Ottfingen. Der Dorfladen in Ottfingen ist darauf angewiesen, dass Bewohner lokal einkaufen. Gesellschaftlicher Mehrwert soll sich nach dem Lockdown erhöhen.
„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten“, sagte schon die italienische Kirchenlehrerin Katharina von Siena im 14. Jahrhundert. Das weiß auch das Team des Ottfinger Dorfladens, der nunmehr seit vier Monaten seine Türen geöffnet hat.
Die Idee, einen Dorfladen in Eigeninitiative zu betreiben, wurde vom Verein Zukunfts-Werkstatt-Ottfingen e. V. konkretisiert und schlussendlich in ein Geschäftsmodell überführt, das sogar durch Mittel aus dem Leader-Modell mitfinanziert wurde. Waren die Vorbereitungen im Zuge dieses Projektes bis zur Eröffnung am 27. August 2020 schon sehr spannend, so warten heute viele weitere Herausforderungen auf Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeiter, um den Laden im wahrsten Worte am Laufen zu halten.
Ehrenamtliche Mitarbeiter sind überzeugt vom neuen Angebot
„Wir geben hier tagtäglich alles, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Das muss sich natürlich erst einspielen. Aber wir sind guter Dinge, dass wir jeden Tag aufs Neue etwas dazulernen, das uns nach vorne bringt“, erzählt Martina Fischer. Sie ist mit Leib und Seele vom Konzept des Dorfladens überzeugt, hilft auch außerhalb ihrer Arbeitszeit noch ehrenamtlich im Laden und freut sich zusammen mit ihren Kollegen darüber, Teil dieser attraktiven Einkaufsmöglichkeit im Herzen von Ottfingen zu sein.
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Nachdem Robert Kirchner-Quehl im November das Amt des 1. Vorsitzenden auf eigenen Wunsch zur Verfügung stellte, wurde Olaf Arns zum Vorsitzenden gewählt. Der 50-jährige Familienvater ist selbstständiger Berater und Interim Manager und derzeit als Geschäftsführer in einem Mandat bei einem Unternehmen für Wasserschaden- und Brandsanierung in Köln tätig. Das Ottfinger Urgestein hatte bereits 2016 den Gedanken, in seinem Heimatort einen solchen Laden als Genossenschaft aufzubauen, falls das letzte Lebensmittelgeschäft schließen sollte. Seine Frau Vera steckt ebenfalls viel ehrenamtliches Engagement in den Aufbau und Erhalt des Dorfladens. „Für das ehrenamtliche Engagement ist es immer erforderlich, dass auch der (Ehe)Partner hinter dem Projekt steht. Leider ist dies allgemein immer seltener der Fall. Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Interessen da sehr gut zusammenpassen. Und wir haben ja sonst nichts zu tun“, so der neue 1. Vorsitzende schmunzelnd.
Marketing für den Dorfladen soll ausgebaut werden
Getreu dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ konnte im Dezember auch für den Bereich Marketing ein bekanntes Gesicht gewonnen werden: Silke Niederschlag, Angestellte der Kreisstadt Olpe im Amt Stadtmarketing und Kultur, ist gebürtige Ottfingerin. Öffentlichkeitsarbeit mit den Schwerpunkten Social-Media-Marketing und Mitgliederförderung sind ihre Stärken, deckt sie doch genau diese drei Themenfelder in ihrer täglichen Arbeit ab. „Ich freue mich sehr, meinen Heimatort bei diesem wichtigen und nachhaltigen Projekt zu unterstützen. Das Ehrenamt ist an dieser Stelle eine unverzichtbare Grundlage dafür, gemeinsam mehr erreichen zu können“, so die stellvertretende Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Olpe Aktiv e.V.
Bestell- und Lieferservice im Corona-Lockdown etabliert
Seit der Eröffnung des Dorfladens wurde viel Positives erreicht: Die Kunden müssen zum Einkaufen nicht zwingend in das Geschäft kommen, denn es gibt auch einen Bestell- und Lieferservice, der gerade älteren Menschen eine Unterstützung bietet. Gegen einen Pauschalbetrag von 5 Euro nehmen die Mitarbeiter die Bestellung auf, kommissionieren diese. Die Lieferung erfolgt derzeit jeweils dienstags- und freitagsnachmittags ab 16 Uhr bis nach ins Hause und wird durch ehrenamtliche Helfer umgesetzt. Das kleine Lieferfahrzeug stellt das Autohaus Hunold zur Verfügung. Wer seine Ware selbst im Geschäft zusammenstellt oder Getränke bestellt und sich diese nach Hause bringen lassen möchte, zahlt nur 1,50 Euro.
Auch die Bargeldversorgung ist in Ottfingen wieder sichergestellt, nachdem die Volksbank den örtlichen Geldautomaten Ende Oktober abschaltete. Kunden des Ottfinger Dorfladens haben nun die Möglichkeit, im Zuge eines Einkaufs ab 10 Euro bis zu 200 Euro Bargeld abzuholen.
Fokus liegt auf lokalen Erzeugnissen und Bioprodukten
Lokale Erzeugnisse und Bioprodukte kommen in Ottfingen sehr gut an. So bietet Familie Wiesner aus Dörnscheid beispielsweise frisches Olivenöl ihrer Haine vom Fuße des Duoro in Portugal zum Kauf an. Regionale Eier von Hof Siele sowie Senf-, Essig-, Honig-, Mehl- und Brotbacksorten heimischer Anbieter runden dieses Angebot ab. Hier sind für das neue Jahr weitere Aktivitäten und eine Ausweitung des Programms geplant.
„Das macht unseren Ottfinger Dorfladen so besonders. Auch die vielen verschiedenen Biersorten, die hier angeboten werden, sorgen für eine abwechslungsreiche Getränkeauswahl und dies zu sehr guten Preisen“, erklärte Olaf Arns. Nachdem die Erstbestückung auf Vorschlag der externen Lieferanten vorgenommen wurde, optimieren und ergänzen die Verantwortlichen des Dorfladens das Produktportfolio seit der Eröffnung auf eigene Faust. „Unsere Aufmerksamkeit gilt vor allem der Verfügbarkeit von wichtigen Artikeln aus dem Bereich Molkerei, Obst und Gemüse. Ebenso konzentrieren wir uns stärker auf Standardartikel. Besondere Saisonartikel werden reduziert. So wollen wir sicherstellen, dass wir jederzeit genügend Vorräte verfügbar haben“, sind sich die Dorfladen-Mitarbeiterinnen Martina Fischer und Ulrike Stock einig. „Dabei nehmen wir immer auch die Vorschläge unserer Kunden auf und prüfen die Umsetzbarkeit.“
Preise sind wettbewerbsfähig mit großen, regionalen Geschäften
Nichtsdestotrotz kann eine Einkaufs- und Versorgungsgenossenschaft wie diese nur langfristig Bestand haben, wenn es viele ehrenamtliche Helfer gibt und die Dorfbewohner nachhaltig Gebrauch von dem Einkaufsangebot vor Ort machen. Je mehr Umsatz erzielt wird, umso lebendiger kann der Laden gestaltet werden - zum Wohle der Gemeinschaft. „Daher möchten wir auf diesem Wege noch einmal an alle Ottfinger und an die Bewohner der umliegenden Dörfer appellieren, Einkäufe vor Ort zu tätigen, um das Projekt langfristig am Leben zu halten. Unsere Preise sind wettbewerbsfähig mit den großen Geschäften unserer Region“, verspricht Olaf Arns.
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Im ersten Schritt war der Kauf der Geschäftsanteile zwingend notwendig, um dieses Großprojekt überhaupt auf die Beine zu stellen, jetzt aber ist der Einkauf von Produkten vorrangig, um weiterhin langfristig bestehen zu bleiben. „Und wenn wir nach dem Lockdown wieder den Kaffeeautomaten in Betrieb nehmen können, wird der Dorfladen das gesellschaftliche Leben unserer Ortschaft ganz gewiss einmal mehr aufwerten. Hier stehen dann neben der Versorgung mit Lebensmitteln auch die Unterhaltung und der zwischenmenschliche Plausch im Mittelpunkt des Besuchs“, ist sich der Vorsitzende sicher.