Olpe. Einzelhändler Klaus-Dieter Kraft aus Olpe baut in der Corona-Krise Brücken zwischen Online- und Offline-Handel. So sieht sein Hybridmodell aus:
Klaus-Dieter Kraft ist Einzelhändler mit Leib und Seele, sein Herz schlägt für die Mode. 1990 begann er seine Ausbildung in Köln, wechselte 1994 dann in den Betrieb, den seine Eltern Dieter und Petra Kraft 1977 in der Martinstraße in Olpe eröffnet hatten. 2005 wurde er gleichberechtigter Geschäftsführer. Ab März ist für Gründer Dieter Kraft Schluss. Mit 81 Jahren geht er in Ruhestand und sein Sohn wird als alleiniger Inhaber eines der etabliertesten Modegeschäfte für Herren in der Region weiterführen. Dabei hat es der stationäre Einzelhandel nicht leicht. Vor Corona schon nicht, und jetzt er recht.
Der neue Weg
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„Schwere Zeiten schärfen unseren Blick. Ich habe schon lange eine Vision und bin computer- und technikbegeistert. Durch Corona haben sich meine Ideen konkretisiert“, sagt der 53-Jährige, der nicht jammern, sondern neue Wege im Einzelhandel gehen will. Der Brücken bauen möchte zwischen Offline- und Online-Welten, analogen und digitalen Aktivitäten. Für Klaus-Dieter Kraft ist der stationäre Handel noch lange nicht tot. Er rüstet auf. Für Zeiten wie diese, aber vor allem für die Zeit danach. „Durch die vermehrten Online-Käufe entdecken die Menschen vielleicht gerade die Vorteile und den Wert des persönlichen Kontaktes und der persönlichen Beratung wieder ganz neu“, sagt der Modeexperte. Zusammen mit Digital Builders hat er nun einen sogenannten digitalen Zwilling seines Modegeschäftes entwickelt und macht seinen Kunden mit einer hybriden Kombination und intelligenten Vernetzung ein ganz besonderes maßgeschneidertes Angebot.
Die Alleinstellungsmerkmale
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„Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse hin zum Kunden habe ich schon länger geplant. Gegenüber den großen Online-Händlern können wir nur über Alleinstellungsmerkmale punkten. Als beratender Textileinzelhandel müssen wir also Mehrwerte generieren. Das wird natürlich nicht die Menschen ansprechen, die ausschließlich über Preisvergleiche einkaufen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Kauf von Textilien in Verbindung mit einer persönlichen Outfit-Beratung auch in Zukunft immer ein Marktsegment bleiben wird“, erklärt Klaus-Dieter Kraft, der Multichannel, Crosschannel und Curated Shopping zu einem großen Ganzen verknüpft. Hört sich wild an, ist es aber nicht und auch nicht schwer zu verstehen. Einiges davon gibt es schon länger, wird von Einzelhändlern wie Kunden spätestens seit Corona genutzt. Anderes ist neu, stammt vorderhand aus dem B2B-Bereich, ist dort schon etabliert und soll nun anders aufbereitet dem Endkunden zugutekommen.
Das Zukunftsmodell
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Das Zukunftsmodell von Kraft Moden beruht im Wesentlichen auf drei Säulen. Die erste ist die analoge exklusive Modeberatung im Geschäft, parallel dazu das Betreiben eines Online-Shops. Die zweite Säule ist das sogenannten Click and Reserve, bei dem der Kunde direkt vom Sofa aus Artikel reservieren oder bestellen und trotzdem vom Service des Einzelhandels profitieren kann. Zum Beispiel durch die Anprobe von vorab reservierten Artikeln im Laden oder – quasi andersherum – durch Lieferung der Waren nach Hause nach der persönlichen Beratung im Geschäft. Soweit, so gut. Völlig neu ist die dritte Säule, nämlich die exklusive Modeberatung mit dem Modeexperten per Video mit Show Desk. Das heißt, der Kunde und Klaus-Dieter Kraft treffen sich im virtuellen Raum, der quasi keine Grenzen setzt. Klamotten können im persönlichen Gespräch gesehen und begutachtet, Wünsche und Bedarfe geäußert und individuell bedient und ganz nach Geschmack zusammengestellt werden. Lieferung nach Hause inklusive.
Die Verknüpfung
„Das, was wir entwickelt haben, ist ein Gewinn für beide Seiten“, sagt Klaus-Dieter Kraft, überzeugt davon, dass der stationäre Handel dem Online-Handel viel entgegenzusetzen hat. Dass wie im Kampf David gegen Goliath Köpfchen gewinnt. „Die Pandemie hat die Transformation in digitale Welten beschleunigt und wird danach umso intensiver gefragt sein. Dem stellen wir uns mit unserem Angebot. Wir verknüpfen die Chancen und Vorteile der analogen und digitalen Welt und nutzen sie für uns und unsere Kunden“, erklärt der Geschäftsmann.
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Auf seiner Internetseite kann man beispielsweise auch einen virtuellen 360-Grad-Rundgang durch seinen Laden unternehmen, per Mausklick zu Hemden, Shirts, Schuhen, Sakkos und Anzügen wandern. „Unser Online-Angebot ist die Verlängerung unserer Vertriebskanäle zum Kunden hin. Diejenigen, die uns kennen, wissen um unsere Stärken. Die, die uns kennenlernen möchten, können das nach der Pandemie weiter durch einen Besuch in unserem Laden, ganz unverbindlich, in lockerer Atmosphäre und ohne Kaufdruck, oder eben im Netz auf verschiedenen Ebenen und das in vollem Umfang, heißt auch ganz individuell und persönlich“, erklärt der Online- und Offline-Modeexperte.