Wenden/Rothemühle. Ein Duo aus Wenden will die Industriebrache von der Gemeinde kaufen. Ansiedlung von kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Für knapp 2,5 Millionen Euro hat die Gemeinde Wenden im Februar 2018 das elf Hektar große Areal der früheren Firmen Apparatebau/Balcke-Dürr in Rothemühle gekauft. Seitdem laufen die Planungen für eine künftige Nutzung der Industriebrache. Mit Flächenpool NRW nahm die Gemeinde Profis mit ins Boot. Zudem erarbeitet ein Gutachterbüro ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Jetzt zeichnet sich die große Lösung für den ganzen Komplex ab. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte Stefan Müller (45) aus Brün, dass er mit Alexander Czenkusch (41) aus Elben das Objekt von der Gemeinde kaufen will: „Wir möchten dort den Gewerbepark Rothemühle errichten.“

Das Projekt ist bereits weit vorangeschritten. Gespräche und Planungen laufen schon länger. Im nicht-öffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses informierte Stefan Müller über die Pläne. Die Resonanz der Politik war positiv. Zwar ist noch keine Entscheidung gefallen, doch deutet alles auf einen Zuschlag für die beiden Wendener Investoren hin. Wesentliches Indiz: Das Duo hat von der Gemeinde vor zwei Wochen die schriftliche Freigabe erhalten, aktiv Firmen als potentielle Mieter für den Gewerbepark unverbindlich anzusprechen.

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Die Verwaltung will zunächst noch das Ergebnis des ISEK-Verfahrens abwarten, das Mitte Mai vorgestellt wird. Dann soll die Politik über die Zukunft der Immobilie entscheiden. „Die aus ISEK entstehenden Ideen der Bevölkerung würden wir als Investor selbstverständlich gerne mit in unsere Planungen aufnehmen“, sagt Müller. Auf gewerbepark-rothemühle.de gebe es alle Infos.

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Seit einem halben Jahr stehe er mit Bürgermeister Bernd Clemens in Kontakt, so der 45-Jährige: „Die Gemeinde sucht seit drei Jahren vergeblich das gewünschte Gesamtkonzept für diese Immobilie. Wir haben dieses in monatelanger Arbeit erstellt. Mit dem Wendschen sind wir tief verbunden und keine Investoren aus Berlin. Vorteil ist: Wir wissen, was unsere Region braucht. Wir bedenken nicht nur die Sicht der möglichen Mieter, sondern auch die der anliegenden Bevölkerung.“

25.000 Quadratmeter

Ihm sei bewusst, dass das Areal mit 25.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche riesig sei: „Wir gehen ehrfürchtig da dran. Aber seit wir mit Mietern sprechen dürfen, steht das Telefon nicht mehr still. Es gibt eine wahnsinnige Resonanz. Das zeigt, dass ein Gewerbepark genau das ist, was wir für kleine und mittelständische Betriebe in Wenden brauchen. Wir können unser Konzept im Gegensatz zum Abriss sofort umsetzen.“ Und: „Diese Immobilie hat mehr als nur den Abriss verdient. Die Grundsubstanz ist in einem guten Zustand und die vorhandenen Gebäude passen super zum geplanten Konzept. Wir möchten den einzigartigen Industrie-Look beibehalten und für kommende Generationen ausbauen.“

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Der Gewerbepark soll auf drei Standbeinen basieren mit einem zentralen Pförtnerhaus. Priorität hat der Firmenpark mit der Ansiedlung kleinerer und mittlerer Industrie- und Handwerksbetriebe. Dabei setzen die beiden Investoren auf Synergieeffekte. „Bei uns zahlen die Mieter lediglich für ihre Produktionsfläche. Pförtner, Parkflächen und Aufenthaltsräume sind unser Anteil am Erfolg“, so Müller. Nach dem Umbau könnten Firmen im Herbst 2022 einziehen. Vorher sollen aber schon Duldungsanträge beim Kreis Olpe gestellt werden, so Müller.

Zweites Standbein ist der Lager-Park mit der Vermietung von Lagerflächen an Gewerbe und Privatpersonen. Hierfür sind die großen Hallen vorgesehen, in denen eine Beheizung uneffektiv wäre. Firmen könnten hier ihre sperrigen Güter lagern, aber auch an Stellplätze für Boote oder Wohnmobile ist gedacht sowie an das Lagern von landwirtschaftlichen Maschinen. Im Prinzip sind hier keine Grenzen gesetzt.

Festsaal und Café

Drittes Standbein soll dann später der Event-Park sein. Hier geht es um einen großen Festsaal für kulturelle Veranstaltungen, Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen sowie ein Café mit Außenterrasse und Spielplatz für Wanderer und Radfahrer.

Zunächst gilt der Fokus der Ansiedlung von Betrieben. Investor Alexander Czenkusch ist mit seiner Spedition ITC (30 Mitarbeiter) bereits eingezogen. Zudem sind dort unter anderem die Klinkerzentrale und die Hundestaffel der Polizei über zeitlich befristete Mietverträge untergebracht. „Je mehr unterschiedliche Firmen, desto größer ist die Möglichkeit, sich untereinander zu helfen. Schließlich sind wir später eine große Firmen-WG mit einer Philosophie des Füreinanders und Miteinanderdaseins“, betont Müller.

Keine Frage: Man spürt, dass bei Stefan Müller und Alexander Czenkusch viel Herzblut im Projekt Gewerbepark Rothemühle steckt. Beide sind tief verwurzelt mit dem traditionsreichen Industriestandort. „Ich habe dort damals ein Praktikum gemacht. Dann war ich viele Jahre Hausspediteur bei Balcke-Dürr“, erzählt Czenkusch. Und Müller war hautnah dabei, als die Werkstore 2017 für immer geschlossen wurden: „Ich habe dort die Lehre gemacht und bin als letzter Meister da weggegangen.“