Attendorn. „Die Zeit drängt“: Die CDU bringt überraschend ein eigenes Konzept zur Wiederaufforstung ein. Vorschlag wird angenommen, die SPD ist verärgert.

Das hatte sich die Stadtverwaltung Attendorn ganz anders vorgestellt. Für die Wiederaufforstung des durch die Folgen des Klimawandels und Borkenkäferbefall stark beschädigten kommunalen Waldes sollte ein „versiertes Fachbüro“ mit der Planung beauftragt werden. So stand es jedenfalls in der Sitzungsvorlage des Forstausschusses, dessen Mitglieder sich am Donnerstag zu einer Sondersitzung in der Stadthalle getroffen hatten. Doch es kam nach langer Diskussion alles ganz anders.

Die CDU stellte zur Überraschung nicht nur des Ausschussvorsitzenden Bernd Strotkemper (SPD) ein eigenes Konzept zur sogenannten Wiederbestockung vor. Trotz der Warnung seines Parteikollegen und Bürgermeisters Christian Pospischil, angesichts einer solch grundlegenden Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte „nicht aus der Hüfte zu schießen“, stimmte der Forstausschuss mit knapper Mehrheit für das CDU-Konzept, das zuvor der ehemalige Oberförster Stephan Hren präsentiert hatte.

Verwaltung setzt auf Mischwald

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Die Christdemokraten wollen nicht warten und so schnell wie möglich mit der Erneuerung eines Teils des Stadtwaldes beginnen. Dabei setzt die CDU wie die Verwaltung auf einen Mischwald mit standortgerechten Baumarten. Auf die Fichte, den sogenannten „Brotbaum des Sauerlandes“, soll nicht verzichtet werden. „Nicht abwarten – sofort beginnen“, lautet die Devise der CDU-Ausschussmitglieder um Stephan Hren, Stefan Belke und Nicole Kost. Die bereits auf Antrag der CDU im Haushalt 2021 vorgesehenen 50.000 Euro „für forstwirtschaftliche Maßnahmen“ sollen zu Anpflanzung auf einer rund 12 Hektar großen, stadtnahen Fläche genutzt werden. Wildschäden müssten auf ein erträgliches Maß reduziert werden.

Die Stadtverwaltung wollte laut Sitzungsvorlage einen Teil dieser 50.000 Euro für die Planung durch ein Fachbüro ausgeben. Doch der Versuch des Ausschussvorsitzenden Bernd Strotkemper (SPD), das kurzfristig vorgestellte CDU-Konzept und die Sitzungsvorlage zu einem Kompromiss zusammenzuführen, scheiterte. „Es kann nicht sein, dass in jeder Sitzung ein neuer Vorschlag kommt. Wir müssen für die nächsten Jahre ein schlüssiges Konzept haben“, so Strotkemper. Bürgermeister Pospischil kritisierte die Nichteinbeziehung der zuständigen Mitarbeiter seiner Stadtverwaltung. „Das geht zu weit.“

Letzte Entscheidung fällt im Mai

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Nach Rücksprache mit seinem als Zuhörer anwesenden Fraktionsvorsitzenden Ulrich Bock stellte Walter Sinzig (SPD) den Antrag, den Tagesordnungspunkt „Konzeption zur Neubestockung der von Kalamitäten betroffenen Flächen des Stadtwaldes“ von der Tagesordnung abzusetzen. „Die SPD sieht sich nicht in der Lage, heute eine Entscheidung zu treffen“, betonte Sinzig. Vergeblich: Mit jeweils 7:6-Stimmen nahm der Forstausschuss den CDU-Antrag mit dem eigenen Konzept zur Wiederaufforstung an und lehnte gleichzeitig den Beschlussvorschlag der Verwaltung ab. Das letzte Wort wird jetzt die Stadtverordnetenversammlung im Mai haben.

Größere Vielfalt und Risikostreuung

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Dabei waren sich alle Beteiligten der Sondersitzung in der Bestandsaufnahme und den Ursachen für die „Kalamitäten“, sprich der großflächigen Schädigung und Massenerkrankung auch des kommunalen Waldes, einig. „Wir werden nicht mehr wie in der Vergangenheit auf ein Pferd setzen können“, plädierte Martin Plückebaum von der Stadtverwaltung für eine größere Vielfalt und eine Risikostreuung. Dabei könnten standortgerechte Nadelhölzer weiter eine bedeutende Rolle spielen. „Wir brauchen einen anderen Wald“, betonte Annette Köhne-Dolcinelli vom Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland, die zu Beginn der Sitzung das Waldbaukonzept NRW (siehe Infobox) vorgestellt hatte. „Die Zeit drängt“, machte sich auch Nicole Kost (CDU) nichts vor. Und deshalb will die CDU möglichst schnell mit der Anpflanzung beginnen und nicht auf das Konzept eines externen Dienstleiters warten.

Die Holzpreise haben auch dank der großen Nachfrage aus China und den USA wieder angezogen, berichtete Förster Wilhelm Franke-Hameke. Aber die Niederschläge der letzten Wochen hätten bei weitem nicht gereicht, um die Dürrebilanz auszugleichen. Auch die ersten Borkenkäfer seien schon wieder unterwegs. Saatgut bleibe knapp und teuer.