Attendorn. Immer häufiger würden Mountainbiker quer durch die Waldbestände brettern – obwohl das gesetzlich verboten ist. Schilder sollen nun aufklären:

Der Wald leidet. Nicht nur unter den Folgen der Dürrejahre, sondern auch durch die Rücksichtslosigkeit seiner Nutzer. Die Attendorner Jagdpächter Dr. Friedbert Schürmann und Dr. Thassilo Rustemeyer sind, genauso wie Hegering-Leiter Sebastian Hoffmann, besorgt und richten einen dringenden Appell an eine ganz bestimmte Zielgruppe, die den Wald, wie sie sagen, zweckentfremden: Mountainbiker, die quer durch die heimischen Waldbestände brettern – ohne Rücksicht auf sich selbst, auf Pflanzen- und Tierwelt.

Friedbert Schürmann, der oberhalb der Waldenburger Kapelle in Attendorn wie auch Rustemeyer ein Jagdrevier gepachtet hat, kann nur noch mit dem Kopf schütteln. „An Steilhängen bei uns im Wald, wo ich mit Bergschuhen nicht hochkomme, rasen die Mountainbiker herunter“, sagt er. Viele würden es wissentlich tun, um den besonderen Kick zu erfahren, andere wiederum hätten keine Ahnung, dass sie sich strafbar machten. Denn laut geltender Rechtsprechung sei das Befahren des Waldes mit Fahrrädern nur auf festen Wegen gestattet – das stehe sowohl im Landesforstgesetz als auch im Naturschutzgesetz. Wer sich nicht daran halte und auf den illegalen „Radwegen“ erwischt werde, müsse zahlen.

Auch Bodenbrüter sind gefährdet

Nun möchte das Trio keinesfalls die Moralkeule schwingen und alle Mountainbiker über einen Kamm scheren, sondern Aufklärung betreiben. Dafür haben sie oberhalb der Waldenburger Kapelle vor wenigen Tagen ein gut sichtbares Schild aufgehängt. „Nehmt Rücksicht auf’s Wild“ steht drauf. Denn wer mit seinem Rad durch die Bestände rase, werde die wildlebenden Tiere, vor allem das Rehwild, aufschrecken und aufscheuchen. Gerade die Ricken seien kurz vor dem Setzen ihrer Kitze und daher besonders schutzbedürftig.

Auch interessant

„Hier hausen aber auch Wildschweine, die Junge haben und sehr wehrhafte Tiere sind. Da kann es zu schlimmen Unfällen mit Radfahrern kommen“, nennt Schürmann ein weiteres Beispiel. Viele Bodenbrüter wie beispielsweise die Schnepfen (eine Vogelart) seien ebenfalls gefährdet. Hinzu komme, dass gerade das Frühjahr und der Frühsommer für Fauna und Flora eine Zeit der Erneuerung und Regenerierung sei. Letztlich gefährdeten sich die Mountainbiker auch selbst: Ein Moment der Unaufmerksamkeit – und schon segle der Radfahrer über das Wurzelwerk und stürze.

Navigationsapp zeigt den Weg

Besonders schwierig machen es den besorgten Jagdpächtern und dem Hegering-Leiter Apps wie „Komoot“ – eine Navigationsapp für Wanderer und Radfahrer. Nicht selten würden über solche Apps in Insiderkreisen bekanntgegebene Wege quer durch Fauna und Flora regelrecht ausgebaut und befestigt. Anhand von GPS-Daten sei es den Radfahrern dann ein Leichtes, die kleinen Pfade durch den Wald zu finden. Und das nicht nur am Tage, wie Thassilo Rustemeyer erklärt: „Moto-Cross-Fahrer sind auch nachts mit Kopflampen unterwegs, genau dann, wenn sie sich sicher fühlen, nicht erwischt zu werden.“

Kleine Pfade wie hier oberhalb der Waldenburger Kapelle in Attendorn entstehen in den Wäldern. 
Kleine Pfade wie hier oberhalb der Waldenburger Kapelle in Attendorn entstehen in den Wäldern.  © Flemming Krause

Wer sich mit seinem Rad verausgaben wolle, könne dies in den extra eingerichteten Mountainbike-Parks tun, etwa am Rappelsberg in Attendorn oder am Fahlenscheid.

Durch das verstärkte Aufkommen der E-Mobilität und auch durch die Corona-Pandemie sei das Phänomen in den vergangenen Monaten immer stärker aufgetreten, ergänzt Hegering-Leiter Sebastian Hoffmann. Und: Es gehe den besorgten Wald-Schützern auch nicht darum, die Mountainbiker aus dem Wald zu halten, um in Ruhe die Tiere zu schießen, ahnt Hoffmann, dass der Appell auch als Ablenkungsmanöver verstanden werden könnte. Deshalb sagt er: „Wir wollen für dieses Thema einfach nur sensibilisieren. Wenn sich alle an die Regeln halten, wird auch in Zukunft die Lebensgemeinschaft Wald nicht über Gebühr strapaziert.“