Bamenohl. Alex Menschel (36) aus Bamenohl ist fasziniert vom Lebensstil der Wikinger. Als Alrik Thoralfsson bloggt er über seine Erlebnisse in der Natur.

Eigentlich fühlte sich Alex Menschel schon immer eng mit dem Wald verbunden. „Ich kann mich dran erinnern, dass ich als Kind – da muss ich sieben gewesen sein – abends im Pyjama mit unserem Boxer ‚Dumbo‘ in den Wald gegangen bin. Einfach, weil ich es dort so schön fand“, sagt er. Problem war nur, dass er seinen Eltern nicht Bescheid gegeben hatte und es immer dunkler wurde. „Nach ein paar Stunden hatte mich dann der Schäferhund von der Nachbarin gefunden. Die Aktion gab erstmal Ärger. Auch wenn meine Eltern natürlich froh waren, dass ich unbeschadet wieder zuhause war“, erzählt Menschel und lacht. Angst habe er nicht gehabt. Dumbo war ja dabei. Und der Wald habe schon immer beruhigend auf ihn gewirkt.

Im Wald von Bamenohl vom hektischen Alltag entschleunigen

Heute ist Alex Menschel 36 Jahre alt und streift immer noch gerne durch die Wälder. Manchmal tagelang. „Der Ort, an dem ich schon als Kind gern hingegangen bin, liegt etwas oberhalb meines Elternhauses in Bamenohl. Und ist auch heute noch einer meiner Lieblingsorte, um mein Lager aufzuschlagen“, meint er. Hier kann er abschalten, wenn er zum Beispiel von seiner Frühschicht als Produktionshelfer bei Feinblech Systeme in Lenhausen kommt. Einfach entschleunigen vom hektischen Alltag. „Für mich gibt es nichts Schöneres als Ruhe“, sagt er.

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Aus dieser Liebe zur nahezu unberührten Natur ist über die Jahre ein gewisser Lifestyle erwachsen. Sogenanntes „Bushcrafting“. „Im Prinzip geht es darum, mit so wenig wie möglich in der Natur klarzukommen. Zurück zu den Wurzeln. In eine Zeit, in der die Menschen mit ihren selbst hergestellten Werkzeugen in der Natur überlebt haben“, erklärt Menschel. Schon in der Schule habe er sich vor allem für Erdkunde und Geschichte interessiert, sich fasziniert mit den Sagen der Kelten und Germanen auseinandergesetzt. Richtig begeistert war er allerdings von den Wikingern. „Die gelten ja eigentlich als die fiesen Piraten, die Angst und Schrecken verbreitet haben. Dabei verkennt man aber, dass die schon sehr weit im Schiffsbau entwickelt und damit wirtschaftlich erfolgreich waren.“ Die optischen Ähnlichkeiten – stattliche Figur, blond-rote Haare und langer Bart – bestärkten Menschel darin, sich gerne den Wikingern zugehörig zu fühlen.

Der "edle Herrscher" und "Sohn des Donnergottes"

Und er ist bei Weitem nicht der Einzige, der sich für das Leben im frühen Mittelalter interessiert. „Vor etwa fünf Jahren bin ich zum ersten Mal auf einen Mittelaltermarkt gegangen und war von Anfang an total fasziniert davon. Von der Kleidung, dem Handwerk, der Sprache, dem Essen“, so Menschel. Hier trifft er auf andere Menschen, die seine Begeisterung teilen. Um es noch authentischer zu gestalten und um sich tiefer in die Welt der Wikinger einzufinden, gibt er sich einen neuen Namen: Alrik Thoralfsson. Ein nordischer Name, der eine Abkürzung von „Adalrich“ ist und so viel wie „edler Herrscher“ bedeutet. Der Nachname kann in etwa mit „Sohn des Donnergottes“ übersetzt werden.

„Viele meiner Freunde nennen mich auch nur noch Alrik. Mein Stiefsohn übrigens auch“, meint der 36-Jährige. Dass er sich auf Facebook und Instagram mit seinem Wikinger-Namen angemeldet hat, war für ihn also ganz natürlich. Hier postet er schließlich auch regelmäßig Eindrücke aus seinem Leben in der Natur. Bilder von verschlungenen Wegen und wildwachsenden Pilzen. Bilder, auf denen er Holz mit der Axt spaltet oder Hirschfleisch über dem offenen Feuer grillt. „Ich möchte den Menschen damit zeigen, wie schön die Natur in ihrer Einfachheit und Schlichtheit ist“, so Menschel. Klar, in so einem Lager mit Zelt und Feuerstelle sei es nicht immer gemütlich, luxuriös schon mal gar nicht. Aber das ist auch gar nicht der Anspruch. Wenn es kalt ist, nimmt er sich eben eine Wolldecke und ein paar Felle mit. „Einfach wieder zurückgehen ist keine Option.“

Wikinger-Community kommt in Corona-Zeiten nicht mehr zusammen

Auch wenn es kein Fernsehen, kein Handyempfang und keine Ablenkung in den Tiefen der Wälder gibt: Langweilig werde es ihm nie. „Man kann eigentlich immer was machen. Holz fürs Feuer suchen, Feuer machen, schnitzen. Oder auch einfach nur mal dasitzen und über Gott und die Welt nachdenken,“ sagt Menschel. Eins nach dem anderen. „Ich bin kein Typ, der zwei Sachen gleichzeitig macht.“

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Was ihm momentan aber doch fehlt, sind die Gespräche, die im Lager geführt werden. „Wegen Corona kann unsere Truppe seit dem letzten Jahr ja gar nicht mehr zusammenkommen“, bedauert Menschel. Darunter sind Leute aus dem Ruhrgebiet, aber auch aus der Rhön. „Komischerweise wollen die meistens zu uns ins Sauerland, weil sie hier wirklich ganz in der Natur sind. Hier gibt es eben auch Abschnitte, auf denen keine Wanderer unterwegs sind und einen zutexten.“ Für die Zeit um Ostern herum sei nochmal so ein Treffen in Finnentrop geplant – wenn die Infektionszahlen es zulassen. Bis dahin wird Menschel noch einige Male allein losziehen. Um die Ruhe zu genießen.