Kirchhundem. Die Gemeinde Kirchhundem will am 17. Mai ein Zeichen für Toleranz setzen. Nicht alle sind in diesem Fall dafür.

Am 17. Mai wird am Kirchhundemer Rathaus künftig immer die Regenbogenflagge wehen, das beschloss am Donnerstagabend bei einer Gegenstimme der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde. Bürgermeister Björn Jarosz machte zudem den Vorschlag, dass sich an diesem Tag, einem Montag in diesem Jahr, der Ältestenrat des Gemeinderats und interessierte Ratsmitglieder zum erstmaligen Hissen der Fahne mit Fototermin einfinden.

Cordes: Grenze überschritten

Wie viele dem Aufruf folgen werden, bleibt abzuwarten. CDU-Ratsherr Karl-Josef Cordes, bekannt für klare Worte, wird sicherlich nicht dabei sein. „Jeder hat das Recht, seine sexuellen Neigungen auszuleben“, aber normal sei eine homosexuelle Beziehung nicht. Normal sei die Sexualität zwischen Frau und Mann. In unserer Gesellschaft würden Minderheiten auch nicht unterdrückt, dafür sorge der Rechtsstaat. „Wenn eine anerkannte Minderheit ihre Sexualität wie eine Monstranz vor sich hertragen will, wird eine Grenze überschritten“, sagte der Würdinghauser und machte keinen Hehl daraus, dass er die Regenbogenflagge am Rathaus entschieden ablehnt.

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Sachliche Diskussion

Mit dieser Auffassung löste er eine Diskussion aus, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Mike Warnecke (Grüne) unterstützte den Antrag auf ganzer Linie: „Ich ärgere mich, dass dieser Antrag nicht von uns gekommen ist.“ Ähnlich äußerte sich Dr. Joachim Roloff (UK): „Ich bin seit 2014 Mitglied im Gemeinderat, aber ich habe mich noch nie über einen Tagesordnungspunkt so gefreut wie über diesen. Wir alle wissen, dass es Minderheiten sehr schwer haben.“ Mindestens zehn Prozent der Bevölkerung entsprächen nicht den Vorstellungen von der konventionellen Sexualität. „Wir reden hier deshalb über Normalität und nicht über Minderheiten.“

Auch Christoph Henrichs (UK) begrüßte den Antrag. Die Regenbogenflagge gebe es schon seit den Bauernkriegen. Sie sei weltweit ein starkes Signal für Toleranz, Akzeptanz, Frieden und gegen den Krieg. „Ich wurde aber auch von CDU-Mitgliedern angerufen, um die Flagge zu verhindern. Das hat mich geschockt“, wollte sich Henrichs einen parteipolitischen Hieb nicht verkneifen. CDU-Chef Färber nahm den Ball auf: „Ich als Fraktionsvorsitzender bin nicht von CDU-Mitgliedern angerufen worden.“ Die CDU-Fraktion unterstütze den Antrag. Es tue der Gemeinde gut, dieses Signal zu geben.

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Kritische Anrufe von CDU-Mitgliedern

Den Eindruck, dass er mit seiner Meinung allein stehe, wollte Karl-Josef Cordes so nicht stehen lassen. „Ich bin auch von vielen CDU-Mitgliedern angesprochen worden, um das zu verhindern.“ Dass es in der konservativen CDU die größten Vorbehalte gegen Homosexualität gebe, trat zum Abschluss auch Peter Meyer, CDU-Gemeindevertreter für Oberhundem, entgegen. Meyer, der mit einem Mann verheiratet ist, hatte den Antrag auf Hissen der Regenbogenflagge gestellt. Gerade aus der CDU heraus habe es viele Aktionen gegen die Diskriminierung von Andersdenkenden gegeben, sagte Meyer und nannte beispielhaft Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die die Diskriminierung und das Unrecht gegenüber Homosexuellen in der Bundeswehr bekämpfe. Außerdem stehe die Flagge für weltweite Solidarität mit diskriminierten Gruppen. Mit dem Vorschlag des Bürgermeisters (siehe oben) endete eine wohltuend sachliche Diskussion über ein sensibles Thema.