Kreis Olpe. Die Fahrschulen sind zum Regelbetrieb zurückgekehrt. Die Pause führte zu weniger Routine bei den Fahrschülern. Viele brauche nun extra Stunden.

Endlich wieder halbwegs normal arbeiten. Natürlich unter Einhaltung aller Spielregeln, die Corona mitbringt. Seit Montag sind auch die rund 20 Fahrschulen im Kreis Olpe zum Regelbetrieb zurückgekehrt. Eine Schnelltest-Pflicht, die zunächst diskutiert wurde, gilt für das Land Nordrhein-Westfalen nicht. Der Sicherheitsstandard ist hoch, aber: „Man spielt jeden Tag ein bisschen Lotterie“, sagt Sven Laven, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Attendorn. Dabei gilt – natürlich – eine Maskenpflicht und alle wesentlichen Bestandteile im Auto – vom Lenkrad bis zum Blinker – müssen nach jeder Fahrstunde gründlich desinfiziert werden.

Online- statt Präsenzunterricht

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Monatelang durften die Fahrschulen im harten Lockdown zwar weiter ausbilden, allerdings nur unter strengen Bedingungen. So war der Betrieb bis zum 8. März nur für berufsbezogene Ausbildungen zulässig und für jene Fahrschüler, die bereits mehr als die Hälfte der verpflichtenden Stunden absolviert hatten. Für alle anderen galt: Fahrverbot. „Von vorher 380 Schülern waren plötzlich nur noch 25 Schüler am Fahren“, erzählt Laven. Der Theorieunterricht lief zwar weiter, allerdings nur online. Bis heute. „Für uns war das nicht die große Umstellung über ‘Zoom’ zu unterrichten. Obwohl ich liebend gerne im Präsenzunterricht bin, der ist interaktiver“, findet Laven. Nichtsdestotrotz sei der Distanzunterricht qualitativ nicht schlechter, zumindest seien nicht mehr Fahrschüler durch die schriftliche Prüfung gerasselt.

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Was sich schwieriger gestaltet, ist die Anknüpfung an Praxiseinheiten vor dem Lockdown. Also für diejenigen, die bis zu dem Zeitpunkt noch nicht die Hälfte ihrer Pflichtstunden absolviert hatten. „Da wird der ein oder andere mit Sicherheit ein paar extra Stunden nehmen müssen, weil er aus der Übung gekommen ist. Wir melden unsere Schüler erst zur Prüfung an, wenn sie sich sicher fühlen“, so Laven. Die Fahrschule habe – natürlich – finanzielle Einbußen gehabt. Diese seien aber nicht existenzbedrohend. „Ich bin gelernter Einzelhandelskaufmann. Ich glaube, wenn ich nicht richtig kalkuliert hätte, wäre es wirklich eng geworden“, so der 41-Jährige. Seine vier Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Seine Fahrschule sei mit einem blauen Auge davon gekommen. „Ich glaube, dass nicht alle Fahrschulen durchkommen werden.“

Bei vielen ist finanzielle Hilfe nicht angekommen

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Dass es für einige Kollegen finanziell arg bedrohlich wird, weiß auch Wolfgang Gräve, der im Fahrlehrerverband NRW Unterbezirksleiter für den Kreis Olpe ist. Er selbst bildet in seiner Verkehrsfachschule Südsauerland mit Filialen in Olpe, Drolshagen und Wenden von Berufskraftfahrern bis zu Motorradfahrern in allen Führerscheinklassen aus. „Wir sind breit genug aufgestellt und werden überleben. Meine Gedanken sind aber bei denjenigen Kollegen, bei denen kaum finanzielle Hilfen ankommen. Man darf nicht vergessen, dass wir drei Monate, seit Mitte Dezember, keinerlei Einnahmen mehr haben“, erklärt Gräve, der – anders als Sven Laven – kein Freund des digitalen Theorieunterrichtes ist.

Denn: „Die Jugendlichen hängen durch Homeschooling lange genug vor dem Bildschirm, dann müssen sie das am Abend nicht auch noch tun.“