Gerlingen. Die Panattoni Germany Properties GmbH will das Gebäude in Gerlingen „Auf der Mark“ bauen und es an Amazon vermieten.

Die Ansiedlung von Amazon in Gerlingen wird konkret. Wie unsere Redaktion erfuhr, ist jetzt ein Bauantrag für ein Verteilzentrum im Industriegebiet „Auf der Mark“ auf dem ehemaligen Otto-Gelände beim Kreis Olpe eingereicht worden. Das bestätigte auf Anfrage Pressesprecher Hans-Werner Voß. Antragsteller ist die Panattoni Germany Properties GmbH, ein Immobilienmakler und Projektentwickler, der das Gebäude in Gerlingen errichten und dann an Amazon vermieten will. Für den Online-Versandriesen wäre es das erste Verteilzentrum in Südwestfalen. Zur Nachfrage, wie lange die Bearbeitung des Antrages beim Kreis Olpe als Bauaufsichtsbehörde für die Gemeinde Wenden dauere, sagte Voß: „Das ist in der jetzigen Phase nicht absehbar. Es wird bearbeitet.“

„Unser Vermieter hat den Bauantrag eingereicht“, bestätigte auf Anfrage auch Nadiya Lubnina von der Amazon-Pressestelle. Details zu dem Projekt wolle man derzeit noch nicht verkünden. Dies soll bei der nächsten Sitzung des Wendener Rates am 9. Dezember geschehen. Bei der Gemeinde Wenden ist der Antrag ebenfalls eingegangen. Nach unseren Recherchen möchte Amazon das Verteilzentrum im kommenden Jahr in Gerlingen realisieren.

Es soll sich um ein Verteilzentrum handeln, in dem Pakete aus den Logistikzentren für die Auslieferung an die Kunden sortiert werden, so Nadiya Lubnina: „Das ist die sogenannte letzte Meile. Da brauchen wir zusätzliche Kapazitäten.“ Amazon-Verteilzentren seien zwischen 5000 und 10.000 Quadratmeter groß, die Zahl der Beschäftigten liege zwischen 100 und 150. Auch in Gerlingen würde in drei Schichten gearbeitet.

10 bis 20 Lkw pro Nacht

Die stärkste Schicht sei die Nachtschicht, wenn die Pakete angeliefert werden, so die Amazon-Sprecherin. Dabei handele es sich um insgesamt 10 bis 20 Lkw, die - gleichmäßig verteilt über die Nacht- das Verteilzentrum anfahren. Die Pakete werden dann sortiert. Bei der Frühschicht würden sie in große Taschen gepackt und die Routen für die Zusteller vorbereitet. Dabei arbeite Amazon mit künstlicher Intelligenz. „Letzter Schritt ist dann, wenn die Fahrer die Taschen abholen. Jeder weiß, wo seine Tour steht.“ Das Abholen passiere erst nach 9 Uhr, damit man nicht in den Berufsverkehr komme, so Nadiya Lubnina: „12 bis 30 Fahrzeuge kommen gestaffelt, fahren in die Ladezone, beladen und fahren wieder weg.“ Pro Standort seien das insgesamt 150 bis 250 Sprinter-Fahrzeuge. In der Regel sei Amazon von einem Verteilzentrum aus tätig in einem Umkreis von 50 bis 70 Kilometer.

Protest der CDU

Die CDU Gerlingen macht mobil gegen die Amazon-Pläne. In einem Schreiben an Bürgermeister Bernd Clemens hatte sie gefordert, alles gegen eine Ansiedlung zu unternehmen.

Gerlingen sei die Ortschaft, die am meisten unter der Verkehrssituation der BAB-Kreuzung mit Abfahrten leide, so die CDU. Nun sollten im Rahmen der Ansiedlung von Amazon noch einmal bis zu 400 bis 500 Lkw-Bewegungen durch Gerlingen pro Tag stattfinden. Das sei eine völlig unzumutbare Situation.

Wie Bürgermeister Bernd Clemens betonte, handelt es sich aber um eine rein private Angelegenheit . Da sei die Gemeinde letztendlich außen vor.

In Gerlingen gibt es Widerstand gegen die Amazon-Pläne. „Wenn das wahr wird, dann können wir uns in Gerlingen ja direkt beerdigen lassen und der Verkehrskollaps wäre perfekt“ hatte Rentner Ludger Brüser im Gespräch mit unserer Redaktion betont. Auch die Gerlinger CDU kritisiert das Vorhaben wegen der zusätzlichen Verkehrsbelastung.

Konfrontiert mit dem Protest aus Gerlingen meinte die Amazon-Sprecherin: „Es gibt Gespräche. Bevor wir uns irgendwo ansiedeln, machen wir immer ein Verkehrskonzept, und es wird ein Verkehrsgutachten erstellt.“