Öhringhausen. Reinhard Kaufmann betreibt einen Tierfriedwald. Der 70-Jährige hat Hunde, Katzen, Meerschweinchen und sogar schon eine Schildkröte bestattet.

Die Trauer ist ohnehin groß, wenn das Herz des geliebten Vierbeiners aufhört zu schlagen. Doch bei dem Gedanken, was nun aus ihm werden könnte, läuft Frauchen oder Herrchen ein Schauer über den Rücken. Die grausige Vorstellung der Tierkörperverwertung lässt keinen Tierbesitzer kalt. Sie möchten einen respektvollen, einen würdevollen letzten Weg für ihren treuen Weggefährten. Dafür sorgt Reinhard Kaufmann. Der 70-Jährige aus Heid ist Tierbestatter und betreibt seit fast acht Jahren in Öhringhausen bei Drolshagen den Tierfriedwald „Abendröte“. Hier finden Vierbeiner aus dem Kreis Olpe, Siegen und Umgebung ihre letzte Ruhestätte.

„Ein Bekannter hatte mich angerufen und gefragt, ob er seinen toten Hund in meinem Wald bestatten könnte. Das hat mich auf die Idee gebracht“, berichtet Reinhard Kaufmann im Gespräch mit unserer Redaktion. In seinem ein Hektar großen Waldstück unterhalb des Frenkhauser Sportplatzes entstand der Tierfriedwald „Abendröte“, idyllisch gelegen inmitten von Eichen und Buchen. Es ist der einzige in Südwestfalen.

Urne auch mit nach Hause nehmen

Doch bis es soweit war, musste Reinhard Kaufmann zunächst einen Antrag auf die Errichtung eines solchen Tierfriedwaldes beim Kreis Olpe stellen. Für die Beamten war das damals eine völlig neue Materie. Nach umfangreicher Prüfung erteilten sie am 24. Juni 2013 grünes Licht. Allerdings gab es einige Vorschriften: Die Bestattungstätigkeit wird auf Urnen beschränkt. Weiter heißt es: „Der Tierfriedhof kommt in seiner Beschaffenheit einem Friedwald gleich und ist kein Waldfriedhof, sondern ein naturnah bewirtschafteter von außen nicht als Begräbnisplatz erkennbarer Teil des Waldes ohne Einzäunung, Leichenhalle, Grabsteine, Grabkreuz, Grabschmuck und bleibt ein frei begehbarer Teil des Waldes. Es dürfen keine speziellen Wege angelegt und die Bodenauflage darf nicht verändert werden. Die Urnen müssen biologisch abbaubar sein.“

Kontaktdaten

Der Tierfriedwald „Abendröte“ befindet sich hier: Bergstraße, Windhagen, 57489 Drolshagen-Öhringhausen.Tierbestatter Reinhard Kaufmann ist zu erreichen unter 02762/8130, Mobil: 0171/5466701, Fax: 02762/979516 oder per E-Mail: info@tierfriedhof-abendroete.deWeitere Infos gibt es auf der Homepage: www.tierfriedwald-abendroete.de

Zudem musste Reinhard Kaufmann ein „Beförderungsunternehmen für den Tierkörpertransport von Heimtieren“ beim Kreis Olpe registrieren lassen. Damit darf er Tierkörper von Klein- und Haustieren abholen und mit einem Transportfahrzeug zur Verbrennung in ein Tierkrematorium bringen.

So ist der Arbeitsablauf des Tierbestatters: Reinhard Kaufmann holt das tote Tier beim Tierarzt oder Besitzer ab. Frauchen oder Herrchen entscheiden sich für eine Einzel- oder Sammeleinäscherung mit anderen Haustieren. Der Tierbestatter fährt zum Krematorium. Bei der separaten Einäscherung wird die Urne im Tierfriedwald „Abendröte“ beigesetzt, bei der Sammeleinäscherung wird die Asche dort symbolisch verstreut. „Die Tierbesitzer können die Urne auch mit nach Hause nehmen“, erläutert Reinhard Kaufmann.

Unter Bäumen

Die Tiere werden auf dem Gelände in Öhringhausen in Urnen unter Bäumen beigesetzt. Eine Namenstafel an der Vorderseite des Baumes weist darauf hin, dass hier ein Haustier die letzte Ruhe gefunden hat. Der Tierfriedwald „Abendröte“ ist für die Besitzer der dort bestatteten Vierbeiner jederzeit zugänglich.

Das Hinweisschild zum Tiefriedwald bei Drolshagen-Öhringhausen.
Das Hinweisschild zum Tiefriedwald bei Drolshagen-Öhringhausen. © WP | Roland Vossel

Der Tierbesitzer erhält ein Zertifikat. „Damit hat er Gewissheit, dass alles ordnungsgemäß abgelaufen ist“, erläutert Kaufmann. Dieses Zertifikat mit einer Kremierungsnummer kann auch als Beleg bei der behördlichen Abmeldung des Tieres vorgelegt werden. Die Kosten für die Einäscherung richten sich nach dem Gewicht des Tieres.

Bislang hat Reinhard Kaufmann überwiegend Hunde, aber auch Katzen in seinem Tierfriedwald bestattet. Auch drei Meerschweinchen waren bisher dabei. Einmal bestattete der 70-Jährige sogar eine Schildkröte. „Eigentlich ist alles möglich“, sagt Kaufmann.

Im vergangenen Jahr hat er den mit 23 Jahren bislang ältesten Hund in seinem Friedwald bestattet. Auch ein nur einen Tag alter Hund fand hier seine letzte Ruhestätte. „Der Besitzer des Welpen hing so sehr daran“, erzählt Kaufmann, der die Beisetzungen stets liebevoll gestaltet: „Dann kommt die ganze Familie. Vor allem bei den Kindern oder auch bei älteren Menschen gibt es dann häufig Tränen. Das ist eine ehrliche Trauer. Viele haben das Tier 20 Jahre lang gehabt. Oft werden auch Blumen mitgebracht.“

Die Namenstafel eines Meerschweinchens an einem Baum.
Die Namenstafel eines Meerschweinchens an einem Baum. © WP | Roland Vossel

Die Besitzer des verstorbenen Tieres vereinbaren einen Termin bei Reinhard Kaufmann. Sie können einen Baum aussuchen, vor dem die Urne mit der Asche des Vierbeiners bestattet werden soll. Der 70-Jährige bereitet alles vor. Er hebt ein Loch aus und stellt die Urne auf einen Holzhocker. Auf Wunsch erhalten die Besitzer auch einen kleinen Beutel mit Gedenkschmuck (zum Beispiel ein Kettchen des Hundes) oder ein paar Haaren für zu Hause. Bei der Bestattung spricht Reinhard Kaufmann auch ein paar persönliche Worte über das verstorbene Tier. Gerade dieser Moment sorgt bei Frauchen und Herrchen für Tränen beim würdevollen Abschied von ihrem Liebling …