Grevenbrück. Der freie Verkauf von Selbsttests ohne jede Beratung ist für Apotheker Thorsten Dunckel ein Unding. Denn die Tests sind nicht ungefährlich.

„Wir sind jetzt 16 Monate in der Pandemie und irgendwann muss man irgendwie mal Dampf ablassen“, sagt Apotheker Thorsten Dunckel, der in Grevenbrück in dritter Familiengeneration die Johannis-Apotheke betreibt. So schrieb er über Facebook einen offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn, um sich über den für Mediziner und Apotheker doch mehr als merkwürdigen Umgang mit den Corona-Selbsttests auszulassen. „Mache heute Notdienst im Sauerland… und jetzt hat es wieder an der Tür gebimmelt. Ich geh mal dem nächsten den Test erklären, damit der das ordentlich macht. Das macht nämlich nur der Apotheker vor Ort, auch am Feiertag, und nicht die vom Discounter“, schreibt Dunckel auf „westfälisch“ in seinem Post.

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Klingt lustig, ist aber ernst gemeint. Denn eigentlich sei es unglaublich, „dass die Leute mit solchen Laientests der Risikoklasse 3 allein gelassen werden“, so der 49-Jährige. Als vor einigen Wochen die sogenannten Alltagsmasken durch OP- bzw. professionelle FFP-2-Masken ausgetauscht werden mussten, „da wurde argumentiert, die Masken müssten wegen der Beratung über die Apotheken abgegeben werden, aber bei den Tests soll jetzt auf einmal der Beipackzettel reichen. Das hat mich maßlos geärgert“, sagt der Fachmann.

Abstrich in der Nase nicht ungefährlich

Viel besser wäre es gewesen, die Masken über die Supermärkte zu vertreiben und die Tests apothekenpflichtig zu machen. Die jetzige Regelung sei ein weiterer Bock des Gesundheitsministers, auch wenn dieser sicher nicht für alles, was in der Pandemie schief läuft, verantwortlich gemacht werden könne.

Fakt sei aber, dass der Abstrich mit dem Stäbchen in der Nase nicht so ganz ohne ist und zu Verletzungen führen könne, das habe ihm eine HNO-Ärztin erklärt.

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Das Apothekenteam in Grevenbrück bleibt deshalb konsequent. „Hier geht keiner einfach so mit dem Test in der Hand aus der Apotheke, sondern wir zeigen jedem, wie er den Test ordentlich durchführen kann.“ Dafür hat die Apotheke extra einen Dummy, also ein Kopfmodell angeschafft, an dem man den richtigen Abstrich mit dem Stäbchen erklären und zeigen kann. „Es gibt einige Dinge, die man beachten muss, die Tests sind zum Beispiel temperatur- und luftempfindlich. Wenn man das weiß, sei das Testen kein Hexenwerk, aber es müsse vernünftig erklärt werden.

Immer mehr Leute würden deshalb den etwas teureren Test, ca. 1,50 Euro, in der Apotheke kaufen. „Die Kunden sind sehr dankbar dafür, dass wir das hier so explizit erklären“, sagt Thorsten Dunckel. „Testen ist neben dem Impfen der richtige Weg, dann aber auch richtig“, so der Fachmann.

Jeder Test ist anders

So sieht es auch Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe: „Die allgemeine Verunsicherung bei den Kunden, ob sie beim Testen auch alles richtig machen, treibt die Menschen zu uns.“ Auf den Packungsbeilagen der Selbsttests seien kleine Bildchen abgedruckt, auf denen man kaum etwas erkennen könne. Problematisch sei, wenn Kunden eine telefonische Beratung wünschten. „Wir wissen ja gar nicht, wie der Test von Aldi funktioniert. Jeder Test hat seine eigene Verfahrensanwendung.“