Oberveischede/Freudenberg. Sabrina und Tobias Stahl wollten in diesem Jahr kirchlich heiraten. Doch Corona zerstört ihre Pläne. Und das jetzt schon zum zweiten Mal.
Es soll der schönste Tag im Leben sein. Eine Hochzeit mit dem Menschen, den man liebt. Natürlich ist die Feier auch mit einem immensen Aufwand verbunden. Doch wenn die Planung erstmal steht und die Location gebucht ist, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Eigentlich. Nur hätte vor ein paar Monaten keiner mit einer virusbedingten Pandemie gerechnet.
Auch nicht Sabrina und Tobias Stahl aus Alchen (Freudenberg), die ihre kirchliche Hochzeit und die Feier in Oberveischede nun absagen mussten. Und zwar zum zweiten Mal. „Es ist sehr traurig. Wir haben viel geweint und geschimpft“, erzählt Sabrina Stahl. „Das kann sich keiner vorstellen, der das noch nicht erlebt hat.“
Ihre Geschichte beginnt im Juli 2019. Sabrina Knie (30) und Tobias Stahl (30) geben sich im Standesamt in Kreuztal, wo das Paar zuvor gewohnt hat, das Ja-Wort. Die kirchliche Hochzeit soll aber erst im nächsten Jahr stattfinden. Ausgesucht haben sie sich zunächst den 6. Juni 2020. Eine wunderschöne Feier im Landhotel Sangermann in Oberveischede sollte es werden. „Wir hatten uns einige Location angesehen, dort haben wir uns aber sofort wohlgefühlt“, erzählt Tobias Stahl. Doch dann kam Corona.
Und zwar mit voller Wucht. Lockdown. Spätestens im Mai war den beiden klar: Eine Hochzeit wird es wohl nicht geben. Also mussten sie reagieren. Sie sagten alles ab – und suchten sich einen neuen Termin. Ein Datum, an dem alle Dienstleister, Freunde, Verwandte, Trauzeugen Zeit haben – und auch das Landhotel Sangermann Kapazitäten frei hat: der 17. Oktober.
Und zunächst sieht auch alles gut aus. Die Planungen sind abgeschlossen und Corona scheint unter Kontrolle zu sein. Doch dann steigen die Infektions-Zahlen plötzlich wieder. „Den Sonntag vorher lag der Inzidenz-Wert bei 20, da dachten wir noch, das passt“, erzählt Tobias Stahl, der als Schlosser arbeitet. „Als das Dienstag über 40 stieg, war uns schon klar, das wird nichts.“ Und sie sollten recht behalten. Als sie Mittwochmorgen aufwachten, überprüften sie sofort die Zahlen – und trauten ihren Augen nicht. Der Kreis Olpe hatte den Schwellenwert von 50 überschritten und gilt deswegen seither als Risikogebiet. „Das schwarz auf weiß zu sehen, war ein Schlag in die Magengrube“, sagt Sabrina Stahl. „Das war der Tag, an dem ich eigentlich mein Hochzeitskleid bei der Schneiderin abholen wollte.“
Kein Risiko eingehen
Das Problem: Mit Ausweisung als Risikogebiet gelten neue Auflagen. Und eine Hochzeitsfeier im Kreis Olpe mit knapp 50 Gästen war somit nicht mehr möglich. Eine Feier im noch kleineren Rahmen kam für sie nicht infrage. Zunächst hatte das Paar noch überlegt, eine neue Location im Raum Siegen-Wittgenstein zu suchen. Doch dann ist ihnen klar geworden, dass das nicht mehr die Hochzeit würde, die sie sich gewünscht haben. Außerdem war zu dem Zeitpunkt auch die Lage im Nachbarkreis noch unklar – und eine erneute kurzfristige Absage hätten sie nicht riskieren wollen. „Das war uns dann einfach zu heikel und wir haben uns schweren Herzens entschlossen, die Hochzeit abzusagen“, sagt Tobias Stahl.
Seither dient der Speicher in ihrem Haus in Alchen als Hochzeits-Lager. Dort verwahren sie die ganzen Menükarten, den Sitzplan, die Beschilderungen, die Autoschleifen, Gästebuch, Gastgeschenke – eben alles, was eigentlich schon fertig war. Nur das Hochzeitskleid, das wird bei den Eltern von Sabrina Stahl, gelernte Bürokauffrau, gelagert. Da, wo Tobias es nicht finden kann.
Pläne liegen auf Eis
Aufgeben wollen sie nicht. Doch erstmal liegen die Hochzeitspläne auf Eis. Eine erneute Planung wollen sie in dieser unsicheren Zeit nicht angehen. Schließlich ist das mit einem hohen Aufwand verbunden. Zwei Mal mussten sie sich nun schon mit der Location, dem DJ, der Fotografin, der Visagistin, der Friseurin, dem Organisten, dem Pastor – und natürlich allen Gästen – abstimmen. Und das zerrt an den Nerven. „Wir planen erst wieder, wenn Corona komplett verschwunden ist“, sagt Tobias Stahl. „Wir rechnen mit zwei Jahren.“
Trotz aller Tränen und Nerven-Zerreißproben – das Lächeln hat das Paar nicht verloren. Und vor allem der Wille, diese kirchliche Hochzeit durchzuziehen, ist geblieben. Schließlich sind alle guten Dinge Drei, scherzt das Paar. Oder um es mit den Worten ihres Pastors auszudrücken: „Was lange währt, wird endlich gut“. Und dann können sie auch ihre geplanten Flitterwochen auf Kreta nachholen. Ihre Hochzeitsfeier soll weiterhin im Landhotel Sangermann stattfinden. Und auch sonst wollen sie an ihren Planungen nichts ändern.
Einen Wermutstropfen gibt es: Einen neuen Brautstrauß braucht Sabrina Stahl nicht. Der ist nämlich aus Holz und steht zurzeit auf dem Sideboard im Wohnzimmer – als hätte sie es geahnt, dass der noch ein bisschen länger halten muss.