Gerlingen. In einem Schreiben haben sich Ortsvorsteher und Bürger an die Ratsvertreter gewandt. Neue Autobahn-Zufahrt soll forciert werden.

Ortsvorsteher Benjamin Hacke und einige Gerlinger machen mobil. Sie wollen, dass die Zeichen für die geplante Amazon-Ampel im Knotenpunkt Ludwig-Erhard-Straße/Koblenzer Straße (L 512) auf Rot geschaltet werden. „Wir fordern die Ratsvertreter auf, gegen die Ampel zu stimmen“, sagte Hacke im Gespräch mit unserer Redaktion.

Gerlingens Ortsvorsteher wendet sich mit einem Schreiben an den Wendener Rat

Wie berichtet, will die Firma Panattoni das Verteilzentrum für Amazon im Industriegebiet Auf der Mark bauen. Der Projektentwickler hat signalisiert, die Kosten für eine Ampelanlage zu übernehmen. Dafür gab es eine 7:4-Mehrheit im Bau- und Planungsausschuss. Die endgültige Entscheidung trifft aber am Mittwoch, 3. Februar, der Rat. Und hier fordern Ortsvorsteher Hacke und seine Mitstreiter ein eindeutiges negatives Votum. Ein Schreiben haben sie an die Fraktionsvorsitzenden, Bürgermeister Bernd Clemens und die Gerlinger Ratsvertreter geschickt.

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„Wir machen uns große Sorgen um die Lebensqualität und gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die extreme verkehrsmäßige Belastung in Gerlingen“, heißt es in dem von Ortsvorsteher Benjamin Hacke „im Namen einiger besorgter Gerlinger Bürger“ unterzeichneten Schreiben. Insbesondere die Diskussion der letzten Wochen gebe großen Anlass zur Sorge: „Aktuell wird mehr darüber gesprochen und berichtet, ob eine Ampelanlage im Bereich Zufahrt zum Industriegebiet sinnvoll ist oder nicht, als über die Lebensqualität und die gesundheitliche Belastung der Bürger in Gerlingen. Aus unserer Sicht ist diese Diskussion völlig fehl am Platz, zumal aktuell gar kein Handlungsbedarf besteht und die zu Grunde liegenden Informationen aus unserer Sicht mehr als fraglich sind.“

Vorwurf: Gutachten sei nicht repräsentativ und unzulänglich

Die Ist-Aufnahme im Panattoni-Gutachten nur an einem Tag sei nicht repräsentativ. Auch das IVV-Gutachten sei nicht aussagekräftig, da die Annahme der Ausweichrouten nicht untersucht worden sei und es keine Ausweichrouten gebe. Zudem werde unbelegt unterstellt, dass der Pkw-Verkehr aus dem Gewerbegebiet jeweils zu 50 Prozent Richtung Gerlingen bzw. Rothemühle/Wenden abfließt. Eine zusätzliche Abfahrt zum Industriegebiet A 4/A 45 sei als Alternative nicht untersucht worden. Auch ein Gutachten zur Verkehrsfluss-Optimierung Gerlingen liege nicht vor.

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Bei einer neuen Auffahrt auf die A 4 werde häufig auf Zuständigkeiten verwiesen und dass man schon mehrfach bei Straßen NRW vorstellig geworden sei - ohne Erfolg. Dann komme das Argument: zu nah am Autobahnkreuz (Mindestabstand zwei Kilometer): „Wir stellen uns die Frage, warum derartige Abstände in anderen Fällen nicht gelten?“ Ein Beispiel sei das Industriegebiet Eching in Bayern, wo die Abfahrt (nur für die Zufahrt zum Industriegebiet) etwa 500 Meter vom Autobahnkreuz Neufarn entfernt sei.

Forderung: „Wir brauchen jetzt einen Weg zur Entlastung von Gerlingen!“

Für alle Gerlinger sei es unzumutbar, auf eine Umsetzung einer solchen Abfahrt oder einer Ortsumgehung in Verbindung mit dem Industriegebiet Ruttenberg zu warten. „Wir brauchen jetzt einen Weg zur Entlastung von Gerlingen! Aus diesem Grund fordern wir alle Fraktionen des Gemeinderates der Gemeinde Wenden auf, gegen die Einrichtung einer Ampel an der Zufahrt zum Gewerbegebiet zu stimmen und alle Diskussionen und Entscheidungen im Sinne der Gesundheit der Bürger von Gerlingen zu führen. Stattdessen sollte die Gemeinde in einen Umsetzungsplan investieren, um eine Abfahrt für das Industriegebiet zu realisieren.“

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Vor weiteren Entscheidungen solle das Ergebnis der Verkehrsfluss-Analyse abgewartet werden, bevor mit der Installation der Ampelanlage weitere Fakten geschaffen werden. „Warum lässt die Gemeinde kein Gutachten zur gesundheitlichen Belastung der Gerlinger durch die hohen Verkehrsbelastungen erstellen? Von der Gemeinde lautet die Fragestellung immer nur: Wieviel zusätzlichen Verkehr verträgt die Straße? Wie viel Verkehr die Gerlinger noch vertragen, interessiert offensichtlich nicht.“

Als Sofortmaßnahme beantragen die Gerlinger die Verlegung der Bushaltestelle – Höhe Netto Fahrtrichtung Olpe – in den vorhandenen Buswendeplatz neben der Volksbank. „Der Bus hält auf der Straße und bringt den Verkehr bei jedem Halt zum Stillstand“, heißt es in dem Schreiben.