Wenden. In Gerlingen wird eine neue Ampel installiert, um nach der Amazon-Ansiedlung ein Verkehrschaos zu verhindern. An der Entscheidung gibt es Kritik.

Die Gemeinde Wenden will das Angebot der Firma Panattoni, die das Verteilzentrum mit Parkhaus für Amazon im Gerlinger Industriegebiet auf der Mark baut, annehmen. Der Projektentwickler hatte in der digitalen Vorstellung des Vorhabens am 6. Januar signalisiert, Planungs- und Baukosten für eine Ampelanlage zur Verbesserung der Verkehrssituation im Knotenpunkt Ludwig-Erhard-Straße/Koblenzer Straße (L512) zu übernehmen. Dies empfahl der Bau- und Planungsausschuss dem Rat am Mittwochabend mit sieben Ja-und bei vier Nein-Stimmen.

Mit dem Straßenbaulastträger, Straßen NRW, sollen die notwendigen Schritte eingeleitet werden. Außerdem beschloss der Ausschuss die Anfertigung einer grundsätzlichen Verkehrsflussanalyse für die Ortsdurchfahrt Gerlingen. Diese Kosten soll nach dem Votum des Ausschusses ebenfalls Panattoni übernehmen.

Für die Betrachtung des Knotenpunktes hatte Bauherr Panattoni das Büro Inros Lackner SE aus Hannover beauftragt. Unter Annahme mehrerer Analysefälle wurde festgestellt, dass während der morgendlichen Spitzenstunde (6.45 bis 7.45 Uhr) der Knotenpunkt auch bei einer Amazon-Ansiedlung leistungsfähig ist. Während der nachmittäglichen Spitzenstunde (16.15 bis 17.15 Uhr) ist er dies jedoch schon jetzt nicht mehr. Dies betonte Dominik von Graevemeyer, Projektingenieur vom Büro Inros Lackner, der im Bauausschuss in der Gesamtschule virtuell zugeschaltet war. „Morgens klappt es, nachmittags aber nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht schon Handlungsbedarf. Mit einer Lichtsignalanlage gibt es eine Optimierung und der Verkehr fließt“, so von Graevemeyer.

Kreisel wäre noch besser

Noch besser sei an der Stelle, die ins Industriegebiet Auf der Mark führt, ein Kreisverkehr, doch sei dieser aufgrund des mangelnden Platzes nicht umsetzbar. Dies verhindert auch der Brückenpfeiler an der A 45. Neben der Ampel sei eine kleine Aufweitung der Ludwig-Erhard-Straße geplant. Die Kosten für die Errichtung der Lichtsignalanlage lägen bei 80.000 bis 100.000 Euro. Auch die Bauarbeiten an der Fahrbahn mit einer Rechts- und Linksabbiegespur bezahlt Panattoni. Dies werde vertraglich geregelt, so Markus Hohmann, Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung bei der Gemeinde Wenden: „Amazon ist es elementar wichtig, dass der Verkehr fließt.“

Das von der Gemeinde beauftragte Aachener Büro IVV und Straßen NRW hätten das Ergebnis vom Büro Inros Lackner bestätigt, so die Verwaltung. Die Maßnahme habe somit nicht nur für das Neubauvorhaben einen Vorteil, sondern würde die verkehrliche Anbindung des gesamten Gewerbegebietes verbessern. „Wir verschaffen Amazon einen Vorteil zum Nachteil von Gerlingen. Es gibt Staus von Dahl aus. Und wir packen am Ende noch eine Ampel da dran. Gerlingen wird dann noch mehr stranguliert“, kritisierte Robert Dornseifer (SPD). Er habe sich auch nicht vorstellen können, dass eine zusätzliche Ampel die Situation verbessert, so Baudezernent Hohmann: „Auch Straßen NRW ist die Situation in Gerlingen ein Dorn im Auge. Bei einem Ortstermin hat Straßen NRW aber ganz klar gesagt: Die Ampel verbessert die Situation vehement.“

Zusätzlich eine Verkehrsflussanalyse

Getrennt von der Ampel solle eine Verkehrsflussanalyse durchgeführt werden, erläuterte Hohmann. Die anderen Knotenpunkte in Gerlingen sollten ebenfalls betrachtet werden: „Es wird geprüft, ob man von ampelgesteuerten Knotenpunkten zum Kreisverkehr kommen kann.“

Den Antrag der SPD, erst eine Verkehrsflussanalyse durchzuführen und dann über die Ampel am Knotenpunkt Ludwig-Erhard-Straße/Koblenzer Straße zu entscheiden, lehnte der Ausschuss ab. „Fakt ist: Amazon kommt“, meinte Elmar Holterhof (Grüne): „Gerlingen kann man nur helfen mit einer Ortsumgehung. Nicht nur Amazon, sondern das ganze Industriegebiet braucht die Ampel. Die Firmen müssen ja auch auf die Straße kommen.“

Franz-Josef Henke (CDU) wollte wissen, „was passiert, wenn wir alle nicht zustimmen?“ Dazu erhielt er von Markus Hohmann eine klare Antwort: „Wenn der Rat der Ampel auch nicht zustimmen würde, gehe ich davon aus, dass Amazon kommt und der Knotenpunkt kollabiert. Der Rückstau, der jetzt schon da ist, würde sich verdoppeln.“