Kreis Olpe. Die dritte Corona-Welle bricht auch im Kreis Olpe Rekorde. Der Landrat appelliert zu Vorsicht. Warum aber erst einmal keine Ausgangssperre droht.
Die dritte Welle bricht auch im Kreis Olpe Rekorde: 84 neue Corona-Fälle wurden am Donnerstag gemeldet, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie vor über einem Jahr. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit gestern um knapp 40 Punkte auf 162,7 Fälle pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche – der höchste Wert seit Heiligabend.
Mit schärferen Corona-Regeln ist zunächst allerdings nicht zu rechnen. Landrat Theo Melcher wird seine Allgemeinverfügung vom 29. März aufrecht erhalten. Melcher erklärte auf Anfrage unserer Redaktion: „Diese Verfügung bleibt bestehen, bis aus Berlin oder Düsseldorf zwingend etwas anderes vorgegeben wird.“
Es zeige sich nachweisbar, dass der Einzelhandel mit der geltenden Click&Meet-Regelung bei Vorlage eines negativen Testergebnisses kein Infektionsauslöser sei. Das Hauptproblem seien private Treffen in geschlossenen Räumlichkeiten. Melcher: „Diese Treffen sollten unbedingt vermieden werden.“ Von einer Ausgangssperre hält Melcher nichts: „Ein untaugliches Mittel.“
Von den hohen Infektionszahlen im Moment besonders betroffen ist Lennestadt mit einem lokalen Inzidenzwert von 260,8. Auch in Drolshagen (212,2) ist die 200er-Marke bereits überschritten. Der Kreis Olpe betont jedoch, dass es keine größeren Corona-Ausbrüche, etwa in Kindergärten, Unternehmen oder Altenheimen gegeben habe. „Vielmehr geht das Gesundheitsamt davon aus, dass durch die Vielzahl der Testungen vermehrt asymptomatische Infektionsfälle aufgedeckt werden“, teilt der Kreis in einer Presseerklärung mit.
Mutante deutlich ansteckender
In der Sitzung des Corona-Arbeitskreises am Mittwoch hatte Fachbereichsleiter Michael Färber erläutert, dass von den bislang 33.000 Bürgertests im Kreis Olpe 150 ein positives Ergebnis erbracht hätten. In 129 Fällen sei daraufhin ein PCR-Test erfolgt. 103 Infektionen konnten auf diese Weise ermittelt werden, obwohl die Betroffenen keine Symptome zeigten. Mit Blick auf die vergangene Woche sei die Inzidenz ohne Bürgertests damit rechnerisch um etwa 22 Punkte niedriger ausgefallen.
In diese Modellrechnung nicht einbezogen sind die Fälle, die sich im Umfeld einer Person ergeben, die sich durch einen Bürgertest als infiziert herausstellte. „Wenn eine Infektion in einer Familie auftritt, dann stecken sich alle an, die mit in dem Haushalt leben“, führte Michael Färber weiter aus. „Das war vor einem Jahr oft noch nicht der Fall.“ Offenbar zeigt sich darin ein Effekt der Virus-Mutante B.1.1.7, die deutlich ansteckender ist und im Kreis Olpe inzwischen etwa 45 Prozent der Fälle ausmacht.
In den Krankenhäusern im Kreisgebiet ist die Lage weiterhin verhältnismäßig entspannt. Drei Covid-Patienten liegen auf der Intensivstation und müssen beatmet werden. Darüber hinaus seien der Kreisverwaltung aktuell keine Fälle mit schwerem Krankheitsverlauf bekannt. Dass sich die Zahl der Infizierten im Krankenhaus zuletzt dennoch sprunghaft von 8 auf 16 erhöht hatte, liege in einem kleineren Ausbruchsgeschehen auf einer Station begründet. „Diese Patienten sind nicht mit Covid ins Krankenhaus gekommen, sondern haben sich dort infiziert“, erklärte Gesundheitsamtsleiter Frank Japes.
In Nachbarregionen, wo die Inzidenzen schon seit längerem auf einem hohen Niveau liegen, kommen die Kliniken hingegen langsam an ihre Grenzen. Unter anderem deshalb hatten der Märkische Kreis und der Kreis Siegen-Wittgenstein eine nächtliche Ausgangssperre verordnet. Im Kreis Olpe werde bislang jedoch nur ein Covid-Patient aus einem anderen Kreis behandelt. „Das wundert schon“, sagte Frank Japes, „dass von dort nicht mehr Anfragen kommen.“