Kreis Olpe. Manche Grundschulen im Kreis Olpe haben noch keine digitalen Endgeräte erhalten. Einige Schüler holen noch Defizite aus dem ersten Lockdown auf.

Für die Grundschulen ist es eine komplett neue Situation, wenn sie nach den Weihnachtsferien ab dem 11. Januar in den Distanzunterricht wechseln. Denn anders als im ersten harten Lockdown sollen nun auch die Schüler der Jahrgangsstufen eins bis sechs von Zuhause aus lernen. Und obwohl die Grundschulen noch keine großen Erfahrungswerte in Bezug auf das Online-Lernen sammeln konnten, fühlen sich die Lehrer im Kreis Olpe weitestgehend vorbereitet auf die neue Situation. Trotzdem gibt es auch im zweiten harten Lockdown Probleme.

Marienschule Helden: Kontaktreduzierung und nicht Lernangebot steht im Fokus

„Wir sind gerade noch mitten in den Planungen und bereiten einen Elternbrief vor“, sagt Bettina Rath, Schulleiterin der Marienschule Helden. Sie zeigt sich zuversichtlich: „Wir nehmen die Herausforderung an. Wir haben schon im Vorfeld einen pädagogisch-organisatorischen Plan erstellt und werden jetzt zusehen, dass wir das alles möglichst gut auf die Beine stellen.“ Wie viele Kinder das für die Grundschulen vorgesehene Betreuungsangebot in Anspruch nehmen werden, könne Rath noch nicht absehen. „Da müssten wir erst mal die Eltern abfragen.“

Mit dem PC-Raum und der Medienecke, die in jeder Klasse vorhanden sei, fühle sich die Schule gut ausgestattet. Auch ausreichend Tablets seien vorhanden. „Die Kinder, die das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen werden, sollen die Möglichkeit bekommen, die Aufgaben unter Aufsicht zu erledigen. Auch an den Tablets. Wie und wann es für die Klassen beispielsweise eine Video-Schalte geben wird, erarbeiten die Lehrkräfte in den nächsten Tagen individuell“, so Rath weiter. Ein Urteil über den Sinn des Online-Unterrichts für die jungen Schüler möchte sich Rath nicht erlauben: „In erster Linie geht es gerade nicht um sinnvolle Lernangebote, auch wenn wir natürlich versuchen, diese weitestgehend zu bieten. Es geht um Kontaktreduzierung – und da werden wir das Bestmögliche versuchen.“

Grundschule Wendener Land: Tablets werden verliehen

„Wir hätten uns gewünscht, dass alle Kinder nach den Ferien wieder in die Schule kommen“, meint Wolfgang Linz, Schulleiter des Grundschulverbunds Wendener Land, zu denen die Grundschulen in Wenden und Rothemühle gehören. Denn gerade bei den jüngeren Schülern sei der persönliche Kontakt zu den Lehrkräften und zu den anderen Kindern sehr wichtig. „Aber die Zeiten sind momentan eben so schwierig, dass das eben nicht möglich ist. Deswegen müssen wir uns mit allen anderen auf den Weg machen, die Dinge für eine Zeit lang anders zu regeln“, ist Linz überzeugt. Und der andere Weg führe eben über das Digitale.

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An den beiden Standorten stehen den insgesamt rund 400 Schülern jeweils 27 Tablets zur Verfügung. Diese werden normalerweise im Schulalltag eingesetzt, können nun aber auch für die Zeit des Distanzunterrichts ausgeliehen werden. „Es gibt durchaus Kinder, die Zuhause sonst keine Möglichkeit haben, am Online-Unterricht teilzunehmen“, erklärt Linz. Vor einiger Zeit habe die Schule bereits die Eltern gefragt, wer über leistungsfähige Endgeräte verfüge. „Die Eltern, die technisch nicht so gut ausgestattet sind, werden jetzt nochmal gezielt angesprochen und darauf hingewiesen, dass sie sich ein Tablet ausleihen können“, so Linz. Im Notfall soll den Schülern analoges Material bereitgestellt werden. Denn manchmal hapere es nicht nur an der Ausstattung, sondern auch an dem Umgang.

„Aus den Erfahrungen der Vergangenheit und mit der letzten Notbetreuungssituation gehen wir davon aus, dass rund 20 bis 30 Schüler das Angebot der Betreuung wahrnehmen werden“, so Linz weiter. Vor allem wolle man aber nicht die Kinder aus dem Blickfeld verlieren, bei denen es mit dem Distanzlernen schwierig werde – sei es aufgrund einer Konzentrations- bzw. Lernschwäche oder unsicheren Familienverhältnissen.

Grundschulverbund Lennetal: „Desaster, dass wir online noch nicht so gut vernetzt sind“

„Dass es zum Distanzlernen kommt, war uns schon klar. Aber dass die Schulen jetzt tatsächlich geschlossen werden, das war überraschend“, gesteht Judith Baum, Schulleiterin des Grundschulverbunds Lennetal, zu dem die Grundschulen in Finnentrop, Bamenohl und Rönkhausen gehören. Zumal die Digitalisierung im Lennetal noch nicht so weit vorangeschritten ist, wie der harte Lockdown es derzeit eigentlich erfordert.

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„Wir haben schon vor zwei Jahren unser Medienkonzept eingereicht. Aber erst vor etwa vier Monaten wurde die Abfrage getätigt, wie viele Lehrkräfte und Schüler einen Laptop benötigen. Laut Schulträger sind diese Geräte auch schon da – aber leider eben noch nicht bei uns angekommen“, erzählt Baum. Wie schon im ersten Lockdown werden deswegen analoge und digitale Lernpakete für die Schüler bereitgestellt. Darin enthalten: Aufgaben für die komplette Schulwoche. Diese sind entweder über die Schulhomepage abrufbar oder können Montagmorgen vor der Schule abgeholt werden. „So versuchen wir uns über das Desaster, dass wir online noch nicht so gut vernetzt sind, hinwegzuhelfen.“

Auch Baum findet, dass der persönliche Kontakt zwischen Lehrern und Grundschülern essentiell ist. "Kinder benötigen eine Beziehung zur Lehrperson – und die kann man unter diesen Bedingungen nur sehr schwer aufbauen." Abgesehen davon zögen sich die Lernverzögerungen noch aus dem ersten Lockdown weiter durch. "Wir haben viele Kinder, die noch im Bereich des Aufarbeitens sind. Und gerade am Hauptstandort in Finnentrop haben wir einen Migrationsanteil von fast 70 Prozent. Da sind viele, die die Sprache überhaupt nicht sprechen. Wie sollen das dann die Eltern mit der Lernbetreuung leisten?"

Olpe: Warten auf das "Go" der Landesregierung an der Gemeinschaftsgrundschule Am Hohenstein

"Wir können noch nicht abschätzen, wie viele Kinder bei uns in der Notbetreuung sein werden", sagt Sonja Roseneck-Ermert, Schulleiterin an der Gemeinschaftsgrundschule Am Hohenstein in Olpe, am Donnerstagvormittag. Denn wie so häufig in der Corona-Krise seien die neuen Regeln zuerst gegenüber der Presse kommuniziert worden. "Wir haben aber noch nicht das Go der Landesregierung", erklärt die Olper Schulleiterin. "Wir können erst handeln, wenn wir die Schulmail vom Ministerium bekommen haben."

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Dennoch wird sich an der Gemeinschaftsgrundschule Am Hohenstein so gut es geht vorbereitet. Die Lehrerinnen und Lehrer an der Gemeinschaftsgrundschule bauen auf sogenannte „Padlets“ – digitale Pinnwände, bei denen den Schülern Aufgaben zugewiesen werden, die sie erfüllen sollen. "Bei Grundschülern macht es wenig Sinn, mit Videokonferenzen zu arbeiten. Sie sind zu stark auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen", sagt Sonja Roseneck-Ermert. Trotzdem sollen die Schülerinnen und Schüler "möglichst selbstständig" arbeiten können. So gibt es zum Beispiel kleinere Videos und Tonspuren.

Distanzunterricht in Olpe: Nicht jeder Schüler hat die notwendige digitale Ausstattung

Sind die digitalen Möglichkeiten bei den Kindern Zuhause nicht ausreichend gegeben, werden die Arbeitsblätter ausgedruckt. "Im Zweifelsfall werfen wir sie auch in den Briefkasten." Das Wichtigste: "Wir wollen den Kontakt zu den Kindern nicht verlieren", so Roseneck-Ermert. Daher versuchen die Lehrer an der Olper Grundschule, mindestens zweimal in der Woche einen "persönlichen Kontakt" über einen Videochat zu den Kindern zu bekommen. "Die Kollegen sind für die Kinder ansprechbar."

Sonja Roseneck-Ermert betont: "Wir müssen einen Weg finden, um niemanden abzuhängen." Die Kinder sollen eine Struktur in ihrem Alltag trotz Lockdown beibehalten können. Der Unterschied zum ersten Lockdown an der Olper Grundschule: Im Distanzunterricht 2021 geht es nicht nur um das Wiederholen und Verfestigen von bereits bekannten Schulinhalten, sondern um neuen Stoff. "Diesmal haben die Kinder eine Bringschuld. Was sie tun, geht in die Leistungsbewertung mit ein." Sonja Roseneck-Ermert hofft, dass Schüler und Eltern die Zeit während des Lockdowns nutzen, um ihre Kontakte gering zu halten. Dann sei ihre Schule hoffentlich bald wieder voller Kinder.

Heinsberg: Notbetreuung vorrangig nicht durch Lehrkräfte

Ulrike Göbel-Kohtz, Schulleiterin der Grundschule Heinsberg, freut sich, dass sie die Mail des Schulministeriums um 12.40 Uhr am Donnerstagmittag endlich bekommen hat. „Nun kann ich mich hinsetzen und die Anmeldeformulare für die Notbetreuung fertig machen", sagt sie. Auch sie kann derzeit nicht abschätzen, wie viele Schüler notbetreut werden müssen. Das Land NRW sieht vor, dass die Notbetreuung vor allem von anderen Kräften als von den Lehrkräften durchgeführt werden soll. "Bei uns werden die Mitarbeiter aus dem Offenen Ganztag und unsere Sozialpädagogen da sein", sagt Göbel-Kohtz.

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Auf das Onlinelernen, das auch in Heinsberg mittels "Padlets" stattfinden wird, sind sie und ihre Kollegen vorbereitet. Auch die Aufregung bei den Schülern und Eltern über den Distanzunterricht hält sich in Grenzen. Das größere Problem an der Grundschule Heinsberg ist, dass oft ein Drucker bei den Familien Zuhause fehlt. "So können Arbeitsblätter nicht immer ausgedruckt werden." Die digitale Ausstattung der Schüler ist sonst glücklicherweise auf einem hohen Niveau. "Von den 135 Kindern haben nur ungefähr zehn keinen Laptop", so die Heinsberger Schulleiterin. Aber auch hier fehlen die durch die Landesregierung versprochenen Endgeräte. "Die Bestellung ist auf dem Weg, aber es sind noch nicht alle da."

Drolshagen: "Distanzunterricht ist schwierig"

Petra Schmidt, Leiterin der Gräfin-Sayn-Schule Drolshagen, hatte gehofft, der neuerliche Lockdown für die Grundschulen wäre nur für eine Woche verlängert worden: "Wir versuchen unser Bestes, aber Distanzunterricht ist schon schwierig. Einem Erstklässler das Minus-Rechnen über Videokonferenz beizubringen, ist eine echte Aufgabe." Derzeit sei sie damit beschäftigt, die Notbetreuung zu organisieren: "Eltern, die aus beruflichen Gründen auf die Betreuung ihrer Kinder bei uns von 8 bis 16 Uhr angewiesen sind, können einen Antrag stellen." Bislang sei die Anmeldezahl aber gering: "Nur etwa 20 haben sich gemeldet, bei rund 450 Kindern ist das überschaubar."

Sollte es in Haushalten keinen Computer oder kein Ipad geben, könnten Eltern sich ein Gerät in der Schule abholen. Aber auch hier herrsche kein Massenandrang: "Wir haben bisher erst 13 Meldungen von Eltern, die für ihr Kind ein Ipad ausleihen wollen", sagt Schmidt.

Die Kinder, ist sich die Pädagogin sicher, würden den normalen Unterricht vermissen: "Jetzt schon wieder drei Wochen kein Unterricht in der Schule, das ist schon lang. Sie können sich ja auch untereinander nicht treffen, keinen Sport machen, nichts."