Drolshagen. Steffi Gräve-Lütticke hat ein Wimmelbild der Rosestadt gemalt. Für die Stadt Olpe hat sie das auch schon getan. Diese Geschichte steckt dahinter:

Drolshagen hat ein Wimmelbild. Und wie ein Wimmelbild nun einmal ist, gibt es darauf jede Menge zu entdecken: die ganze Vielfalt des Lebens in der Rosestadt, bunt und fantasievoll kombiniert.

Gemalt hat es Steffi Gräve-Lütticke. Sie ist seit mehr als 20 Jahren freischaffend unterwegs. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen und Projekten“, sagt die 57-Jährige, die sich ein Dasein ohne Kunst gar nicht vorstellen kann. Weil sie aus ihrer Schaffenskraft die Kraft für das Leben zieht, wie sie sagt.

Handwerkerin statt Künstlerin

Dabei sieht sie sich selbst nicht als Künstlerin, sondern vielmehr als Handwerkerin. Eine, die immer etwas in der Hand haben muss, die werkelt, modelliert, bastelt, schneidert, malt, klebt, leimt. Morgens, mittags, abends – und dabei den ganz normalen Alltagswahnsinn managt. Mit ihrer Familie, ihrem Hund, ihrem Aquarium, ihrem Garten. Für Steffi Gräve-Lütticke könnte der Tag mehr als 24 Stunden haben. Wer ihr Atelier besucht – es umfasst quasi ein ganzes Stockwerk –, bekommt viel mehr als nur eine vage Ahnung von ihrer Energie und ihrem künstlerischen Temperament. Ihre Kunst durchzieht ihr ganzes Zuhause, führt von ihrem Atelier die Treppe hinauf in die Wohnetagen der Familie.

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Jede Ecke, jeder Winkel, jede Wand hat etwas zu erzählen. Bilder, Figuren, Objekte, wobei Steffi Gräve-Lütticke auch Alltagsgegenstände so einbindet, dass man glatt vergessen könnte, dass diese in ständigem Gebrauch sind, so wie Leuchten, Truhen, Sessel. Dinge verlieren ihre ursprüngliche Daseinsaufgabe: Da wird ein Teelichthalter zur Bühne für einen Pappmache-Chor, ein Blumentopf zur Badewanne für ein lustiges Fräulein, ein Straßenbesen zur Löwenmähne.

Von Adele bis Billy Gibbons

Auch von der Kreisstadt Olpe gibt es ein Wimmelbild, ebenfalls gemalt von Steffi Gräve-Lütticke, mit allem was sie ausmacht. 
Auch von der Kreisstadt Olpe gibt es ein Wimmelbild, ebenfalls gemalt von Steffi Gräve-Lütticke, mit allem was sie ausmacht.  © Birgit Engel | Birgit Engel

Für ihren Mann hat sie zum Geburtstag die gemeinsamen Erlebnisse der vergangenen Jahrzehnte in 40 gemalten Bildern festgehalten. Und gerade näht sie Musiker, malt mit der Nähmaschine, wie sie es ausdrückt: Adele, Amy Winehouse, Billy Gibbons. „Ich habe so eine unbändige Lust zu gestalten. Schon als kleines Kind habe ich meine Strumpfhosen zerschnitten und Figuren für meine Eltern daraus gemacht“, erzählt Steffi.

Dass sie ihr Talent nicht in ein Kunststudium oder -handwerk hat einfließen lassen, sondern Pharmazeutisch-Technische Assistentin lernte, wundert nicht nur ein bisschen. „Ich wollte mich nie in etwas hineindrängen lassen“, sagt sie. Einmal habe sie in der Grundschule einen Teddybären häkeln müssen. „Das ging gar nicht. Ich habe es nicht hinbekommen. Statt mich an der Vorlage zu orientieren, habe ich einfach den Bücherwurm Lemmi gemacht. Meine Handarbeitslehrerin hatte dafür kein Verständnis.“

Poster kostet 25 Euro, Postenkarten kosten zwei Euro

Das Wimmelbild-Poster von Drolshagen hat ein Hochformat von 110 x 70 cm. Es kostet 25 Euro und kann bezogen werden über Steffi Gräve-Lütticke oder über Bürotechnik Bruno Schürmann in der Gerberstraße. Postkarten kosten 2 Euro. Das Wimmelbild von Olpe im gleichen Format kann auf Wunsch gedruckt werden. Das Original ist privat gekauft worden; auf Wunsch des Käufers wurde es individualisiert. Das individualisierte Angebot macht Gräve-Lütticke auf Anfrage.

Ihre Schaffenskraft präsentiert Steffi Gräve-Lütticke auf Märkten und Kunsttagen, beispielsweise auf der Heider Kunsttour. Regelmäßig sind ihre Bilder im Schaufenster der Apotheke, in der sie früher beschäftigt war, zu sehen. Sie baut für den Karneval in Drolshagen, bekam vor zwei Jahren den begehrten Klatschbasenorden. Ins Leben gerufen hat sie die beliebte Kinderwerkstatt; sie bietet auf Campingplätzen, Festen und Feiern Kreativwerkstätten an und bemalt Wände von Sporthallen, Seniorenheimen und Wohnhäusern.

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Seit 2015 begleitet sie auch das NRW-Landesprogramm „Kultur und Schule“, realisiert mit Kindern LandArt, Müllbasteleien oder Wandgestaltungen. „Wenn ich mit meinem Hund durch die Stadt gehe und Kindern begegne, winken sie mir wie wild. Da geht mir das Herz auf“, strahlt sie.

Mehr Zeit in Corona-Krise

Corona gab Steffi Gräve-Lütticke viel Zeit. Aus diesem Grund ist das Wimmelbild von Drolshagen entstanden. Zu sehen sind die Mannigfaltigkeit, der Reichtum, die Fülle des Daseins und die vielen Realitäten: der majestätische steinerne Löwe, der im Stadtpark thront. Die Kirche, die Glocken und die Dohlen, das Clemenshaus, das Alte Kloster, der Marktplatz mit seinem Brunnen, die Vereine vom Fußball über die Musik bis zum Chor. Natürlich die Klatschbasen, der Papenberg und Ritter Drogilo. Es gibt so viel zu entdecken.

Was könnte schöner sein, als mit einem Wimmelbild vor Augen geradezu durch die Stadt zu flanieren? Das mögen die Bürger. Das Wimmelbild, das im Original in der Sparkasse hängt, findet so große Resonanz, dass Gräve-Lütticke Poster und Postkarten drucken ließ. Dem Wimmelbild von Drolshagen vorangegangen ist übrigens eines von Olpe. Mit allem, was die Kreisstadt ausmacht. „Mit Wimmelbildern kann man abschalten, sich in ihnen verlieren, immer wieder Neues finden, bunt, lustig und wahr.“