Kreis Olpe. Monika Löcken leitet das Museum Wendener Hütte und das Südsauerlandmuseum in Attendorn. Wir blicken nicht nur auf das Corona-Jahr 2020 zurück:

Nach den jüngsten Verhandlungen zwischen Bund und Ländern hat Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für den kommenden Montag weitere Öffnungen in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Sofern der Inzidenzwert unter der Marke von 100 bleibt, dürfen unter anderem wieder Museen Besucher hineinlassen – allerdings nur mit einem Termin und unter Berücksichtigung der strengen Hygiene- und Abstandsregelungen. Ein Hoffnungsschimmer für die gebeutelte Museumslandschaft. Wir haben mit Monika Löcken, Leiterin der Wendener Hütte und des Südsauerlandmuseums in Attendorn, über die vergangenen Monate und die nahe Zukunft gesprochen.

Wann haben Sie das letzte Mal Besucher in ihren Museen empfangen?

http://iframe_newsletter_Olpe_WP_anmeldemaske_indexseite{esc#228263875}[xhtml]Monika Löcken: Das war Anfang November. Danach kam der Lockdown light und wir mussten schließen. In beiden Häusern war es so, dass wir Ausstellungen hatten, die von den Besuchern sehr gut angenommen wurden. Im Museum Wendener Hütte lief die Ausstellung Westfalen im Mondfieber, die wir einen Monat früher als geplant beenden mussten. Und im Südsauerlandmuseum waren die Fantastischen Wesen eingezogen, die auch wirklich fantastische Resonanz erhielten und damals noch eine weitere Woche zu besichtigen gewesen wären. Schade, dass wir beide Ausstellungen nicht beenden konnten.

Zur Person

Monika Löcken wohnt in Breckerfeld und hat einen Sohn. Die Historikerin hat in Münster und Freiburg studiert.

Für das Museum Wendener Hütte ist sie seit 1993 verantwortlich, das Südsauerlandmuseum leitet Löcken seit 2003.

Für die große Sommerausstellung in der Wendener Hütte sucht Monika Löcken noch Sponsoren.

Infos zu den Museen
gibt’s im Netz unter
www.suedsauerlandmuseum.de
bzw. www.wendener-huette.de

Wie sehr haben Ihnen im Corona-Jahr 2020 die Besucher gefehlt?

Die Besucherzahl hat sich im Jahr 2020 halbiert. Das liegt vor allem daran, dass keine Schulklassen in die Museen durften. Beide Museen sind als außerschulische Lernorte dafür ausgelegt, Inhalte zu vermitteln. Bei der Wendener Hütte geht es um technisch-ökologische Inhalte, im Südsauerlandmuseum bieten wir eine breite, kulturelle Bildung für Schüler an. Möglich ist dieses breite Angebot durch eine Vielzahl engagierter Museumspädagogen auf Honorarbasis, für die alle Einnahmen weggebrochen sind. Das ist schlimm. Schulklassen und andere Gruppen, wie beispielsweise Kegelclubs, waren im Prinzip überhaupt nicht mehr da. Wir hatten in beiden Museen ausschließlich Einzelbesucher und Familien. Dafür waren die Besucherzahlen gar nicht mal so schlecht. Wir haben zum Beispiel im Sommer gemerkt, dass die Menschen nicht in den Urlaub fahren konnten und dafür ins Museum gekommen sind.

Das bedeutet, die letzte Schülergruppe haben Sie vor Mitte März vergangenen Jahres gesehen?

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Wir hatten Anfang 2020 in Attendorn die Picasso-Ausstellung. Da haben wir nicht nur Schülergruppen begrüßen dürfen, sondern jeden Sonntag Familienführungen angeboten. Da war richtig was los. Wir hatten das Glück, dass diese Ausstellung „nur“ bis Mitte Februar lief. Ich kenne andere Kollegen, die teure Ausstellungen eingekauft hatten und dann überhaupt keine Einnahmen verbuchen konnten. Bei der Wendener Hütte waren wir zu dieser Zeit noch im Winterschlaf und haben die letzten Schülergruppen vermutlich im Herbst 2019 zu Gesicht bekommen. Das ist lange her.

Wie haben Sie die Zeit, in der Sie kaum oder gar keine Besucher hineinlassen durften, genutzt?

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Wir sind von Hause aus ein Sacharchiv – sowohl in Wenden als auch hier in Attendorn. Unsere Kernaufgabe besteht darin, Gegenstände zu sammeln, zu erforschen und zu inventarisieren. Dafür bleibt im normalen Alltag, wenn man sieben bis acht Ausstellungen im Jahr macht, kaum Zeit. Deswegen haben wir diese Phase genutzt, um unsere digitalen Inventare zu überarbeiten, digitale Vermittlungsmöglichkeiten auszuprobieren und unsere Magazine aufzuräumen.

Können Sie dem Jahr 2020 etwas Positives entnehmen?

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Wir haben – wie eben angedeutet – die Zeit sinnvoll genutzt und die notwendigen Arbeiten, wenn man so will, die Pflicht, erledigt. Aber die Kür – unsere Besucher – hat gefehlt. Das Feedback der Menschen, die durch unsere Museen schlendern, war nicht da. Insofern kann man sicherlich nicht von einem guten Jahr sprechen.

Wie schwer wiegt der finanzielle Verlust für die beiden Museen?

In Attendorn haben die Einzelbesucher und Familien einiges abgefangen, zum Glück. Im Südsauerlandmuseum haben wir Einnahmen ausschließlich über unsere Ausstellungsbesucher. Bei der Wendener Hütte ist das anders: Hier ist der Eintritt frei und wir generieren einen wichtigen Teil unserer Einnahmen über die Cafeteria. Die ist vollkommen in die Knie gegangen, was für den Museumsverein Wendener Hütte richtig bitter war. Zum Glück wird der Verein aber durch den Kreis Olpe und die Gemeinde Wenden als Mitglieder getragen, die das finanzielle Hauptgewicht tragen.

Gucken wir nach vorne. Was erhoffen Sie sich von diesem Jahr?

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Ich gehe zwar von einem Corona-Jahr aus, plane aber so, als ob es diese Pandemie nicht gäbe. Meine Jahrespläne sehen vor, dass wir an der Wendener Hütte wieder die monatlichen Schmiede-Vorführungen machen, den Mühlentag oder Chorfestivals anbieten. Nicht alles wird sich umsetzen lassen, das ist klar. In Wenden planen wir eine Ausstellung mit eigenen Beständen und werden unsere große schöne Mineraliensammlung zeigen. Dann plane ich eine attraktive Ausstellung, in der es um Höhlenmalereien geht, mehr kann ich noch nicht verraten. Das soll während der Sommerferien laufen. In Attendorn haben wir die Ausstellung Europäische Wahrzeichen. Die nächste Ausstellung, die jetzt starten sollte – Magie des Lichts –, habe ich abgesagt. Von Juni bis Dezember soll die Ausstellung Sonne, Mond und Sterne laufen. Hoffen wir, dass es funktioniert.

Warum geht’s dabei?

Um Planetenmodelle, um die Mondlandung und besondere Effekte durch 3-D-Brillen. Damit wollen wir den einen oder anderen Besucher locken.

Haben Sie Sorge, dass das Interesse am Gut Museum durch die Pandemie zurückgeht?

Das glaube ich nicht. Sobald wir wieder öffnen dürfen, wird das Interesse ungebrochen sein. Das haben wir im vergangenen Jahr zwischen den Lockdowns gemerkt. Außerdem haben wir als Museum ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn ich durch die Stadt gehe und die Leute mich ansprechen, merke ich, dass sie wieder zu uns wollen. Ich mache mir also keine Sorgen.