Ottfingen. Josef Halbe aus Ottfingen ärgert sich. Der Grund: In dem Dorf gibt es keinen Bankautomaten mehr. Gerade für ältere Menschen ist das ein Problem.
Josef Halbe ist noch mobil. Zum Glück. „Aber es gibt auch viele in meinem Alter hier, die nicht mehr fahren können“, sagt der 84-jährige Rentner. Und genau für diese Menschen in Ottfingen werde es schwer, wenn sie gerne Bargeld abheben möchten. Denn in dem 2200-Einwohner-Dorf gibt es keinen Bankautomaten mehr. „Das heißt, dass die Leute sich dann ein Taxi nehmen oder jemanden aus der Verwandtschaft fragen müssen. Das geht doch nicht!“, findet Halbe.
Tatsächlich wurde die Volksbank-Geschäftsfiliale in Ottfingen bereits vor gut zwei Jahren geschlossen. Schon damals war absehbar, dass auch der Bargeldautomat im Dezember 2020 abmontiert werden sollte. „Das wurde jetzt allerdings schon Ende Oktober vorgenommen. Unser Rechenzentrum musste zu diesem Zeitpunkt ein notwendiges Update installieren. Auf diesem Automaten in Ottfingen war das aber technisch nicht mehr möglich, weil dieser ein Automat der alten Generation war“, erklärt Marco Heinemann, Vorstandsmitglied und zuständig für den Vertrieb bei der Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen.
Die Gründe
2018 habe die Volksbank ein Projekt zur Filialnetzoptimierung durchgeführt. „Das Ganze ist vor dem Hintergrund des zunehmenden Ertrags- und Kostendrucks auf Banken passiert“, erklärt Heinemann. Auch die Wettbewerbssituation habe eine Rolle gespielt. „Es gab keine andere Bank in Ottfingen, die etwas Vergleichbares angeboten hat. Seit Jahren nicht mehr.“ Genauso habe sich das Kundenverhalten verändert. Filialen werden nicht mehr so häufig aufgesucht, stattdessen werde das Banking über Apps zunehmend beliebter.
Die Alternativen
Wer Bargeld abheben möchte, habe dazu nach wie vor in den Volksbank-Filialen in Gerlingen, Wenden oder Hünsborn die Gelegenheit. Alles im Umkreis von rund drei Kilometern. „Gegen ein Entgelt haben wir auch einen Bargeld-Bringservice eingerichtet“, betont Heinemann. Über das Kunden-Center könne man eine Anfrage stellen und sich so das Bargeld nach Hause bringen lassen. Oft werde von diesem Angebot aber nicht Gebrauch gemacht. „Wir sehen das eher als eine Art Ventillösung“, so Heinemann.
Die einfachste Möglichkeit sei es, den Dorfladen aufzusuchen. „Über einen dort installierten Terminal hat jeder Ottfinger die Möglichkeit, Bargeld abzuheben“, betont Heinemann. Auch Josef Halbe kennt diese Option, kritisiert aber, dass Kunden dort höchstens 200 Euro pro Tag abheben können. „Es gibt doch immer mal wieder Situationen, in denen man auch mal größere Summen nicht mit Karte zahlen kann“, so der 84-Jährige.
Das Bedauern
Für Halbe ist ein Bargeldautomat auch ein Standortfaktor, an dem die Bewohner die Attraktivität ihres Dorfes bemessen. Der 84-Jährige ist in Ottfingen geboren und aufgewachsen, war von 1972 bis 1983 sogar Ortsvorsteher. Dementsprechend groß ist seine Verbundenheit zu Ottfingen. „Ich finde es schade, dass die Ortschaft, die immerhin die viertgrößte in der Gemeinde ist, so fallen gelassen wird“, bedauert Halbe.
Im Rahmen der Umstrukturierung habe die Volksbank versucht, die Entscheidung so transparent wie möglich zu machen. Heinemann: „Die Schließung ist keine Willkür. Aber die Fakten sprechen hier leider eine klare Sprache.“ Immerhin koste die Unterhaltung eines Geldautomaten jährlich rund 33.000 Euro – zu viel für das wenig frequentierte Ottfingen.