bekam. „Wie soll eine Absonderung möglicher Infizierter erfolgen, wenn die Kontakte außerhalb meines Haushaltes keine Informationen erhalten?“ Die hohen Infektionszahlen im Kreis ließen eine derartige Vorgehensweise nicht zu, findet Schiller.

Eigenverantwortung tritt sofort ein

Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Gesundheit beim Kreis Olpe, hält dagegen: „In so einem Fall hat er die Verpflichtung – auch, wenn bislang nur ein positives Schnelltestergebnis vorliegt – sich in Quarantäne zu begeben und andere Kontaktpersonen zu informieren.“ Mit einem positivem Schnelltestergebnis bestehe der Verdacht einer Infektion. „Dann tritt schon die Eigenverantwortung ein“, sagt Färber. Aus pandemischer Sicht sei vor allem die Quarantäne das Entscheidende. Die Gesundheitsämter werden erst agieren, so Färber, wenn ein positiver PCR-Test vorliegt.

Der Vorwurf, dass mehr als 72 Stunden zwischen dem positiven Schnelltestergebnis und dem PCR-Testangebot des DRKs lagen, weist Färber zurück. „Es gibt genügend Möglichkeiten, auch am Wochenende, ein PCR-Test zu machen. Man kann zum Beispiel auch zum Flughafen fahren.“ Für derartige medizinische Zwecke sei die Quarantäne aufgehoben. Eine Aufstockung des PCR-Testangebots im Kreis Olpe sieht er als nicht erforderlich an: „Wir müssen keine 24-Stunden-PCR-Teststelle unterhalten.“

Die Nachverfolgung der Kontaktpersonen funktioniere weiterhin. Das zeigten auch die Zahlen. „Würden wir die Kontaktverfolgung nicht so betreiben, hätten wir deutlich niedrigere Inzidenzen.“