Attendorn. Dürre und der Borkenkäfer setzen dem Wald zu. Attendorner Forstausschuss will im Frühjahr entscheiden, wo im Stadtwald was neu gepflanzt wird.

Josef Belke ist beinahe täglich im Wald unterwegs. Und was der Milstenauer dort sieht, gefällt ihm überhaupt nicht. Es sind nicht nur die Fichten, die von drei Dürrejahren, Stürmen und dem Borkenkäfer in die Knie gezwungen worden sind. Auch andere Baumarten wie die Buche leiden. Es gibt allerdings Hoffnungszeichen. „Eschen waren totgesagt, jetzt werden sie wieder grün.“

Deshalb setzt sich der CDU-Politiker für „vernünftige Mischwälder“ im Stadtwald ein. Dem Attendorner Stadtwald geht es ebenfalls nicht gut. „Dem Waldbesucher bietet sich derzeit in der Region und darüber hinaus mit dem Absterben großer Waldareale ein Bild, das auf nunmehr drei Jahre mit erheblicher Trockenheit und unzureichender Grundwasserverfügbarkeit zurückzuführen ist. Der nachhaltige Wassermangel verursacht erhebliche Trockenschäden und Vitalitätsverluste bei verschiedenen Baumarten (z. B. Rotbuche und Fichte)“, heißt es in der Sitzungsvorlage des Forstausschusses.

Nach China transportiert

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Seit Monaten wird an vielen Stellen im Stadtgebiet vor allem Fichtenholz geschlagen und per Container nach China transportiert. Die Folge sind große Kahlschläge, die man eigentlich vermeiden wollte. „Wir müssen vergessen, dass die Fichte der Brotbaum des Sauerlandes ist, und neue Wege gehen“, machte sich Attendorns Umweltbeauftragter Martin Plückebaum nichts vor. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Fichte in wenigen Jahren fast verschwunden ist“, pflichtete ihm der Ausschussvorsitzende Bernd Strotkemper (SPD) bei. Für den langjährigen Förster Stefan Hren (CDU) ist das Ende des Waldsterbens längst nicht erreicht. „Nächstes Jahr geht es weiter.“

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Was also tun, um für den Wald der Zukunft zu sorgen? Darüber diskutierten die Mitglieder des Attendorner Forstausschusses sachkundig und detailliert. Förster Wilhelm Franke-Hameke hatte im Namen der Stadtverwaltung vorgeschlagen, bei der Wiederaufforstung erst auf die Natur zu setzen und dann gezielt mit Anpflanzungen einzugreifen. Er nannte es „nicht sinnvoll“, sich zeitlich unter Druck zu setzen.

Knapp 200-seitiges Konzept

Stefan Belke und sein Namensvetter Josef Belke (beide CDU) wollen nicht erst drei Jahre warten und drängten darauf, mit Neuanpflanzungen für eine geeignete Mischung aus Laub- und Nadelhölzern bereits 2021 anzufangen. „Wir brauchen auch Nadelhölzer, die beim Bau von Häusern genutzt werden können“, hat Stefan Belke (Niederhelden) die Fichte nicht völlig abgeschrieben und schließt eine Wiederanpflanzung nicht aus. Aber nur an Standorten, wo es auch Sinn mache. Gar nicht anfreunden konnte sich Stefan Belke, auch stellvertretender Ausschussvorsitzender, mit dem Waldbaukonzept NRW, an dem sich die Hansestadt bei der „Neubestockung“ des Stadtwaldes orientieren will.

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Ludger Gabriel von der Stadtverwaltung beschrieb das 198-seitige Waldbaukonzept NRW als Rahmen, der „als Vision zu verstehen ist“. Das Waldbaukonzept setzt auf eine nachhaltige Forstwirtschaft, standortgerechte Mischbestände und die Vermeidung von großflächigen Kahlflächen. „Wir werden den Wald als Rohstoff benötigen. Es spricht nichts gegen eine geordnete Waldbewirtschaftung mit Laub- und Nadelhölzern“, betonte der Umweltbeauftragte Plückebaum. Ausschussvorsitzender Strotkemper warb dafür, sich am Waldbaukonzept NRW zu orientieren. Dabei schloss der SPD-Politiker aus Ennest nicht aus, Flächen mit Totholz stehen zu lassen. Josef Belke sieht den Wald als wichtigen CO2-Speicher und plädierte für eine „aktive Forstwirtschaft“ mit möglichst schneller Wiederaufforstung.

Natürliche Verjüngen

Aber: „Die Natur macht, was sie will. Alles zupflanzen, ist zwar das einfachste Mittel, kostet aber viel Geld“, plädierte Stadtförster Franke-Hameke stattdessen für die natürliche Verjüngung und die Entstehung eines Vorwaldes, in dessen Schutz dann bei Bedarf angepflanzt werden könne.

„Jetzt schon anpflanzen, wo es sinnvoll ist“, entgegnete Nicole Kost (CDU). „Ergänzend pflanzen, wo keine vernünftige Naturverjüngung zu erwarten ist“, stimmte Stefan Belke seiner Parteifreundin zu. „Wir wissen nicht, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt und verlieren so Zeit“, ist für Stefan Hren (CDU) Abwarten die schlechteste Strategie. Am Ende ließ Bernd Strotkemper über einen Kompromissvorschlag abstimmen: Der Ausschuss soll im Frühjahr entscheiden, auf welchen Flächen im Stadtwald was neu gepflanzt wird.